
Wildeshausen. Zwei völlig verschiedene Halbzeiten haben die Zuschauer beim packenden Gipfel der 1. Fußball-Kreisklasse in Wildeshausen gesehen. Die erste Hälfte dominierte der KSV Hicretspor Delmenhorst mit einer 2:0-Führung plus vergebenem Strafstoß, der kurz nach Wiederanpfiff sogar das 3:0 nachlegte. Doch eine Ampelkarte brachte den VfL Wildeshausen II nicht nur in Überzahl, sondern auch ins Spiel zurück. Am Ende stand ein leistungsgerechtes 3:3 (0:2)-Unentschieden, das beiden Mannschaften gerecht wird und im Aufstiegsrennen alle Chancen lässt. „Das 3:3 geht in Ordnung“, befand VfL-Trainer Andree Höttges zu Recht.
Beide Kontrahenten mussten bislang erst eine Saisonniederlage einstecken – zugefügt jeweils von der Reserve des VfL Stenum. Am Mittwoch hatten die überraschend starken Stenumer in Harpstedt die erste Pleite kassiert (0:2), rehabilitierten sich aber am Freitag mit dem 4:1 gegen die SF Wüsting. Damit führt Stenum II mit 24 Punkten weiter vor Wildeshausen II (22), dem SV Tungeln (20) und Hicretspor (18). Momentan kann man fast schon von drei Aufsteigern ausgehen, sofern keiner der hiesiegen Bezirksligisten in die Kreisliga absteigen muss.
„Mit einem Punkt könnte ich heute gut leben“, sagte Hicretspors Trainer Timur Cakmak angesichts der Wildeshauser Formation. Höttges hatte sich Rene Tramitzke aus der ersten Mannschaft ausgeliehen und konnte es sich leisten, Toptorjäger Henning Nitzsche zunächst mal draußen zu lassen. Mit Tramitzke und Jannis Oberbörsch – zuletzt sechsfacher Torschütze beim 13:0 gegen den TuS Vielstedt – boten die Gastgeber zwei Sturmtanks auf, die Cakmak Kopfzerbrechen bereiteten. Allerdings haben die Delmenhorster mit Germain Martens ein ähnliches Kaliber in ihren Reihen. Nach sehr intensiver Anfangsphase mit optischer Überlegenheit der Platzherren fuhr Hicretspor den ersten erfolgreichen Konter. Meric Özdemir flankte exakt auf Martens, der per Kopf zum 0:1 traf (25.).
„Wir haben in der ersten Halbzeit einiges vermissen lassen. Wir wollten alles spielerisch lösen und haben zu wenig Zweikämpfe gewonnen“, analysierte Höttges. Nur Robin Landgraf kam gefährlich zum Abschluss, Harun Uzun parierte (28.). Fünf Minuten später hätte es 0:2 stehen müssen, als Hector Hüls Tuna Gizir im Strafraum foulte und Özdemir zum Elfmeter antrat. Doch VfL-Keeper Maik Backhus reagierte stark und holte sich auch den Nachschuss. Beim 0:2 in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs war auch Backhus machtlos, Mustafa Yildiz traf per Kopf nach Ecke von Özdemir.
Trotz der starken Leistung schwante Cakmak Böses: „Das werden lange zweite 45 Minuten.“ Kurz darauf konnte er jedoch das 0:3 bejubeln, Martens erzielte sein siebtes Saisontor nach Vorlage von Mustafa Yildiz (52.). Der KSV war auf der Siegerstraße, brachte sich aber durch eine Ampelkarte gegen Tuna Gizir (58.) wegen wiederholten Foulspiels selbst in Schwierigkeiten. „Warum bin ich nur immer so aggressiv?“, haderte Gizir, der direkt nach Verlassen des Platzes das 1:3 durch VfL-Joker Bastian Flege (59.) miterleben musste. In Überzahl stellte Wildeshausen II auf Dreierkette um, Höttges brachte jetzt auch Nitzsche. „Die spielen mit vier Stürmern“, sah Cakmak der Wildeshauser Schlussoffensive entgegen.
Zunächst prallten die Angriffswellen an den bärenstarken Innenverteidigern Yusuf Kalmis und Emre Hitaloglu ab, die nahezu jedes ihrer unzähligen Kopfballduelle gewannen. Martens hatte noch eine Konterchance (67.), der Rest war Abwehrschlacht. Nico Krumdiek traf nach schöner Flanke von Marcel Fiedler zum 2:3 (80.) und Tramitzke schlenzte einen Freistoß aus 18 Metern ins kurze Eck (83.) zum 3:3-Ausgleich. Der extrem geforderte und sehr ansprechend leitende Schiedsrichter Keno Rademaker packte sieben Minuten Nachspielzeit drauf, doch Hicretspor hielt stand und bleibt damit seit acht Spielen ungeschlagen.
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