
Als „Beginn der Glanzzeit“ des SV Türkspor bezeichnet Bayram Özkul das, was am 28. Mai 2000 geschah. Im vorletzten Saisonspiel der Fußball-Bezirksliga schüttelte Türkspor den FC Union 60 im Verfolgerduell mit einem beeindruckenden 5:1 im Burgwall-Stadion ab und sicherte sich den Aufstieg in die Landesliga. Ein erleichterndes Erlebnis für die Mannschaft von Trainer Erhan Koser, nachdem sie den Aufstieg im Jahr zuvor am letzten Spieltag noch aus der Hand gegeben hatte. Unterstützt wurde der SV Türkspor gegen den FC Union 60 aber nicht nur von seinem Anhang, sondern auch von der Mannschaft des Ortsnachbarn 1. FC Burg. Der hatte am Tag zuvor als Meister den Sprung in die Landesliga realisiert und feierte 24 Stunden später gleich auch noch den Aufstieg des SV Türkspor mit. „Die haben uns mit Chören lautstark angefeuert“, erinnert sich der heute 47-jährige Bayram Ozkul, der der Hauptdarsteller in der Partie gegen den FC Union 60 war.
„Ich habe meinen Beitrag geleistet“, sagt Özkul. Das bedeutete, dass er drei Treffer erzielte, einen Elfmeter herausholte und eine Torvorlage gab. Eine derartige Torausbeute war für den Stürmer, der nach eigenem Bekunden noch sehr viele Partien seiner Karriere genau vor Augen hat, nichts Ungewöhnliches. Schließlich stand er am Ende der Saison als Torschützenkönig der Bezirksliga fest – stolze 38 Treffer zierten sein Konto. Acht davon erzielte er übrigens beim 10:5 zum Saisonabschluss gegen Schwachhausen.
„Wir waren eine gute Mannschaft, die in dieser Saison den Feinschliff erhalten hat“, blickt Bayram Özkul auf die Saison 1999/2000 zurück und erinnert an Teamgefährten wie Tuncay Selcik, Adnan Erkenekli, Ahmet Karacam, Fethi Koser und Admir Alija. „Admir war der beste Bremer Mittelfeldspieler überhaupt. Er hat mir die Bälle ohne zu gucken vorgelegt“, schwärmt Bayram Özkul und betont zugleich, dass jeder seinen Part in der Mannschaft gehabt habe und die Trainingsbeteiligung außergewöhnlich gut gewesen sei. Özkul: „Wir hatten den großen Wunsch, in der Verbandsliga zu spielen. Und die Mannschaft hat alles dafür getan.“ Der Wunsch wurde dann auch schnell erfüllt, denn der SV Türkspor hielt sich in der Landesliga nicht lange auf und zog 2002 in die Verbandsliga weiter. Und auch dort sorgte die Mannschaft von Erhan Koser für Furore und fand sich nach neun Spieltagen an der Tabellenspitze wieder.
Zurück zur Partie gegen den FC Union 60, die Bayram Özkul heute als „Entweder-oder-Spiel“ bezeichnet. „Wir haben unser ganzes Potenzial auf den Platz gebracht“, berichtet der 47-Jährige mit funkelnden Augen und ist noch heute von der Ruhe an der Seitenlinie beeindruckt: „Wir haben von Erhan nichts gehört. Es lief einwandfrei, da hätte jeder Gegner kommen können.“ Diese Gelassenheit hatte Erhan Koser laut Özkul auch schon vor dem Spiel ausgestrahlt, überraschenderweise, „denn er ist sonst einer, der Feuer im Blut hat.“ Seine persönlichen Gedanken vor dem Anpfiff beschreibt der damalige Torjäger so: „Alle wussten, worum es geht. Alle haben gedacht, dass es eine enges Spiel werden würde.“
Eng war es aber nur insofern, als dass die von Bayram Özkul in der 15. Minute erzielte Führung lange Bestand hatte. Der von Fethi Koser verwandelte Foulelfmeter zum 2:0 (68.) und das 3:0 von Adnan Erkenekli (71.) sorgten für klare Verhältnisse, der nie zu haltende Özkul erhöhte per Doppelpack (79./81.) auf 5:0. Der Treffer zum 1:5-Endstand (90.) hatte nicht einmal mehr die Bedeutung eines Schönheitsfehlers. „Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zu Union 60. Sie haben uns nach dem Abpfiff höflich gratuliert“, freute sich Bayram Özkul über die Gesten der Anerkennung in dem für ihn so besonderen Spiel, das er als „Spiel meines Lebens“ aus seiner Erinnerung kramte. „Ein toller Tag. Wir sind danach ins Vereinsheim gefahren und haben uns etwas zu Essen bestellt. Es war feucht-fröhlich, wir haben lange gefeiert und es genossen“, beschreibt Bayram Özkul die weiteren Stunden des Tages. Eines Tages, der für Bayram Özkul der Beginn der Glanzzeit des SV Türkspor war. Aktuell kämpft der Verein um den Klassenerhalt in der Landesliga.
Der bejubelte Aufstieg oder ein tränenreicher Abstieg. Ein unvergessener Sieg, oder die bittere Niederlage in letzter Sekunde. In unserer Serie „Spiel meines Lebens“ erinnern sich Sportlerinnen und Sportler an den größten Moment ihrer Laufbahn – ganz egal, ob positiv oder negativ.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.