In der Endphase hilft ein Energy-Drink

Thorsten Döscher vom SK Bremen-Nord blieb in den bisherigen acht Verbandsliga-Partien ungeschlagen. Diese Serie soll natürlich auch an diesem Sonntag fortgesetzt werden, wenn die Nordbremer im Spitzenspiel auf Werder Bremen IV treffen und sich nur mit einem Sieg den Aufstieg in die Landesliga sichern können. (Christian Kosak)

Herr Döscher, wie bereiten Sie sich taktisch auf dieses wichtige Duell vor?

Thorsten Döscher: Man weiß nie, mit welcher Aufstellung die gegnerische Mannschaft antritt, aber zwei Gegner sind für mich wahrscheinlich – und auf die bereite ich mich vor. Dazu befragt man seine Datenbanken zu Hause auf dem Rechner, was der Gegner für eine Eröffnung spielt. Bestimmte Abspiele der Eröffnungen, welche vielleicht aufs Brett kommen könnten, schaut man sich dann in der Vorbereitung genauer an. Meine potenziellen Gegner von Werder sind mir gut bekannt, sodass ich ihren bevorzugten Spielstil kenne und Stellungen anstreben kann, welche dem Gegner nicht so gut liegen. Am liebsten ist mir aber immer eine Stellung aufs Brett zu bekommen, welche ich selber gerne spiele.

Und was ist für Kopf und Körper von Bedeutung?

Es gibt bei mir keine besondere Vorbereitung oder ein Fitness-Programm. Sicherlich ist eine gute körperliche Fitness von Vorteil, wenn eine Stellung auch nach fünf Stunden Spielzeit noch sehr kompliziert ist. Die körperliche Anspannung und Anstrengung ist bei einer Turnierpartie mit langer Bedenkzeit viel höher als bei Schnell- oder Blitzpartien. Um die nötige Konzentration zu haben, versuche ich etwa zehn Minuten vor Partiebeginn eine gewisse mentale Spannung aufzubauen. Das erfolgt aber eher unbewusst. Ein gutes Frühstück ohne Hetze ist mir auch wichtig am Wettkampftag.

Wie verhalten Sie sich während der oft stundenlangen Partien?

Ich kann nicht während der ganzen Partie sitzen und aufs Brett starren. Ich muss, wenn der Gegner am Zug ist, aufstehen, die Beine vertreten und mir andere Gedanken von den anderen Brettern holen. So oder so ist der Energieverlust während einer Partie enorm, und ich muss viel trinken. Nach ca. drei Stunden Spielzeit esse ich auch gerne ein Brot oder eine Banane. Wenn es in die entscheidende Phase geht, hilft mir dann auch schon mal ein Energy-Drink.

Welche Rolle spielt es für Sie, dass das Punktspiel an eigenen Brettern ausgetragen wird?

Ich habe die gewohnten Randbedingungen wie Raum, Geräusche und Spielmaterial. Dies ist aber sicher nur ein minimaler Vorteil.

Worin liegen die Stärken der beiden Teams, die ja bisher ungeschlagen geblieben sind?

Beide Mannschaften sind an allen Brettern für die Spielklasse überdurchschnittlich gut besetzt. Auch haben beide Mannschaften sehr erfahrene Spieler und jeweils zwei noch junge sehr ambitionierte Spieler in ihren Reihen. Bei Werder spielt eine junge Frau, die jüngst punktgleich den zweiten Platz bei der Bremer Meisterschaft erreicht hat.

Wie hoch ist Ihrer Meinung nach die Chance, dass der SK Bremen-Nord gewinnen wird?

60:40 für uns. Vom Papier her sind wir der Favorit, wenngleich nur ganz knapp. Ein Vorteil ist sicher, dass sich die Nummer eins von Werder während der Saison in der höherklassigen Mannschaft festgespielt hat und somit gegen uns nicht spielberechtigt ist.

Sie haben während der gesamten Serie keine Partie verloren. Gibt es am Sonntag weitere zuverlässige Gewinnertypen im Team?

Es kommt auf jeden einzelnen Spieler an. Die meisten von uns werden den stärksten Gegner der Saison bekommen. Deshalb zählt allein die Leistung am Sonntag. Wir haben keinen Schwachpunkt in der Mannschaft. Werder leider auch nicht.

Für den Fall des Aufstiegs: Wie groß ist das Leistungsgefälle zwischen Landes- und Verbandsliga?

Das Niveau der Landesliga ist bedeutend höher als in der Verbandsliga. Dies ist allein schon durch die große Anzahl von Fide-Meistern bis zu Großmeistern gegeben.

Ist der SK Bremen-Nord nach vier Serien Abstinenz in der aktuellen Aufstellung stark genug, um in der Landesliga zu bestehen?

Das wird schwierig, aber allein von der Papierform sollten wir die Klasse halten können. Die zuvor erwähnten jungen Spieler in unseren Reihen haben sicher auch noch Potenzial, sich weiter zu entwickeln. Auch gibt es beim SKBN immer Jugendliche aus der zweiten Reihe, die das Zeug dazu haben, eine Verstärkung für die „Erste“ zu sein.

Gibt es unabhängig vom Ausgang des Punktspiels gegen den SV Werder IV eine gemeinsame Abschlussfeier?

Es wird in jedem Fall ein Saisonabschlussessen mit allen Mitgliedern des SKBN geben. Sollten wir aufsteigen, können Schachspieler aber sicher genauso gut feiern wie Fußballer...

Das Interview führte Sabine Lange.

Zur Person

Thorsten Döscher

ist an diesem Sonntag ab 10 Uhr im DRK-Haus an der Meinert-Löffler-Straße zum Saisonabschluss in der Verbandsliga Nord für den Schach-Klub Bremen-Nord im Einsatz. Nur mit einem Sieg gegen den derzeitigen Spitzenreiter SV Werder Bremen IV können die punktgleichen Nordbremer den Meistertitel holen und den lang ersehnten Aufstieg in die Landesliga realisieren.