
Vegesack. „Ihr müsst dran glauben“, appellierte SAV-Trainer Björn Krämer in der 60. Minute an seine Mannschaft. Zu diesem Zeitpunkt lag der Nordbremer Fußball-Bremen-Ligist mit 0:3 gegen den kampfstarken SFL Bremerhaven zurück. Und wohl kein Vegesacker Fan mochte noch einen Pfifferling darauf setzen, dass die Grün-Weißen den Hebel würden umlegen könnten. Sie schafften es dennoch und erzielten in den verbliebenen 30 Minuten drei Tore zum insgesamt verdienten Remis.
Krämer hatte sein Team vor dem Aufsteiger aus der Seestadt gewarnt, der fast ohne Fluktuation (ein Neuzugang, ein Abgang) gestartet war und sich als Tabellenvierter längst etabliert hat. Doch bereits in der vierten Minute brachte Simon Aulich die Seestädter in Front – aus dem Gewühl vor dem Vegesacker Kasten heraus, in dem auch Torwart Justice Kuoje Abban die Übersicht verloren hatte. Vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff schenkte Abban den Gästen das zweite Tor: Ein harmloser Flankenball rutschte ihm durch die Arme, und Torge-Marvin Kück staubte zum 0:2 ab.
Björn Krämer machte seinem Torwart später keinen Vorwurf. Abban habe sich in den vergangenen Wochen als starker Rückhalt erwiesen, sein Missgeschick könne jedem Keeper mal passieren. Zwischen dem ersten und dem zweiten Gegentreffer präsentierte sich der 29-jährige Ghanaer denn auch als souveräner Strafraum-Beherrscher. Das war nötig, denn die Leherheider erwiesen sich auf dem Kunstrasenplatz als gut eingespieltes Team, das den Ball aus einer sicheren Abwehr heraus schnell und präzise nach vorne trug. Zudem bestätigten sie ihren Ruf, einen körperbetonten Fußball zu spielen. Weil aber die Vegesacker nicht zurücksteckten, entwickelte sich ein Kampfspiel mit harten Bandagen, in dem die Gastgeber allmählich ihren Rhythmus fanden. Ein Schuss aus 23 Metern von Abdullah Basdas strich knapp über die Latte (15.), eine Direktabnahme von Muhamed Hodzic schrammte am rechten Pfosten vorbei (37.).
Dennoch, zur Pause lagen die Nordbremer mit 0:2 zurück. Und weil die Bremerhavener bewiesen hatten, weshalb sie die drittbeste Abwehr der Liga besitzen, zeigten sich die SAV-Fans skeptisch. Nur zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff sollten sich ihre Befürchtungen zunächst bestätigen. Wie in der ersten Halbzeit auch ließ sich die SAV von einem Blitzstart der Gäste erneut überrumpeln: Einen klugen Konter vollendete ihr Torjäger Eduard Kimmel zur 3:0-Führung (47.).
Liegt eine Mannschaft so deutlich zurück, kann sich schnell Resignation breit machen. Oder eine Trotzreaktion hervorrufen. Die SAV entschied sich für die zweite Variante. Und als Ibrahim Fidan für Christian Böhmer, der ein großes Laufpensum absolviert hatte, eingewechselt wurde, erhöhten die Gastgeber den Druck kontinuierlich. Mit Erfolg: In der 69. Minute erzielte Basdas mit einem strammen Flachschuss von der Strafraumgrenze den Anschlusstreffer, der zugleich das Signal für einen furiosen Schlussspurt war.
Zunächst verkürzte Alexander Schlobohm auf 2:3 (79.), ehe der Winterzugang Bashkim Toski der umjubelte Ausgleich gelang (85.). Zwar blieben die Leherheider bis zum Schluss durch Konter gefährlich, aber am Ergebnis änderte sich nichts mehr. Björn Krämer zeigte sich von der Aufholjagd seiner Mannschaft höchst angetan: „Die Art und Weise, wie sie zurückgekommen ist, zeugt von Charakterstärke und lässt für die Zukunft hoffen.“ SFL-Coach Marcus Klame ärgerte sich, dass sein Team die Chance zur 4:0-Führung ausgelassen hatte, bezeichnete das Remis aber insgesamt als korrekt.
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