
Önder Caki: Die Wettkampfhärte fehlt uns momentan. Die Winterpause war lang, und wir hatten zwar Freundschaftsspiele auf Kunstrasen ausgemacht, aber die sind witterungsbedingt alle ausgefallen. Also konnten wir nur trainieren. Aber das sind nun mal keine Wettkampfverhältnisse, die Zweikämpfe werden einfach anders geführt. Gegen den SV Wilhelmshaven (gegen den Baris am Sonnabend mit 2:7 unterlag, Anmerkung der Redaktion) hat man das im Rückzugsverhalten gesehen. Vor der Winterpause ist die Mannschaft auch mit einer ganz anderer Mentalität und Haltung aufs Feld gegangen. Da hatten wir im Vorfeld schon gewonnen, das ist momentan nicht so.
Wie kann man diese Sperre im Kopf lösen?Wir hoffen, dass wir mal einen guten Tag haben und ein Spiel gewinnen. So bekommen wir ein Erfolgserlebnis. Und so löst sich dann hoffentlich auch die Sperre im Kopf.
Was funktionierte denn in der Hinrunde besser?Wir konnten am Anfang der Saison nicht gerade mit unserer Fitness prahlen, weil wir die Vorbereitung nicht wie in der Vorsaison absolvieren konnten. Das hat man dann zum Beispiel gegen Wildeshausen gesehen (Baris verlor in der ersten Pokalrunde mit 0:7 gegen den VfL, Anmerkung der Redaktion). Aber wir konnten dann Woche für Woche spielen und so den Fitnessrückstand aufholen. Im Training konnten wir speziell an kleineren Dingen arbeiten. Momentan fehlt der Bezug zum nächsten Spiel aufgrund der langen Pause und unregelmäßigen Spiele. Wenn wir jetzt wieder im Wochenrhythmus spielen, wird man das der Mannschaft anmerken.
Ist Baris schlechter als in der Hinrunde?Wir haben bewiesen, dass wir mit jeder Mannschaft der Liga mithalten können. Wir müssen uns vor niemandem verstecken, wenn wir unsere Fähigkeiten abrufen. Kleinigkeiten fehlen aber. Beispielsweise fehlen im defensiven Bereich erfahrene Leute, um von hinten heraus den Spielaufbau zu verbessern. Auch die defensive Organisation könnte mit einem Führungsspieler besser sein. So einen Leader bräuchten wir hinten. Dort sind die Spieler noch nicht erfahren genug. Ich habe selber 15 Jahre bei Baris defensiv gespielt und weiß, wie schwer das ist, welche Verantwortung man da trägt. Momentan ist kein Spieler in der Lage, diese Verantwortung komplett zu übernehmen. Es wäre dann auch für die anderen Spieler einfacher. Dazu kommt, dass wir momentan viel umstellen müssen aufgrund von Verletzungen, Arbeit und Urlaub. So können wir nie die gleiche Elf aufbieten. Das geht anderen Teams auch so, aber bei uns merkt man das schon sehr.
Wie bewerten Sie die Offensivleistung?In der Offensive brauchen wir uns eigentlich keine Gedanken zu machen. Wenn die Jungs fit sind, finden sie vorne Möglichkeiten. Sie sind stark genug. Wir haben auswärts gegen Abdin drei und in Wilhelmshaven zwei Tore gemacht, hätten gerade in Wilhelmshaven aber drei oder vier mehr erzielen müssen.
Ist der Überraschungseffekt weg, dass die Gegner Baris nicht kannten und das Team deshalb unterschätzten?Das würde ich nicht sagen. Auf unsere Offensiven kann man sich kaum einstellen. Klar haben Dennis Kuhn und Devin Isik mehr Tore als die anderen gemacht, aber elf verschiedene Leute haben bei uns getroffen. Wir können immer gefährlich sein. Wir haben knapp zehn Leute, die offensiv auf allen möglichen Positionen eingesetzt werden können.
Auf welche Spieler kommt es jetzt besonders an?Mert Caki und Cuma Caliskan sind zwei Spieler, die rackern 90 Minuten rauf und runter. Gerade Caliskan gibt in jedem Training immer 100 Prozent. Das sieht man bei den anderen Spielern kaum. Wenn die beiden konstant bleiben, sind das Führungsspieler.
Wo setzen Sie die Schwerpunkte im Training?Wir werden das Augenmerk in den kommenden Wochen sicherlich auf die Defensive legen. Wir wollen uns da vernünftig aufstellen und im Zweikampfbereich verbessern.
Haben Sie Sorgen, doch noch in den Abstiegskampf zu rutschen?Die Abstiegsränge sind noch zwölf Punkte entfernt, und die Teams unten müssen erst mal einige Spiele gewinnen. Natürlich ist alles möglich, wenn wir sechs, sieben Spiele verlieren. Es könnte dann eng werden, aber ich denke und hoffe, dass wir den Klassenerhalt vor den letzten Spieltagen klarmachen. Es spielt dabei auch keine Rolle, wer der Gegner ist. Wenn wir den entsprechenden Willen zeigen, dann gewinnen wir auch. Das hat man in der Hinrunde gesehen.
Wie fällt Ihre Zwischenbilanz nach einer halben Saison Bezirksliga aus?Ich habe schon spielerisch stärkere Mannschaften erwartet, die uns auch mal unsere Grenzen aufzeigen. Das ist vielleicht ein oder zweimal passiert. Einige Mannschaften haben die Erfahrung, einen knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Aber spielerisch sind die meisten Mannschaften nicht besser als die in der Kreisliga, einen deutlichen Unterschied gibt es da nicht.
Das Interview führte Michael Kerzel.Önder Caki
ist seit der Saison 2013/14 Trainer des SV Baris Delmenhorst. Bereits in den Jahren 2007 bis 2011 fungierte er dort als Übungsleiter, bevor er eine Pause einlegte. Zuvor stand er 15 Jahre für den SV Baris als Spieler auf dem Rasen. In der vergangenen Saison führte er den Verein erstmals in die Bezirksliga. Dort gehören die Delmenhorster zu den offensivstärksten, aber auch defensivschwächsten Mannschaften und stehen aktuell im gesicherten Tabellenmittelfeld. Caki ist 45 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Söhne. Mert spielt bei Baris, Anil steht bei der A-Jugend des VfL Stenum im Tor.
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