
Vegesack/Uthlede. Silas Christiani strahlt. Der 14-Jährige hat am Rande des Heimspieltages des DC Vegesack in der Dart-Bundesliga Nord (wie berichtet gab es ein 5:7 gegen „The Wanderers“ und ein 9:3 gegen Bochum) eine umwerfende Nachricht erhalten. Susanne Ruländer, Inhaberin der Spiel- und Sportstätte Isem in Blumenthal, und Vegesacks Teamchef Detlef Dolinski teilten dem Jugendlichen mit, dass er künftig öfter mit den Bundesliga-Spielern trainieren dürfe. Bulleye für den 14-Jährigen sozusagen, der Stammgast im Isem ist und dort behutsam auf höhere Aufgaben vorbereitet wird.
Susanne Ruländer, die 1993 deutsche Dart-Vizemeistern war, hat Christiani unter ihre Fittiche genommen. Sie selbst sieht sich als „Förderer“ des Jugendlichen, bietet montags ein Jugendtraining an und macht ihn mit den psychologischen Geheimnissen des Dartspiels vertraut. Ihren Ehemann Wilfried „Wille“ Schröder bezeichnet Christiani als seinen „Mentor“. Dass nun die Bundesliga-Spieler des DC Vegesack als Unterstützer hinzustoßen, kann auf dem Weg nach oben nur hilfreich sein. Ob es irgendwann die WM in London sein wird oder ein, zwei Nummern kleiner – Susanne Ruländer sieht ihren Schützling in Zukunft „auf den großen Bühnen“.
Ein Unbekannter ist Silas Christiani in der Dart-Szene längst nicht mehr. Aktuell ist der Jugendliche, der in Uthlede wohnt, in Hagen zur Schule geht und Dart für den TSV Bramstedt im Ligabetrieb spielt sowie für den HBDV (Hansestadt Bremen Dart Verband) an bundesweiten Turnieren teilnimmt, die Nummer zwölf bei den Junioren des Deutschen Dart-Verbandes (DDV). Jüngst stand er beim Weserpark-Cup, den sich bei den Herren Andree Welge vom DC Vegesack sicherte, im Jugendfinale und verlor 3:5. Für überregionale Schlagzeilen hatte Silas Christiani bei der Weserpark-Cup-Auflage 2019 gesorgt. Da durfte er als Zuschauer ein Leg gegen Max Hopp, die deutsche Nummer eins, bestreiten und gewann. Zwei 140er von Hopp konterte er mit 140 und 171 und ließ sich am Ende vom Profi beglückwünschen.
Die Treffsicherheit kommt natürlich nicht von ungefähr, weiß „Wille“ Schröder („Ich gebe ihm die innerer Ruhe“) und sagt, dass der Jugendliche zwei, bis drei Stunden täglich trainiere. Aber er gibt ihm längst nicht nur die innere Ruhe am Brett, für ihn gehört Silas zur Familie. Jüngst überraschte er Silas Christiani mit einem besonderen Trainingsboard. Darauf sind die Double und Triple um 30 Prozent verkleinert, noch mehr Präzisionsarbeit ist also nötig. „Silas hat die Darts trotzdem nur so reingeballert“, erzählt Schröder.
„Das, was andere am PC machen, mache ich an der Dartscheibe“, beschreibt Silas Christiani seine etwas andere Freizeitgestaltung, die ihn in die Bundesliga führen soll. Die Frage, ab welchem Alter in der Bundesliga überhaupt gespielt werden dürfte, sorgte am Rande des Bundesliga-Spieltages für Fragezeichen. Mit 16 sei das wohl möglich, lautete die Vermutung schließlich.
Für Aufklärung sorgte Jürgen Rollmann, der Sportdirektor des Deutschen Dart-Verbandes, auf Nachfrage: „Für die Bundesliga gibt es keine im DDV-Regelwerk fixierte Altersbeschränkung. Spielberechtigt ist nach DDV-Jugendordnung grundsätzlich jeder, der das siebte Lebensjahr vollendet hat. Heißt: Theoretisch kann man ab sieben Jahren in der Bundesliga spielen.“ Eine gute Nachricht findet der Youngster: „Mit 16, 17 oder 18 für Vegesack zu spielen, wäre cool.“
Demnächst trainiert Silas Christiani, der aus Uthlede mal von der Mutter, mal vom Onkel, mal von den Großeltern oder auch mal von Freunden der Familie nach Blumenthal oder zu den HBDV-Turnieren gefahren wird, also schon einmal mit Bundesliga-Spielern.
Wann der richtige Zeitpunkt für einen Bundesliga-Einsatz gekommen ist, steht aber noch in den Sternen. „Darauf bereite ich ihn vor“, sagt „Susi“ Ruländer und will diesbezüglich nichts übereilen und schon gar keinen Druck ausüben. Wo er sich derzeit leistungsmäßig gegenüber Bundesliga-Spielern einzuordnen hat, das vermag der Jugendliche noch nicht einzuschätzen. Aufschluss darüber werden Trainingsspiele gegen die mit Assen gespickten Spieler des DC Vegesack bringen.
Für den Fall, dass sich Silas Christiani sportlich gut weiterentwickelt, ist ein strategisch wichtiger Schritt schon getan. Denn wer beim Dart im Rampenlicht steht, der hat natürlich auch einen Spitznamen: Michael van Gerwen ist als Mighty Mike bekannt, Gary Anderson ist „The Flying Scotsman“, Peter Wright „Snakebite“ und Max Hopp der „Maximiser“. Silas Christiani hat sich den Spitznamen „Crusader“ ausgesucht: Kreuzritter. Dass Schild und Kreuz sein Wettkampf-T-Shirt zieren, dafür haben „Förderer“ Susanne Ruländer und „Mentor“ Wilfried „Wille“ Schröder auch bereits gesorgt.
Ausrüstungsgegenstand Nummer zwei ist auch nicht von schlechten Eltern. Silas Christiani wirft mit Darts des Engländers Chris Dobey, der aktuellen Nummer 19 der Profi-Weltrangliste. Aber nicht etwa mit gekauften Merchandising-Artikeln, sondern mit Originalen. Der Uthleder ist mit dem Profi bei einem Turnier ins Gespräch gekommen und bekommt von ihm stets die nach drei, vier Monaten ausgemusterten Pfeile zugeschickt. Ein „Crusader“, der schon gegen Max Hopp ein Leg gewonnen hat und mit den Darts von Chris Dobey spielt – Silas Christiani ist nicht nur irgendwie dabei, sondern mittendrin im Dart-Spektakel.
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