
„Ich bin stocksauer. Ein 4:2 dürfen wir nicht mehr aus der Hand geben. Das ist mir unverständlich“, lautete der kurze aber treffende Spielkommentar von Jörg Segerath, der mit Issam El-Madhoun das Trainergespann der SAV bildet.
Die Vegesacker standen nach Spielschluss größtenteils mit ausdruckslosen Gesichtern auf dem Platz, während Grohns Trainer Waldemar Krajczyk allen „Husaren“ freudig gratulierte. Da nimmt also der Tabellenletzte SV Grohn eine Woche nach der 0:12-Pleite beim Spitzenreiter Bremer SV einen Zähler mit von der auf den fünften oder sechsten Platz ausgerichteten SG Aumund-Vegesack – und das insgesamt gesehen nicht einmal unverdient.
SAV-Abwehrfehler
„Wir sind super in das Spiel reingekommen“, sagte später Waldemar Krajczyk in seiner Analyse nach der Gratulationstour. Das 1:0 in der dritten Minute erzielte der freistehende Shirwan Hüssein Khalef nach einer Freistoß-Flanke von Maciej Gawronski von der Mittellinie. „Weil keiner absichert!“, schimpften Jörg Segerath und Issam El-Madhoun aus ihrer Coachingzone heraus. Ein weiterer SAV-Abwehrfehler ermöglichte Grohns Mannschaftsführer Özgür Kara den 2:0-Vorsprung, als er von Ercan Kaya sehr schön freigespielt wurde und per Bogenlampe SAV-Torsteher Justice Kuoje Abban überwand (22.).
Die Vegesacker hatten nur zwei Volleyschüsse von Yavuz Simsek und Vinzenz van Koll zu verzeichnen, allerdings auch einen Außenpfosten-Treffer von Matthias Märtens in der 41. Minute. Die Gastgeber hatten viel Ballbesitz, machten aber nichts daraus, und ließen den Grohnern überdies im Mittelfeld zu viel Platz, so dass das Tabellenschlusslicht mitspielen konnte anstatt sich nur hinten reinzustellen. Erst durch das Anschlusstor noch vor der Halbzeitpause (43.) durch Vegesacks Mannschaftskapitän Abdullah Basdas schien sich das Blatt doch in die erwartete Richtung zu wenden. „Das Tor darf nicht fallen. Die Hereingabe von der Grundlinie durch Clinton MC Mensah Quarshie dürfen wir einfach nicht zulassen“, ärgerte sich Waldemar Krajczyk. „Es war zu erwarten, dass Vegesack dann mit Druck aus der Kabine kommt.“ So passierte es.
Starker Jannis Kurkiewicz
„Überragend“, nannte der Grohner Trainer den Auftritt des SAV-16ers Jannis Kurkiewicz und dessen lupenreinen Hattrick mit den Treffern zum 2:2 (51.), 3:2 (60.) und 4:2 (73.). Seinem Schlussmann Alexander Janosch machte Waldemar Krajczyk explizit keinen Vorwurf. Dieser schimpfte nach dem 4:2 allerdings auf seine Vorderleute: „Ihr steht da wie Kegel.“
Doch der SV Grohn erholte sich überraschenderweise nochmal von diesem Schock. „Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass die Mannschaft aufgibt und der Drops gelutscht ist“, sagte Waldemar Krajczyk und sollte Recht behalten. „Weil wir die Ordnung wieder verloren haben“, gab Jörg Segerath zu. So durfte der SV Grohn wieder an der Sensation schnuppern, als Ercan Kaya im Strafraum gefoult wurde und Maciej Gawronski den Elfmeter flach in die Mitte zum 3:4 einschoss.
„Noch zehn Minuten“, ermunterte Waldemar Krajczyk seine Kicker, die zwar weiterhin in Sachen Ballbesitz der SG Aumund-Vegesack unterlegen waren, ihr Herz aber bei den wenigen Offensivaktionen in beide Hände nahmen. Zumal Özgür Kara als einziger nomineller Grohner Stürmer schon ausgewechselt war.
Dass mit Tim Chukwuemeka Megafu, der zur Pause für den jungen Florian Samorski kam, ein Einwechselspieler die Freistoßflanke von Ercan Kaya unter die Latte zum 4:4-Endstand köpfte, war irgendwie bezeichnend. Der SV Grohn hatte an diesem Tag das Glück gepachtet. „Das nehmen wir gerne an, denn wir hatten auch schon mal Pech, beispielsweise gegen Habenhausen, als wir das 1:2 in letzter Minute bekommen“, freute sich Waldemar Krajczyk. Sein Pendant Jörg Segerath dagegen war einfach nur bedient. Und mehr Zuschauer als die 65 frierenden hätte dieses Nachbarschaftsderby auch wirklich verdient gehabt.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Die Verabreichung an einige Allergikergruppen ist sehr wahrscheinlich mit einem geringeren Risiko ...