
Vegesack. Im Boxsport spricht man von Nehmerqualitäten, wenn ein Faustkämpfer heftige Schläge einsteckt, aber nicht fällt. Auch Fußball-Bremen-Ligist SG Aumund-Vegesack schien am Rande des Knockouts zu stehen, als ihm der Bremer SV innerhalb von sieben Minuten drei Treffer verpasste und den 0:2-Rückstand in einen 3:2-Vorsprung drehte. Doch die Mannschaft von Trainer Björn Krämer bewies am Sonnabend Moral, fightete sich zurück ins Match, glich zum 3:3-Endstand aus und blieb auch im neunten Pflichtspiel in Folge ungeschlagen.
Der Punktgewinn der Nordbremer war letztlich aber nur durch den Opfergang ihres starken Schlussmannes Marvin Ekuase Realität geworden. In der 88. Spielminute lief BSV-Angreifer Onur Uzun der Vegesacker Abwehr davon, Ekuase sprintete ihm entgegen und traf an der Strafraumgrenze nicht den Ball, sondern das Fußgelenk des Wallers. Schiedsrichter Daniel Grube zückte umgehend die Rote Karte, Vegesacks Matthias Märtens zog sich die Torwarthandschuhe an, aber Simon-Joel Cakir drosch den Ball über SAV-Mauer und Torlatte. Kurz darauf war Schluss in einem spannenden, temporeichen, aber oft zerfahrenen Duell auf dem Kunstrasenplatz im Vegesacker Stadion.
Die Taktik von Björn Krämer trug relativ früh Früchte. Seine Mannschaft sollte flexibel und kompakt auf die kombinationssicheren Attacken der Gäste reagieren und mit schnellen Kontern ihre Torchancen suchen. In der 16. Minute war es soweit: Aus der eigenen Defensive heraus ließen die Gastgeber den Ball über mehrere Stationen zum aufgerückten Rechtsverteidiger Clinton Mc Mensah Quarshie laufen, und mit einem satten Schrägschuss überwand der 21-Jährige BSV-Keeper Pascal Jalloh.
Die Westbremer antworteten mit forcierten Offensivbemühungen, während die Vegesacker ihre Angriffsformation umbauen mussten, weil sich Nils Husmann eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und für Muhamed Hodzic Platz machte (23.). Er übernahm das Arbeitsfeld auf der linken Seite, während Kasim Uslu zur rechten Außenbahn wechselte. Fortan neutralisierten sich beide Mannschaften. Die Fouls häuften sich, die Unterbrechungen demzufolge auch, der Spielfluss litt und die Standards erzielten keine Wirkung. Es blieb bis zum Halbzeitpfiff beim 1:0 für die Gastgeber.
Und die kamen mit neuem Elan aus der Pause. Zunächst verpasste Yannis Kurkiewicz nach Zuspiel von Nick Enghardt das 2:0 (46.), doch eine Minute später leitete Mc Mensah Quarshie einen Konter ein, passte zu Kurkiewicz, der wiederum Muhamed Hodzic in Szene setzte. Der 36-Jährige fackelte nicht lange und drosch den Ball auf zehn Metern zum 2:0 in Netz (47.). Wer nun glaubte, die Partie sei gelaufen, sah sich getäuscht. Zwischen der 50. und 57. Minute brannte der Bremer SV ein fußballerisches Feuerwerk ab, dass den Gastgebern Hören und Sehen verging: BSV-Mannschaftskapitän Alexander Arnhold überwand Marvin Ekuase mit einem platzierten 20-Meter-Schuss (50.), Simon-Joel Cakir hämmerte einen Freistoß aus der gleichen Entfernung ins SAV-Tor (53.), Onur Ozun schloss die von den Gästen inszenierten Jagdszenen mit dem dritten Treffer ab (57.).
Die Westbremer, immer wieder von ihrem Co-Trainer Necati Uluisik an der Seitenlinie sekundiert, hatten das Spiel zwar komplett gedreht, aber den Vegesackern nicht den Knockout versetzt. Drei Minuten nach seiner Einwechslung kreierte Matthias Märtens eine gefühlvolle Flanke in den BSV-Strafraum, Jannis Kurkiewicz sprang am höchsten und köpfte zum 3:3 ein (73.). BSV-Coach Cengiz Cakir sprach nach dem Abpfiff von einem gerechten Ergebnis. Ein Urteil, das Björn Krämer bestätigte: „Wir können aber mit dem 3:3 gut leben und mit erhobenem Haupt vom Platz gehen“.
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