
Wer mit 90 Jahren noch ein Einzel im Tennis bestreiten kann, der hat sicherlich einiges richtig gemacht im Leben und auch gute Gene geerbt. Kurt Pieper aus der Tennissparte des TV Schwanewede ist ein solches seltenes Exemplar. „Ich verliere zwar meistens. Aber ich mache auch immer meine Punkte. Außerdem ist der Bewegungsablauf noch vorhanden“, verrät der 90-Jährige.
Bereits seit 43 Jahren gehört der Routinier der Tennisabteilung des Vereins an. Dabei hatte sich Kurt Pieper einst geschworen, niemals Tennis zu spielen. Im Alter von 19 Jahren fuhr er auf einem kleinen Motorrad in einer Lederjacke zum Vegesacker Tennisverein, um sich über die Möglichkeiten eines Beitritts zu erkundigen.
„Ich habe gesagt, dass ich gerne Tennis spielen würde. Die haben mich dort aber alle nur schief angeguckt und mich gefragt, ob ich denn einen Bürgen hätte“, erinnert sich Pieper an die Begebenheit aus dem Jahr 1950 zurück. Einem derart versnobten Verein habe er sich jedoch ohnehin nicht anschließen wollen.
Stattdessen trat er der Leichtathletikgruppe des Vegesacker Turnvereins (VTV) bei. Für diesen Verein bestritt Pieper auch viele Wettkämpfe bis hin zum Halbmarathon. „Nur zum Marathon hat es nicht ganz gereicht“, teilt der Haudegen mit. Noch heute absolviert Kurt Pieper zweimal in der Woche einen Fünf-Kilometer-Lauf, um sich fit zu halten. „Bei uns in Meyenburg gibt es auch tolle Strecken, vor allem die zum Wasserwerk“, berichtet er.
Die genaue Zeit, die er für die Strecke benötigt, kennt er aber nicht mehr. „Mein Arzt hat mir irgendwann gesagt, dass ich das mit der Zeit mal sein lassen solle“, erklärt Kurt Pieper. Er versuche auch immer wieder, seine jüngeren Tenniskollegen dazu zu überreden, ebenfalls zu laufen. „Ich sage immer zu meinen Jungs, dass sie doch auch mal laufen sollen, auch wenn es am Anfang nur 100 Meter sind. Da haben die aber alle keine Lust zu“, lässt Pieper wissen. Auch wenn seine Kollegen selbst nicht mehr ganz taufrisch sind, bezeichnet er diese gerne als seine „Jungs“.
Im Jahre 1976 trat Kurt Piepers Ehefrau Sigrid den Schwaneweder Tennisspielern bei. „Sigrid hat mich dann zwei Jahre später dazu gebracht, auch mitzumachen“, informiert Kurt Pieper. Sigrid Pieper wird im Oktober ihren 90. Geburtstag feiern. Gerade in der Anfangszeit beim TV Schwanewede verabredeten sich die Eheleute häufig nach Feierabend zum Tennisspielen.
Dann begann in Forderungsspielen das Ringen um eine möglichst gute Ranglistenposition. Später gesellten sich auch Punktspiele dazu. „Dabei habe ich auch mal gewonnen. Aber insgesamt dürften sich die Siege und die Niederlagen im Laufe der Jahre ungefähr die Waage gehalten haben“, sagt der gebürtige Wilhelmshavener.
Irgendwann wurde die Mittwochsrunde mit elf Spielern jenseits der 70 Jahre gegründet, um Doppel zu spielen. Durch Todesfälle reduzierte sich die Anzahl der Gruppenmitglieder auf acht, von denen drei aus gesundheitlichen Gründen auch nur noch passiv mit von der Partie sind. Die Gruppe verbindet aber längst nicht nur das Tennisspielen. Sie trifft sich auch regelmäßig zu gesellschaftlichen Aktivitäten und unternimmt gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel nach Helgoland. Mindestens einmal im Jahr geht es aber auch nach Wilhelmshaven. „Ich bin einfach verliebt in Wilhelmshaven, obwohl dort im Zweiten Weltkrieg alles kaputtgegangen ist, und habe dort eine so schöne Kindheit verbracht“, erklärt Pieper.
Lange Zeit war Kurt Pieper auch ein begeisterter Skifahrer. Irgendwann verkaufte die Familie aber ihr kleines Appartement im österreichischen Kaprun. „Meine Kinder hatten keine Lust mehr, Ski zu fahren“, berichtet der zweifache Familienvater, vierfache Großvater und zweifache Urgroßvater. Vor allem seine ältere Tochter Kay sei eine sehr begabte Skifahrerin gewesen. Die andere Tochter, Kerstin Pieper-Köhler, ist ein Ass im Schwimmen. Die 61-Jährige gehörte in dieser Sportart sogar dem deutschen Nationalkader an und hätte ohne den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau vielleicht sogar eine Chance auf die Teilnahme daran bekommen.
Kurt Pieper erlernte das Skifahren bereits während des Zweiten Weltkriegs, als es ihn zunächst ins bayerische Sonthofen und dann auch nach Kaprun führte. Später ging es nach Polen. „Dort hat man uns Wanzen ins Bett gelegt. Ich habe daraufhin nicht einen meiner Kameraden mehr wiedergesehen“, so Pieper. Sein Vater Karl Pieper gehörte als Kapitänsleutnant in einem U-Boot der Kriegsmarine an und zog im Jahre 1941 nach Bremen-Aumund.
