
Lilienthal. Was hätte Michael Ballack doch für solch einen Abschied gegeben? Die Nationalmannschafts-Laufbahn im perfekten Alter beenden, auf dem Höhepunkt der Leistungsfähigkeit - und noch dazu mit dem besten Ergebnis, dass der Verband jemals bei einer Weltmeisterschaft erreicht hat. Vielleicht hätte er sich statt für Fuß- lieber für Floorball entscheiden sollen, wo solche Bestmarken deutlich leichter machbar sind. So wie bei Juliana Hoffmann, die wohl um einiges zufriedener auf ihr Karriereende zurückblicken kann als der langjährige "Capitano" Ballack.
"Das war mit Abstand die beste WM, die ich mitgemacht habe", schwärmte die Lilienthalerin Juliane Hoffmann von ihrem Ende in der Nationalmannschaft bei der Frauen-Weltmeisterschaft im schweizerischen St. Gallen. Bei den Eidgenossen genießt der Floorball-Sport einen deutlich höheren Stellenwert als hierzulande.
Entsprechend groß war der Zuschauerzuspruch bei der WM. Das Finale zwischen den beiden Floorball-Großmächten Schweden und Finnland sahen sage und schreibe 2520 Zuschauer in der restlos ausverkauften Halle. Am Ende setzte sich Rekordweltmeister Schweden mit 4:2 durch.
Ob die deutschen Frauen jemals in die Phalanx der skandinavischen Teams einbrechen werden können, ist äußerst fraglich. "Wenn man alleine sieht, wie die sich warmmachen", berichtete Juliana Hoffmann, "das ist alles ganz anders, total professionell."
Im dritten Gruppenspiel hatte es die deutsche Mannschaft mit den Finninnen zu tun bekommen. "Klar denkt man vorher: Vielleicht können wir die ein bisschen ärgern", so die 28-jährige Lilienthalerin, "doch ärgern bedeutet in diesem Zusammenhang bereits ein einstelliges Ergebnis." Und das gelang diesmal tatsächlich. Zum ersten Mal überhaupt verloren die deutschen Frauen einstellig gegen Finnland, am Ende war es ein 1:9. "Ich konnte kaum so schnell gucken, wie die spielen", staunte Juliane Hoffmann.
Trotz dieser heftigen Niederlage reichte es zum besten WM-Ergebnis, dass je eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft im Floorball erzielte. Rang elf wurde es am Ende, beinahe wäre sogar noch mehr möglich gewesen. Denn gleich im ersten Gruppenspiel beim knappen 5:6 gegen Lettland verpassten die Deutschen eine faustdicke Überraschung. "So gleichwertig waren wir noch nie gegen Lettland", trauerte Hoffmann dieser dicken Chance hinterher. Doch der Gegner kam am Ende auch mit der tollen Kulisse - 588 Zuschauer - deutlich besser zurecht.
Mit einem deutlichen 8:0 über Australien qualifizierte sich Deutschland als Gruppendritter für die Zwischenrunde, wo es eine weitere Niederlage gegen Russland geben sollte. Kurz vor Schluss führten Hoffmann und Co. bereits mit 6:4, eine dicke Überraschung lag in der Luft. Dann knallte Pauline Baumgarten mit voller Wucht in die Bande, wurde bewusstlos und mit einer dicken Platzwunde aus der Halle getragen. Die Spielerin kam am Ende zwar mit dem Schrecken davon, dennoch sorgte diese Verletzungsunterbrechung für einen regelrechten Schock beim jungen deutschen Team. In der Verlängerung setzte sich Russland schließlich noch mit 7:6 durch.
Im abschließenden Spiel gegen die Slowakei gab es dennoch ein Happy End. Deutschland gewann nach Verlängerung mit 4:3 - für Juliane Hoffmann der krönende Abschluss ihrer fast fünfjährigen Laufbahn in der Nationalmannschaft. "Es hat sich gelohnt, für die WM noch einmal weiterzumachen", sagte die Lehrerin, die auch weiterhin bei der Regionalligatruppe des TV Lilienthal mitspielen will. Ein bisschen Wehmut war am Ende aber dennoch dabei. "Es ist schon toll zu sehen, wie sich die Sportart in Deutschland entwickelt, dass auch hier alles professioneller wird", berichtete Juliane Hoffmann.
Klar wäre auch die 28-Jährige gerne Teil dieser fortschreitenden Entwicklung gewesen. "Aber Leistungs-Floorball ist nun mal nichts für Berufstätige, sondern eher was für Studenten."
Und vom Fußball trennen die Floorballer sowieso noch mehrere Galaxien. Deshalb ist es auch nur schwer vorstellbar, dass Michael Ballack für eine WM selbst ins Portemonnaie gegriffen hätte - und genau das ist bei einer Floorball-Weltmeisterschaft noch immer absolut normal.
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