
Bremen-Nord. In freudiger Erwartung ordnen sich Mädchen und Jungen im Vorraum der Sporthalle an der Ludwig-Jahn-Straße. Gleich beginnen die Kreiseinzelmeisterschaften im Gerätturnen. Für viele ist es der erste Wettkampf, und die Aufregung ist besonders bei den Jüngsten groß: Kann ich alle Übungen? Wie werden meine Noten sein? Wo sitzen meine Eltern, Oma und Opa oder die Geschwister?
Musik erklingt aus den Lautsprechern. Das ist der ersehnte Startschuss zum Einmarsch aller Aktiven. Die zahlreichen Zuschauer begleiten das Prozedere mit rhythmischem Klatschen.
Dieses Mal hatte das Organisationsteam um Margit Lange und Antje Krahlheer, die im Turnkreis Bremen-Nord für das Kinder- und Gerätturnen verantwortlich sind, den Wettkampf in zwei Bereiche aufgeteilt. Zunächst stellten sich die Leistungsturner und -turnerinnen den Kampfgerichten, später gingen die Riegen aus den breitensportlichen Sparten an die Geräte. So gab es bei der Mammutveranstaltung einen Querschnitt durch die gesamte Vielfalt des Turnens zu sehen – am Boden beispielsweise vom Purzelbaum bis zum Salto.
Für die Leistungsturnerinnen ging es im Vierkampf auch darum, sich für die Landeseinzelmeisterschaften, die am Sonntag, 27. Mai, in Bremerhaven stattfinden, zu qualifizieren. Weiterführende Wettkämpfe für Jungen und junge Männer gibt es in Bremen schon lange nicht mehr. Und dabei wuchs gerade in jüngerer Vergangenheit das Interesse am Jungenturnen.
Bei den Mädchen und jungen Frauen dominierten die Kunstturnerinnen der SG Aumund-Vegesack. „Unsere Turnerinen haben in fünf Klassen Platz eins belegt“, berichtete Trainerin Jana Mill-Hedeler stolz. Sie bedauerte, dass in der hochkarätigen Leistungsklasse mit Katharina Köster nur eine Kürturnerin beim Vergleich angetreten war: „Leider waren zwei der drei vorgesehenen Starterinnen krank.“
Das größte Teilnehmerinnenfeld war für den Wettkampf I (Jahrgänge 2010 und jünger) gemeldet. Dort siegte die Turnerin mit dem schwierigsten Programm. Mit ihren P5-Übungen erturnte Emma Hofgesang von der SG Aumund-Vegesack 49,40 Punkte und ließ dabei ihre Vereinskameradinnen Mila-Malou Brancato und Ida Mill hinter sich. Ganz dicht beieinander lagen die SAV-Turnerinnen im Wettkampf II. Dort hatte am Ende Ecrin Karagöz die Nase vorn.
Nur fünf Hundertstel Vorsprung reichten Anthea-Janice Brancato (SAV), um Vorjahressiegerin Sinem Güngör vom Lüssumer SV im Wettkampf IV auf Platz zwei zu verweisen. Mit großem Abstand gewann bei den Turnerinnen der Jahrgänge 2000 und älter die mehrfache Bremer Landesmeisterin Annette Migotina vom Lüssumer SV (62,25).
Im männlichen Leistungsbereich machten die Weserliga-Turner des TV Grohn die Titel unter sich aus. „Leider ist nur die Hälfte unserer Jungs am Start“, bedauerte TVG-Coach Wolfgang Koschuch das mangelnde Interesse seiner Turner an dem Vergleich auf Kreisebene.
Erste Wettkampferfahrung sammelte Nachwuchstalent Leon Zurkin, dem Koschuch eine gute Motorik und Spannung bescheinigte. „Ich war ganz schön aufgeregt. Aber es hat alles geklappt“, verriet der Zehnjährige. Besonders gut gefalle ihm der Sprungtisch: „Da kann man ganz hoch springen und weit fliegen“, begeisterte er sich. Bodenturnen sei auch toll. Besonders schwierig sei bei seiner Übung die Standwaage. Die absoluten Tageshöchstnoten erzielte erwartungsgemäß Pablo Broszio, der mit einem Vierkampfergebnis von 67,10 Punkten glänzte.
Zarte Blüten im Jungenturnen treiben im Breitensportbereich. Erstmals meldete neben dem Lüssumer SV auch der Blumenthaler TV eine Mannschaft. Seit September wird beim BTV eine Gruppe aufgebaut, und mittlerweile tummeln sich dort bei den Übungsstunden rund 20 Jungs. Die sechsköpfige Wettkampfcrew fieberte ihrem ersten Wettkampf entgegen. Beim Aufwärmen tauchten noch viele Fragen auf, die Trainer Wolfgang Koschuch geduldig beantwortete.
Am Ende war fast jeder Junge vom Lüssumer SV und vom Blumenthaler TV Kreismeister, weil die Wettkampfklassen schwach besetzt waren. Nur im Jahrgang 2010 gingen drei Turner an den Start. Dort setzte sich deutlich Moritz Gerdes durch.
Mehr Konkurrenz gab es in einigen Mädchenriegen. Dort maßen sich Starterinnen der SG Aumund-Vegesack, des Lüssumer SV und des TV Grohn beim Sprung, Bodenturnen, am Reck/Stufenbarren und Schwebebalken.
Rundum zufrieden waren die Hauptorganisatoren der Meisterschaften. „Die Veranstaltung ist in ruhiger Atmosphäre gut gelaufen“, fand Margit Lange. Bei zwei Kampfgerichten für die Mädchen und einem für die Jungs gab es kaum Wartezeiten für die Aktiven. Schade sei gewesen, dass etliche Sportler aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten. Viel positive Resonanz habe es nach dem Wettkampf von den Familien der Kinder gegeben.
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