
Blumenthal. Kebba Badjie ist mittlerweile der dritte Spieler in der jüngeren Vergangenheit des Blumenthaler SV, der in der Jugend am Burgwall spielte und nun mit einem Profivertrag bei einem Erstligisten ausgestattet wurde. Vor ihm hatten dies bereits Lucas Höler (heute SC Freiburg) und Ousman Manneh (ehemals Werder/derzeit vereinslos) geschafft. Die Blumenthaler um ihren Vereinsvorsitzenden Peter Moussalli kennen sich also damit aus, was es für sie bedeutet, wenn einer ihrer Ex-Spieler Profi wird. Jetzt warten sie auf den Moment, in dem er sein erster Bundesliga-Spiel bestreitet. Denn dann wird eine Ausbildungsentschädigung fällig. Die Höhe richtet sich danach, wie lange der gewechselte Spieler, in welcher Jahrgangsstufe, für welchen Verein tätig war. Bedingung ist zudem, dass er vor seinem 23. Geburtstag einen Meisterschaftseinsatz hat.
Für den Blumenthaler SV würden im Falle eines Bundesliga-Einsatzes von Kebba Badjie 5400 Euro in die Vereinskasse fließen. Der heute 21-jährige Gambier hatte in der Saison 2016/17 für den Blumenthaler SV in der A-Junioren-Regionalliga gespielt und sich danach dem A-Junioren-Bundesligisten Niendorfer TSV angeschlossen. Über den VfL Oldenburg landete Badjie bei Werder Bremen II und wurde nun (wie im Hauptteil berichtet) mit einem Profivertrag ausgestattet.
„Er ist nach Deutschland gekommen, um Fußball-Profi zu werden“, erinnert sich Carsten Herbst, der Kebba Badjie bei den A-Junioren des Blumenthaler SV trainierte, sich später das eine oder andere Regionalliga-Spiel mit Badjie bei Werder II anschaute und ihm nun per Whatsapp zu seinem Profivertrag gratulierte. „Als er zu uns kam, hatte er einfache Turnschuhe an“, erinnert sich Herbst an die erste Begegnung am Burgwall. Wenig später war er voll ausgestattet und zeigte sein ganzes Können.
„Vor dem Tor mit einer gewissen Coolness ausgestattet, ballsicher und trickreich“, beschreibt Herbst seinen Ex-Schützling und lässt ihm ein weiteres Prädikat zukommen: „Ein kleiner Ballkünstler.“ In diesem Zusammenhang verweist Herbst auf eine Szene, in der Badjie den Ball mit der Hacke über seinen Gegenspieler gehoben und danach freie Bahn Richtung Tor gehabt habe.
„Ich habe ihm etwas zugetraut, dass es aber so schnell geht, das war nicht vorauszusagen. Mit professionellem Training kann eben etwas ganz anderes dabei rauskommen“, sagt BSV-Boss Peter Moussalli. Wie schnell ein Nachwuchsmann zu seinem Bundesliga-Debüt kommen kann, erlebte jüngst Eren Dinkci. Der 19-Jährige, der zuvor für den SC Borgfeld auflief, kam kurz vor Weihnachten zu einem Kurzeinsatz gegen Mainz und erzielte den 1:0-Siegtreffer. Ab sofort hoffen alle im Lager des Blumenthaler SV, dass sich ein derartiges Märchen wiederholt. Etwas kleiner gedacht reicht aber auch. Denn auch ein Bundesliga-Kurzeinsatz ohne Torerfolg würde die 5400 Euro einbringen.
Im Fall des Flüchtlings-Jungen Ousman Manneh, der im Sommer 2014 zu den Regionalliga-A-Junioren des Blumenthaler SV gestoßen war, hatten sich die Nordbremer einen größeren Geldsegen erhofft, als er im September 2016 in der Bundesliga (übrigens ebenfalls gegen Mainz) debütierte. Da es nämlich keinen weiterer Ausbildungsverein gab, hatten die BSV-Verantwortlichen auf die damals übliche Ausbildungsgesamtsumme von 50.000 Euro spekuliert, weil der BSV der einzige Ausbildungsverein in Deutschland war. Ein Trugschluss, wie sich später herausstellte.
Die Blumenthaler hatten den auch vom HSV begehrten Manneh in der laufenden Saison ziehen lassen und als Gegenleistung eine Art Ablösespiel für den wie Badjie aus Gambia stammenden Spieler vereinbart. Ein Spiel, das im Juli offiziell rund 5500 Zuschauer ins Burgwallstadion lockte und sich als finanziell lukrativ entpuppte. Ousman Manneh war bei seinem „Ablösespiel“ übrigens nicht mit von der Partie, weil er sich auf einen Einsatz für Werders Zweite vorbereitete. Sein erstes und einziges Bundesliga-Tor erzielte der später von zahlreichen Verletzungen geplagte Manneh im Oktober 2016 mit dem 2:1-Siegtreffer gegen Bayer Leverkusen.
Ein Jahr bevor Ousman Manneh zum Blumenthaler SV gestoßen war, hatte sich Lucas Höler auf den Weg gemacht, um seine Karriere weiter voranzubringen. Höler, der zwei Jahre lang für den BSV in der A-Junioren-Regionalliga aufgelaufen war, wechselte zum Regionalligisten VfB Oldenburg um den damaligen Trainer Alexander Nouri. Höler kam mit der Empfehlung von 30 Saisontreffern aus der A-Jugend und machte seinen Weg. Über den FSV Mainz 05 II und den Zweitligisten SV Sandhausen landete er im Januar 2018 beim Ersligisten SC Freiburg unter den Fittichen von Kult-Trainer Christian Streich. Höler hat mittlerweile 89 Bundesliga-Spiele bestritten und dabei 15 Treffer erzielt. Der heute 26-Jährige, der als A-Junior auch bei Werder zum Probetraining war, erzielte sein erstes Bundesliga-Tor Ende April 2016 mit dem 3:2-Siegtreffer gegen den 1. FC Köln und bescherte Freiburg damit den Klassenerhalt.
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