
Doch, doch – es gab eine Parallele zum Hinspiel-Derby der Fußball-Landesliga zwischen dem VSK Osterholz-Scharmbeck und dem SV Blau-Weiß Bornreihe. Wieder hatten die „Moorteufel“ gewonnen (diesmal mit 3:0 statt 2:1), und wieder tanzten sie nach Abpfiff im Spielerkreis und sangen: „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey“. Das war es aber auch schon, was die beiden Begegnungen an Gemeinsamkeiten hatten. Was im November vergangenen Jahres noch als erbitterter Kampf zweier gleichwertiger Mannschaften daher kam, hatte diesmal nur das Prädikat Derby light verdient. Ohne Aufreger, ohne Dramatik, ohne engen Spielverlauf. Weil sich kein Funke auf dem Spielfeld bildete, konnte auch keiner aufs Publikum überspringen. Unter den rund 500 Zuschauern herrschte Ruhe. Das Ganze verlief einfach nur fair und artig.
„Die Luft war raus“, bestätigte VSK-Trainer Enrico Berneking, „und wir konnten oder wollten nicht mehr.“ Da hatte er wohl mehr Gegenwehr erwartet. Aber es war ein Kampf mit ungleichen Mitteln, den der Absteiger gegen den Tabellensechsten führte. Die Bornreiher, sie waren diesmal in allen Belangen überlegen. „In den Zweikämpfen konnte man gut sehen, wie wir aus unseren individuellen Stärken Vorteile geschlagen haben“, fasste Bornreihes Coach Michael Rickers zusammen. „Wir waren galliger und haben auch in der Höhe verdient gewonnen.“ Das Spiel hätte gut und gerne deutlicher ausgehen können.
Bernekings Plan, aus der defensiven Staffelung heraus gezielt und schnell nach vorn zu stoßen, ging nicht auf. Das steile Vertikalspiel des VSK durch die Mitte kam erst gar nicht in Gang. Ballverlust statt Balleroberung. Einen gefährlichen Freistoß gab’s von Remigius Wild, doch Jannis Kurkiewicz rauschte beim Kopfballversuch am Leder vorbei. Unterdessen baute Bornreihe in Ruhe und geduldig auf, nutzte die Räume, um das Spiel nach vorn über die Flügel breit zu machen, kam so immer wieder in den Rücken der VSK-Abwehr.
Nur im Abschluss haperte es zunächst noch. So wie in der 12. Minute, als sich Dennis Heineke im rechten Halbfeld gegen Kurkiewicz durchsetzte und für Jan Wohltmann in der Mitte auflegte. Dessen Schuss aufs Tor von Malte Vollstedt war ein Ball Marke Rückgabe. Auch Torben Poppe wollte seinen Ex-Verein scheinbar schonen, als er ein Anspiel von Michel Klimmek in einen missglückten Doppelpass ummünzte, statt selbst abzuziehen. Kurzum: Im ersten Durchgang fehlte den dominierenden Bornreiher vorn noch die Effektivität. Doch das änderte sich nach der Pause.
Es ging gleich gut los mit einem frechen Heber von Heineke über den VSK-Keeper. Doch im Sprint zurück erwischte Wild den Ball noch auf Höhe der Linie – mit einem artistischen Fallrückzieher. Bornreihe hatte sich den Gegner lange genug zurechtgelegt. Jetzt mussten Tore fallen. Heineke machte den Anfang. Im Nachsetzen verbuchte er seinen 19. Saisontreffer, zuvor hatte Vollstedt einen strammen Schuss von Michel Klimmek parieren, aber nicht kontrollieren können (53.). Die Gastgeber kamen einfach nicht mehr mit, wenn sich Bornreihe gen Tor kombinierte und beim Abschluss nicht lang fackelte. Auch Christoph Müller konnte beim 2:0 (57.) praktisch unbedrängt von der Strafraumgrenze aus ins lange Eck abziehen.
Einmal aber wurde auch Bornreihes Torwart Till Augsburg geprüft: Matthias Märtens feuerte mit viel Anlauf einen 35-Meter-Freistoßkracher aufs Tor (65.). Augsburg blieb Sieger. Bornreihe war ebenfalls mit einem Standard zum 3:0 (77.) erfolgreich: Philip Bähr kickte aus kurzer Distanz mit der Hacke einen Gresens-Eckstoß über die Linie. Die weiteren Torchancen – alle für die Gäste – müssen nicht weiter erwähnt werden. Sie brachten nichts ein. Und so blieb den Gastgebern eine noch größere Demütigung erspart.
Emotional genug war es nach Abpfiff ohnehin in der VSK-Hälfte. Coach Berneking („Ich will jetzt nur noch nach Hause“) und sein Co-Trainer Edgar Meier, bekanntlich ein letztes Mal für den VSK im Einsatz, verabschiedeten sich mit herzlichen Umarmungen von den Akteuren, sprachen im Spielerkreis noch ein paar letzte und offenbar ernste Abschiedsworte. Das war’s für die beiden und für den jetzt Ex-Landesligisten VSK. Eine offizielle letzte Würdigung des Trainergespanns und der scheidenden Spieler vor großem Publikum fand nicht statt.
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