
Nils Husen: Auf jeden Fall! Ich habe noch alte Fotos davon, wie ich mit einem Kindergartenfreund mit Schaufel in der Hand völlig verdreckt in der Sandkiste stehe.
Also kommt Ihre Affinität zum Beachhandball daher?Das ist gut möglich. Es ist eben auch ein anderes Gefühl, draußen an der frischen Luft als in der Halle zu spielen.
Was macht Ihrer Meinung nach den Reiz des Handballs im Sand aus? Das Spiel ist körperlos und es gibt ein deutlich geringeres Verletzungsrisiko. Außerdem wird der Sport draußen oft bei gutem Wetter ausgetragen – und alle sind trotz der professioneller gewordenen Strukturen gut drauf.In der Halle geht es für Sie nicht ohne die Backe, warum können Sie im Sand darauf verzichten? Na ja, zum einen macht die Backe im Sand natürlich wenig Sinn. Der Ball ist beim Beachen aber auch anders beschaffen, als in der Halle. Er ist weicher, gibt beim Anfassen leichter nach und ist dadurch auch besser zu greifen. Dafür ist er im Regen eine absolute Katastrophe: Da rutscht er einem komplett aus der Hand. Dann ist es noch schlimmer als ein Spiel in der Halle ganz ohne Backe.
Fehlt Ihnen im Sand gar nicht das Prellen, das beim Beachhandball ja nur durch das Niederlegen des Balles in den Sand möglich ist?Nein. Da das Spielfeld beim Beachen sowohl in der Breite als auch in der Länge kleiner als in der Halle ist, muss man dort gar nicht prellen. Und da der Angriff beim Beachen immer in Überzahl spielt, bieten sich allein schon mit schnellen Ballpassagen die besseren Tormöglichkeiten an.
War es für Sie schwer, Kempa-Tricks und Pirouettenwürfe zu erlernen, deren erfolgreicher Torabschluss im Beachhandball ja doppelt zählt?Nein, das ging nach einer Eingewöhnungszeit recht gut. Und danach ist es so wie beim Fahrradfahren: Man verlernt es nicht.
Was ist körperlich anstrengender: Der Beach- oder der Hallenhandball?Der Beachhandball. Allein schon durch die Bodenbeschaffenheit ist das Laufen im Sand anstrengender. Die teilweise hohen Temperaturen kommen noch mit dazu.
Und was halten Sie aus technisch-taktischer Sicht für anspruchsvoller?Hier hat der Hallenhandball die Nase allein schon aufgrund der vielen Spielzüge vorn. Außerdem spielen in der Halle drei Mann mehr als im Sand mit. Von der Gleichzahl an Spielern in Angriff und Abwehr in der Halle ganz zu schweigen.
Die „Beach Geckos“, unter deren Namen Sie mit aktuellen und ehemaligen Spielern der HSG Schwanewede/Neuenkirchen beim Beachhandball an den Start gehen, haben gerade ihr dreijähriges Bestehen gefeiert. Viele hatten sogar schon in der C-Jugend zusammen im Sand in einem Team gespielt. Wann und wie sind Sie zu den Beach Geckos gestoßen?Das war vor zwei Jahren, als Niklas Bachmann mit seinen Schulterproblemen aufhören musste. Da ich wie er Linkshänder bin, schon beachen konnte und noch kein Team hatte, war ich wohl der passende Ersatz für ihn.
Mittlerweile will das damals mehr aus Spaß gegründete Team mehr erreichen…Das stimmt. Wir sind professioneller geworden, haben Trainingseinheiten eingeführt und unseren Kader wettbewerbsfähiger aufgestellt. Mittlerweile spielt bei uns mit Jannes Krone selbst ein Hallen-Bundesligaspieler aus Burgdorf mit. Außerdem haben wir uns von den Spaßturnieren wegbewegt und spielen erstmals nur noch bei den Qualifikationsturnieren um die Startplätze bei der deutschen Meisterschaft mit.
Damit sind Sie gerade beim ersten Versuch an der Qualifikation zur Endrunde der deutschen Meisterschaft gescheitert. Wäre mehr drin gewesen?Ja. Erstens stand uns bei unseren vier Turnierstarts nicht immer die stärkste Formation zur Verfügung, außerdem hatten wir auch noch zweimal im Viertelfinale Pech gehabt. Wer weiß, was sonst für uns möglich gewesen wäre.
Und jetzt, schauen Sie sich die deutschen Titelkämpfe vom 2. bis zum 4. August vor Ort in Berlin an?Das hatte ich in der Tat erst vor. Jetzt spiele ich aber an dem Wochenende mit meinen alten Mannschaftskameraden aus Grambke und freue mich auf das Wiedersehen mit Steven von Salzen, Nils Zittlosen, Thies Kohrt, Daniel Schimske und vielen anderen.
Welche Variante bevorzugen Sie: Die Halle oder den Sand?Würde das ganze Jahr über dort gespielt werden können, dann im Sand, da diese Variante körperloser und auch ästhetischer ist.
Der VfL Oldenburg hat seiner Bundesliga-A-Jugend gerade ein Beachhandball-Verbot erteilt, womit den „Beach Chillern“ bei der deutschen Frauen-Meisterschaft auf einen Schlag die halbe Mannschaft fehlt. Wäre das auch bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen denkbar?Ich glaube, dass das bei uns kein Thema sein dürfte, solange Andreas Szwalkiewicz bei uns Trainer ist und wir in der Oberliga spielen.
Nun läuft bei Ihnen in Schwanewede/Neuenkirchen mittlerweile auch die Vorbereitung auf die Hallenrunde auf Hochtouren. Hatten Sie schon etwas Muskelkater gehabt?Sogar ordentlich. Wer wie ich zwei Jahre aufgrund von Verletzungen wenig trainieren kann, der gelangt mit den Trainingseinheiten am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag plus den Beachhandball-Starts am Sonnabend und Sonntag an seine Grenzen.
Am 29. Juli steht um 19 Uhr das erste Testspiel in der Weser-Geest-Halle gegen den Ligarivalen HC Bremen an. Freuen Sie sich auf das allmähliche Verschieben des Konditionstrainings hin zum spielerischen Part?Und ob, zumal wir aufgrund unserer vielen Leute ja auch eine Woche früher in die Halle gehen. Das ist auch gut so, da sich unser neuer, größerer Kader ja auch erst einmal finden muss.
Der ist mit 20 Spielern üppig ausgestattet. Haben Sie keine Bedenken, dass es Sie selbst einmal mit dem Aufsetzen auf der Tribüne treffen könnte?(lacht) Ich bin einer von drei Linkshändern und obendrein der älteste und der erfahrenste, da kann ich mit meiner Ruhe punkten. Aber Spaß beiseite: Ein gesunder Konkurrenzkampf ist gut, und man weiß ja nie, wen es alles mit Verletzung treffen kann.
Was ist Ihr Ziel mit dem Hallenteam in der bevorstehenden Oberliga-Saison?Ich möchte im oberen Tabellendrittel mitspielen, denn Gewinnen macht erheblich mehr Spaß und hebt die Stimmung im Team.
Das Gespräch führte Olaf Kowalzik.Nils Husen (26)
ist von Beruf Sozialversicherungsfachangestellter. Der Linkshänder spielt – mit Ausnahme eines kurzen Ausflugs zum TvdH Oldenburg – seit 2016 bei den Hallen-Handballern der HSG Schwanewede/Neuenkirchen. Im Beachhandball läuft er bei den Beach Geckos aus Schwanewede auf.
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