
Mittwoch, 2. Oktober: Kurz vor dem Marathonevent in Bremen laufe ich nicht mehr. Gestern habe ich den letzten lockeren Lauf absolviert. Dabei nahm ich noch einmal am Training mit dem Lauftreff Schwanewede teil. Dienstags laufen wir alle gemeinsam durch das Übungsgelände. Hier findet jeder seine Partner. Das Tempo ist auch immer so, dass man sich unterhalten kann. Nicht umsonst lautet unser Motto „Keiner läuft allein“. Nach mehreren Jahren beim Vegesacker Ruderverein stieß ich mit Anfang 40 zum Lauftreff Schwanewede. Hier betreue ich mit Olaf Bollhorst eine der Laufgruppen. Am Morgen packt meine Tochter Marie beim gemeinsamen Frühstück Eier und Mehl zusammen, weil eine Klassenkameradin 16 Jahre alt wird. Es gibt diesen seltsamen Brauch an der Schwaneweder Waldschule, bei dem den Geburtstagskindern Eier und Mehl über den Kopf gekippt werden. Dies kannte ich aus Bremen nicht, wo ich aufgewachsen bin. Ich frage, ob ich das denn auch dürfte. Meine Tochter verneint entschieden. Während der Nachrichten höre ich dann, dass Boris Johnson einen neuen Brexit-Vorschlag macht, der vorsieht, dass es keine Grenze in Irland geben wird. Der sogenannte Backstop wäre damit vom Tisch. Ich war vergangene Woche beruflich in Irland und habe mich gefreut, wieder einmal dreieinhalb Tage nur Englisch zu sprechen. Abends beim Essen mit den Iren wurde natürlich irgendwann auch über das Thema Brexit geredet. Die Iren gehen davon aus, dass dieser wirtschaftliche Folgen hat.
Allerdings ist das politische Ausmaß einer Teilung Irlands das wesentlich größere Problem. Die Iren befürchten, dass ein Konflikt, der fast 30 Jahre angedauert hat, wieder aufflackern könnte. Es ist übrigens eine blöde Idee, in dieses wunderschöne Land mit knapp fünf Millionen Einwohnern und jährlich zehn Millionen Touristen zu kommen und bei den wirklich trinkfesten Iren auf Guinness und Irish Coffe zu verzichten, nur weil man eine Woche später einen Marathon laufen will.
Donnerstag, 3. Oktober: Wir können ausschlafen. Beim Frühstück habe ich leider aufgrund des Feiertages keine Zeitung. Ich lese seitdem ich 15 Jahre alt bin regelmäßig den WESER-KURIER, DIE NORDDEUTSCHE und seitdem meine beiden Kinder Geräteturnen beim VSK Osterholz-Scharmbeck ausüben auch das OSTERHOLZER KREISBLATT. An solchen Tagen fehlt mir dieses Ritual schon. Nach dem Frühstück bringe ich Marie zu der Freundin, die gestern die Eier über den Kopf bekommen hat. Das Video davon zeigt sie am Frühstückstisch. Wir finden es sehr lustig. Ich verbringe den Tag am Schreibtisch und belohne mich dann mit einem Video von Mountainbiker Fabio Wibmer auf Youtube. Ich finde es echt krass, was der macht. Bei meinem zweiten Hobby bin ich selbst ein ewiger Anfänger und strapaziere die Geduld meines Begleiters Marcus Lemke. Ich gönne mir noch eine Runde auf meinem neuen Fahrrad. Mein altes Bike wurde mir direkt vor dem Rathaus in Schwanewede am helllichten Tage gestohlen, und bei unseren Nachbarn wurde im Sommerurlaub ins Haus eingebrochen. Der schöne Flecken Erde Schwanewede hat scheinbar auch eine magische Anziehungskraft auf dunkle Gestalten – das nervt gewaltig.
Freitag, 4. Oktober: Marie feiert ihren 16. Geburtstag. Meine Frau Sandra steht mit mir auf und dekoriert wunderschön den Geburtstagstisch. Wir wecken die Kinder und singen ein Ständchen. Ich fahre dann zur Arbeit. Dort kümmere ich mich um Wartung, Instandhaltung und Beschaffung von Flächen, Geräten und Fahrzeugen. Ich bin gelernter Seegüterkontrolleur und habe einen Abschluss als Diplom-Wirtschafts-Ingenieur und einen Master in Business-Administration. Ich hole noch meine Startunterlagen für den Marathon in der Bremer Messehalle 4 ab. Abends gehen wir mit meinen Schwiegereltern Gisela und Rüdiger Peter sowie Maries Patentante Sandra und deren Mann Norbert Barre in Lesum griechisch Essen.
