
Und meist auch gerne. Das sah am Dienstagabend, um kurz vor halb zehn, aber ganz anders aus. Direkt nach dem mit 1:3 (0:1) verlorenen Derby gegen die TuSG Ritterhude versammelte Schilling seine Schützlinge in der Kabine. Danach verließ der TSV-Coach das Waldstadion ohne ein weiteres Wort über die vorherigen 90 Minuten zu verlieren.
Wenn Schilling in die tiefergehende Analyse dieses Bezirksliga-Spitzenspiels eintaucht, wird er am Ende aber immer wieder bei folgender Erkenntnis landen: Sein Team enttäuschte auch deshalb so, weil der Gegner schlicht und ergreifend besser war. Viel besser. Von der individuellen Klasse bewegen sich Wallhöfen und Ritterhude durchaus auf einem nahezu identischen Niveau – doch davon war am Dienstagabend nur selten etwas zu sehen. Deutlich engagierter, motivierter und sehr viel weiter in der Spielanlage waren die Gäste aus Ritterhude. Und sie hatten einen perfekt aufgehenden Matchplan von ihrem Trainer Julian Geils mit auf den Weg bekommen.
Denn die TuSG überraschte die pressingorientierten Wallhöfener mit einem noch höheren Anlaufen. Niklas Kutz, Marcel Meyer und Marco Grahl attackierten die TSV-Innenverteidigung mit Steffen Kaluza und Gian Luka Muskee schon am eigenen Sechzehner, teilweise liefen sie sogar Keeper Ole Pasbrig an. So entwickelte sich eine Anfangsphase, die von hohem Tempo, aber vielen (erzwungenen) Abspielfehlern geprägt war. Schon jetzt war zu sehen, dass der Tabellenführer bei den dritten Bällen, also dem Moment, in dem das Spielgerät mal wirklich in den eigenen Reihen festgemacht wurde, deutlich weiter war. Ein solcher Spielzug führte über Tobias Jahn, Marcel Meyer und Marco Grahl schließlich auch zum 1:0. Grahl schlenzte das Leder aus 16 Metern an Wallhöfens Keeper Ole Pasbrig vorbei ins Netz.
Drei Minuten später hätte die TuSG schon die Vorentscheidung herbeiführen können – bezeichnenderweise nach einem Wallhöfener Freistoß am gegnerischen Sechzehner. Keeper Lars Oberdiek schaltete blitzschnell um, schickte Marcel Meyer mit einem langen Ball auf die Reise. Nachdem Sönke Schröder unter dem hohen Ball hindurchgesprungen war, landete Meyers perfekte Hereingabe am zweiten Pfosten bei Gregory Fock. Doch der setzte das Leder aus zwei Metern Entfernung an den Pfosten. Und die Hausherren? Die hatten bis auf einen harmlosen Abschluss von Jon Suhr praktisch nichts Nennenswertes zu bieten vor der Pause.
Beim 0:2 kurz nach Wiederbeginn war dann erneut die komplette Wallhöfener Defensive indisponiert. Ein an sich völlig harmloser Freistoß von Tobias Jahn weit aus der eigenen Hälfte trudelte halbhoch durch die gesamte TSV-Defensive und landete schließlich bei Niklas Kutz, der sich nicht zweimal bitten ließ. Schilling reagierte sofort, wechselte zweimal aus – doch die nächste Chance hatten wieder die Gäste. Gregory Fock prüfte aus 20 Metern mit einem tollen Drehschuss noch einmal die Latte.
Spätestens Marcel Meyer hätte dann aber mit einer Doppelchance (62./63.) das Spiel endgültig entscheiden müssen, als er zweimal ganz frei vor TSV-Keeper Pasbrig auftauchte. Doch er traf nicht – und so durfte der Wallhöfener Anhang nach dem Anschlusstreffer des eingewechselten Eugen Zilke (70.) nach Vorarbeit von Sergej Baitler noch einmal hoffen. Allerdings nur zwei Minuten. Dann tauchte Marcel Meyer erneut frei vor Pasbrig auf, und dieses Mal brachte der Torwart den Stürmer zu Fall. Niklas Kutz behielt die Ruhe und versenkte den fälligen Strafstoß sicher zum 3:1-Endstand.
„Wir hatten heute die klar besseren Chancen, haben hinten souverän gestanden und bis auf das Gegentor kaum etwas zugelassen“, fasste TuSG-Coach Julian Geils zusammen und ergänzte: „Und das alles an einem Dienstagabend bei einer Mannschaft wie Wallhöfen. Hut ab.“ Und sein Trainerkollege Oliver Schilling? Der war zu diesem Zeitpunkt schon längst in der Wallhöfener Nacht verschwunden.
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