„Später hat mein Vater dann beim Bremer Vulkan gearbeitet“, teilt Kurt Pieper mit. Er habe seinen Eltern Karl und Marie Pieper alles zu verdanken: „Die wollten immer mein Bestes.“ Auch er selbst absolvierte eine Ausbildung beim Vulkan. Später bildete sich Pieper in der Schule zum Betriebswirt weiter. Als solcher arbeitete er von 1956 an bei der Weser-Flugzeugbau „Weserflug“ GmbH in Lemwerder, dem späteren Airbus-Werk. Hier stieg er bis zum kaufmännischen Leiter des Werkes in Lemwerder auf. Die Schließung des Werkes im Jahre 1996 fiel mit der Pensionierung Piepers zusammen: „Ich konnte Gott sei Dank in den Ruhestand gehen.“
Seine Frau Sigrid lernte Kurt Pieper im Jahre 1952 in der Schule kennen. Die beiden teilen gleich mehrere Hobbys und Leidenschaften neben dem Tennis. Viele Jahre fuhr die Familie zumindest einmal im Jahr ins eigene kleine Häuschen am Atlantik in Südfrankreich. Das verkauften die Piepers nach einem Unfall von Sigrid Pieper aber ebenso wie das Appartement in Österreich. Dass für solche Immobilien stets Geld übrig war, verdankt die Familie nicht zuletzt Sigrid Pieper.
„Meine Frau hat immer das Geld zusammengehalten. Ich bin da immer ein bisschen zu locker mit umgegangen“, erklärt Kurt Pieper. Inzwischen verschreiben sich die Eheleute mehr den Kreuzfahrten. So haben die beiden unter anderem auch Skandinavien, Russland und den Nordpol kennengelernt. Im Sommer soll es mit dem Schiff einmal um Großbritannien herumgehen. „Wir wissen aber natürlich noch nicht, ob die Corona-Pandemie diese Reise zulassen wird“, gibt Kurt Pieper zu bedenken.
Auch eine deutsche Insel hat es Kurt und Sigrid Pieper angetan. „Ein bis zwei Mal im Jahr unternehmen wir einen Kurztrip für zehn Tage nach Sylt. Das muss einfach sein“, betont der 90-Jährige. Wenn er seine Kollegen aus der Mittwochsrunde darauf aufmerksam mache, käme immer eine bestimmte Antwort: „Da gibt es dann wieder Jever.“ Auch nach dem Sport gönnt sich Kurt Pieper gerne ein kleines Bier oder auch mal einen Kräuterlikör: „Dafür rauche ich aber nicht.“
Ein gemeinsames Hobby der Eheleute Pieper wäre aber beinahe schon zu Ende gewesen, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Beim ersten gemeinsamen Skiurlaub in Zell am See erfolgte die letzte Abfahrt ins Tal auf einer nicht ausgewiesenen Piste erst am Abend, also in der Dunkelheit. „Daraufhin sagte meine Frau zu mir, dass sie nie wieder Skifahren wolle“, so Kurt Pieper. Später habe es sich Sigrid Pieper aber sehr zu seiner Freude dann doch noch anders überlegt.
Im Jahre 1998 zogen Kurt und Sigrid Pieper aus Blumenthal nach Meyenburg. „Das ist ein wahrer Kurort hier, ein bisschen wie Schwachhausen in Bremen“, urteilt Kurt Pieper. Auch von der Tennisanlage in Schwanewede schwärmt der rüstige Rentner: „Die Anlage ist hervorragend.“ Seine Mittwochsrunde habe sowohl im Winter in der Halle als auch im Sommer auf der roten Asche jeweils zwei Plätze reserviert.
Wegen der Corona-Beschränkungen sind die fünf noch aktiven Akteure aber zu Einzeln gezwungen. „Dank meines Laufens reicht meine Ausdauer aber auch dafür“, versichert Kurt Pieper. Seine Frau, die sich selbst mit Spaziergängen und Sport am Rollator fit hält, erkenne schon immer an seinem strahlendem Gesicht, dass er vom Tennis wiederkomme.
„Ich freue mich einfach jedes Mal darauf, meine Freunde wiederzusehen“, betont Pieper. Die Harmonie in der Gruppe sei auch einzigartig. „Wir diskutieren zwar auch schon mal politische Themen kontrovers. Aber am Ende wird immer wieder alles bei einem Bierchen geglättet“, sagt der Sportler, der ebenso wie seine Frau Sigrid auch schon beide Impfungen gegen das Corona-Virus erhalten hat. „Vielleicht erhöht dies ja unsere Chancen auf unsere geplante Reise im Sommer“, hofft Pieper.
Kurt Pieper (90)
ist seit 1978 Mitglied in der Tennissparte des TV Schwanewede und auch heute noch aktiv. Der frühere Betriebswirt und kaufmännische Leiter der Airbus-Filiale in Lemwerder heiratete im Jahre 1954 seine Frau Sigrid Pieper, mit der er zwei gemeinsame Töchter, Kerstin (61) und Kay (66), hat. Kerstin Pieper-Köhler ist eine auch international immer noch sehr erfolgreiche Schwimmerin. Sie wurde unter anderem im Jahre 2015 Doppel-Weltmeisterin im russischen Kasan in der Altersklasse (AK) 55 über die 100 und die 200 Meter Rücken. Kurt und Sigrid Pieper haben vier Enkelkinder und auch bereits zwei Urenkel, die in Berlin leben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog Kurt Pieper nach Bremen-Aumund. Der gebürtige Wilhelmshavener wohnte dann mit seiner Familie viele Jahre in Blumenthal, ehe er mit seiner Frau Sigrid im Jahre 1998 nach Meyenburg zog. KH
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Irgend etwas stimmt da wohl nicht ganz, ...