Sonnabend, 5. Oktober: Nach einem ausgiebigen Frühstück bricht plötzlich Hektik aus. Marie wollte um 11 Uhr bei ihrer Freundin sein, bei der sie abends feiert. Ich muss noch zum Wertstoffhof, um den Anhänger vom Grünmüll zu entleeren und Getränke für die Feier holen. Dann brechen wir gemeinsam nach Leuchtenburg auf. Das Kaffeetrinken bei Michael Stingel vom Lauftreff als Vorbereitung für den morgigen Ernteumzug fällt für mich aus, da ich noch ein paar Sachen organisieren muss, weil wir nächste Woche ein paar Tage nach Amsterdam fahren wollen. In der einsetzenden Dämmerung machen Sandra und ich noch einen längeren Spaziergang durch das herbstliche Schwanewede. Obwohl es schon langsam kälter wird, ist der Weg am Naturkundepfad sehr schön. Der Spaziergang dient als Ausgleich, um nicht zu laufen und um runterzukommen.
Sonntag, 6. Oktober: Steffen Timmermann holt mich um 8 Uhr von zu Hause ab. Er bestreitet die zehn Kilometer und betreut die Laufgruppe seiner Firma, die am Bremen-Marathon teilnimmt. Steffen ist genau wie Christian Schulz in der vergangenen Woche in Berlin gelaufen. Da den beiden das so gut gefallen hat, wollen wir uns als Gruppe spontan für 2020 in Berlin anmelden. Bei meinem Marathon läuft es vom Start weg gut. Ich starte ruhig und sehe den Pace-Maker für 3:30 Minuten pro Kilometer dahinziehen. Irgendwann ist dieser außer Sichtweite. Aber ich habe genug Erfahrung, um zu wissen, dass ich noch Zeit gutmachen werde. Das Wetter ist optimal. Die Zuschauer jubeln. Und am Werdersee zu laufen, ist traumhaft. Ab Kilometer zehn steigere ich das Tempo leicht. Es läuft. Auf einmal werde ich nicht mehr überholt, sondern überhole selbst. Plötzlich sehe ich die Luftballons vom Pace-Maker. Meine Halbmarathon-Zeit am Rhododendronpark beträgt 1:42 Stunden. Ab Kilometer 34 kämpfe ich gegen den inneren Schweinehund. Nach einem letzten Glas Cola erreiche ich aber in neuer persönlicher Bestzeit von 3:27:55 Stunden das Ziel. Die Oberschenkel sind hart – ich kann nicht mehr in die Knie gehen. Sandra und meine Tochter Lea stehen im Ziel und gratulieren mir zum Lauf. Ich bin über diese Begleitung überglücklich. Nach einer kurzen Dusche sind wir auch schon beim Ernteumzug und kommen gerade noch rechtzeitig, als der Lauftreff bei uns vorbeiläuft. Abends stimme ich noch mit Beate und Jörn Schnier unseren Ski-Urlaub ab. Beim Abendessen gönne ich mir endlich mal wieder ein Gläschen Wein und nasche anschließend auch beim Fernsehen.
Montag, 7. Oktober: Morgens bin ich alleine beim Frühstück, weil die Kinder Ferien haben und Sandra Urlaub hat. Da wir morgen früh nach Amsterdam fahren, packe ich meine Tasche und treffe noch ein paar Vorbereitungen für den bevorstehenden Kurz-Urlaub.
Dienstag, 8. Oktober: Nach dem Frühstück geht es endlich los in Richtung Niederlande. Wir haben eine Grachtenfahrt mit Pizza, eine Fahrradtour und den Besuch des Anne-Frank-Hauses geplant. Am Freitag fahren wir dann weiter zu meiner Schwester Anja Schwan, die in der Eifel lebt. Das Intervall-Training der Laufgruppe „45“ übernimmt diese Woche Olaf Bollhorst.
Ole Johannsen, der Floorballer des TSV-Lesum-Burgdamm, wird als Nächster über seine Woche berichten.
Jens Greulich
ist Läufer beim Lauftreff des TV Schwanewede. Der Leiter der Technik-Koordination auf dem Eurogate-Container-Terminal in Bremerhaven lebt bereits seit 2004 mit seiner Frau Sandra und den zwei Töchtern Marie und Lea mitten in Schwanewede.
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