
Grambke. Die Nachricht traf die Landesliga-Männer des SV Grambke-Oslebshausen wie ein Keulenschlag: „Handball ohne Backe, das geht doch gar nicht!“, meinte der SVGO-Kreisläufer Tobias Götz. „Ich bin doch damals extra hierher gekommen, weil das Spielen mit dem Baumharz in der Sperberstraße erlaubt war.“
Jetzt ist es das nicht mehr. Das Elixier eines jeden Handballers, dank dem unter anderem die spektakulären Trickwürfe möglich sind, ist im Sporttempel in Oslebshausen nun verboten. Nicht zuletzt deshalb, weil es eben nicht nur an den Händen haftet, sondern trotz hohem Reinigungsaufwands auch an einigen anderen Ecken in der Halle störend klebte. Obwohl die Ballwerfer längst zur wasserlöslichen und damit eigentlich zur besser zu reinigenden Variante übergegangen waren.
„Der übermäßige Gebrauch hatte für eine zu starke Verschmutzung gesorgt“, erklärte Thorsten Draeger, zweiter Vorsitzender der SVGO-Handballer. Nun müssen die gelb-blauen Ballvirtuosen also genau die Suppe auslöffeln, die sie sich ja auch irgendwie selbst eingebrockt haben.
Der erste Versuch, die Backe durch ein besonders klebriges Spezialtuch zu ersetzen, dessen Wirkstoff ausschließlich auf der Hand und an den Fingern haften bleibt, begeisterte die Spieler wenig. „Das hält ja nur für einen ganz kurzen Augenblick“, winkt der Linkshänder Kostja Wilken ab. Das wiederum würde im Spiel gerade im Angriff für einen gesteigerten Tourismus an die Außenlinie zum Spezialtuch sorgen, womit jegliches spielerische Konzept und vor allem Konter komplett ad absurdum geführt werden würden.
Ganz abgesehen davon, dass es auch der Kostenfaktor in sich hat, denn für solch ein Tuch muss man zurzeit mindestens zehn Euro berappen. Und da das nur ein Spiel haltende Spezialtuch aus Gründen der Chancengleichheit auch gleich dem Gegner zur Verfügung gestellt werden muss, kommt da auf die Saison gesehen schnell ein kleines Sümmchen auf die Mannschaft zu, dem die Sponsoren ohnehin schon nicht die Tür einrennen. Philip Schmidt, der vor zwei Jahren von der TSV Farge-Rekum zum SV Grambke-Oslebshausen gewechselte Rückraumspieler, hat es da erheblich leichter: „Ich hatte vorher elf Jahre ohne Backe gespielt“, winkt er ab. „Natürlich hat man mit dem Kleber ein besseres Ballgefühl und kann damit im Spiel besser antäuschen, davon wegzukommen, lässt sich aber auch meines Erachtens trainieren.“ Darauf hofft auch dessen Trainer Marcel Hägermann: „Das größte Problem hierbei entsteht im Kopf“, glaubt er zumindest Stand jetzt.
Die einzige Sorge bleibt das bei den Gelb-Blauen in der bevorstehenden Saison allerdings nicht: Sie müssen vor allem ganz lange auf ihren linken Rückraumschützen Steven Hinrichs verzichten, der in der vergangenen Saison mit 6,6 Toren pro Spiel einer der Top-Scorer des Tabellenelften war.
Der Blondschopf muss am Kahnbein operiert werden und will danach zwei Jahre komplett pausieren. „Weil in dieser Zeit meine berufliche Ausbildung ausnahmslos im Vordergrund steht", kündigt er an.
Damit reißt er beim SV Grambke-Oslebshausen eine große Baustelle auf, denn seinem Coach stehen auf Halblinks nun nur noch Philip „Bambam“ Schmidt und der aus der A-Jugend aufgerückte Felix Hinrichs zur Verfügung. Ganz im Gegensatz zur einstigen Sorgenposition auf Halbrechts, auf der sich Marcel Hägermann durch die Neuzugänge Kostja Wilken und Björn „Brause" Bischof sowie dem in der Rückrunde aus der dritten Vertretung hochgezogenen Sebastian Dunker – neben dem verbliebenen Igor Hergert – kaum vor Alternativen retten kann.
Bei dreien dieser Spieler handelt es sich sogar um Linkshänder. „Ich kann von dort aber auch mal Björn Bischof auf die andere Seite beordern", meint der SVGO-Coach. Dünn besetzt bleibt auch dessen Angriffsmitte, wenngleich die mit dem Goalgetter Pascal Hinrichs außerordentlich stark bestückt ist.
Eine sehr gute Alternative wäre dort sicherlich noch der Linksaußen Nino Feldermann, ansonsten bleibt für die Schaltzentrale aktuell nur noch Tobias Götz übrig. „Tobber", wie alle den SVGO-Kreisläufer eigentlich nur nennen, wird von seiner Mannschaft aber mit all seiner geballten Erfahrung auch ganz dringend am Kreis benötigt. Nämlich spätestens dann, wenn dessen Mitstreiter an der Nahwurfzone, Adrian Rüttjerott, von Mitte Oktober bis April des kommenden Jahres an einer Fahrlehrer-Ausbildung in Braunschweig teilnimmt.
„Ich werde in dieser Zeit in Braunschweig wohnen und stehe meiner Mannschaft daher nur noch am Wochenende ohne Training zur Verfügung“, verrät „Ali" Rüttjerott. Das erste Jahr, in dem Marcel Hägermann eine Männer-Mannschaft durchgehend trainiert, wird also beileibe nicht langweilig.
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