
Es war Werbung für den Kreisliga-Fußball. Das Gipfeltreffen zwischen dem bisherigen Tabellenführer SV Vorwärts Buschhausen und Verfolger SV Lilienthal-Falkenberg hielt, was es versprach. Zwei grundverschiedene Halbzeiten, ein dramatischer Spielverlauf, ein Platzverweis und sieben Tore. Das alles vor einer tollen Kreisligakulisse von 200 Zuschauern. Und am Ende gab es nach dem 4:3 (3:0)-Auswärtssieg der Lilienthaler auch noch einen Wechsel an der Tabellenspitze.
„Trotz der zweiten Halbzeit geht der Sieg der Lilienthaler in Ordnung“, zeigte sich Buschhausens Trainer Jörg Fehrmann als fairer Verlierer. Sein Team hatte schon bei der ersten Saisonniederlage gegen Hüttenbusch vor einer Woche einen Gegentreffer nach 19 Sekunden kassiert. Und auch im Gipfeltreffen schienen die Hausherren pünktlich mit dem Anpfiff in einen kollektiven Tiefschlaf zu verfallen. Vielleicht lag es aber auch einfach am unbändigen Willen und der entfesselten Spielfreude der Lilienthaler. Jedenfalls entfachten der überragende Nils Koehle und Co. ein wahres Feuerwerk – und wirbelten den Gegner wie einen Herbststurm durcheinander.
„Das war nicht Zweiter gegen Erster, das war Zweiter gegen Vierzehnter“, sagte Fehrmann hinterher. Lilienthals Kapitän Arne Schlüter schlenzte den Ball in der sechsten Minute links halbhoch zur frühen Führung ins Netz. Zehn Minuten später erhöhte Koehle mit einem fantastischen Freistoß in den Winkel auf 2:0. Alle hatten in dieser Szene mit einer Flanke gerechnet, doch Koehle hatte eine bessere Idee gehabt. Und als Torjäger Hassan Jaber in der 19. Minute nach schöner Vorarbeit von Yannik Niemann schließlich sogar zum 3:0 traf, musste den Buschausener Fans Angst und Bange werden. Vor allem, weil die Gäste gar nicht daran dachten, dass Tempo zu drosseln. So standen nach 30 Minuten weitere hundertprozentige Chancen durch Koehle (10./Sololauf durch fünf Gegenspieler), Tom Heydenreich (13./Lattenkopfball), Jaber (20./Schuss aus 16 Metern) und noch einmal Koehle (23./Schuss aus Nahdistanz) zu Buche. „Wir hätten 5:0 führen können zur Pause“, sagte Lilienthals Co-Trainer Hans-Dieter Weichler – und das war noch untertrieben.
Mit hängenden Köpfen und ohne echte Chance trotteten die Gastgeber in die Kabinen – und kamen wie verwandelt zurück. „Man weiß ja genau, was der gegnerische Trainer denen sagt“, rätselte Gerd Buttgereit hinterher über den Bruch im Spiel seiner Mannschaft, der trotz seiner warnenden Worte kam. Serhat Yildirim staubte im Anschluss an einen Freistoß von Lasse Fehrmann nur sieben Minuten nach Wiederanpfiff zum 1:3 ab. Mit einem Treffer Marke „Tor des Monats“ gelang Kevin Fischer aus gut und gerne 30 Metern der 2:3-Anschlusstreffer (63.).
Als dann der starke Lasse Fehrmann wegen wiederholten Foulspiels vom Platz musste (74.), schien die Partie gelaufen. Doch selbst in Unterzahl stürmten die Hausherren weiterhin mutig nach vorne – und wurden nur drei Minuten nach dem Platzverweis belohnt. Lars Raabe nahm einen weiten Pass gekonnt an, vernaschte noch Marvin Hüsing und lupfte den Ball über den herausstürzenden Torwart Konstantin Gaber hinweg zum umjubelten 3:3 ins Netz. Doch auch dabei sollte es nicht bleiben.
Der eingewechselte Routinier Sören Pols ging im Zweikampf mit Kevin Fischer zu Boden, der alles in allem sehr gut pfeifende Schiedsrichter Patrik Feyer, der in dieser Szene optimal zum Ball stand, entschied sofort auf Elfmeter. Nils Koehle behielt die Nerven und bescherte seinem Team mit dem Siegtreffer zugleich die Tabellenführung. „Das war ein richtiges Spitzenspiel“, lobte Gerd Buttgereit nach der vierminütigen Spielzeit beide Teams. Dem war nichts mehr hinzuzufügen.
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Herr Fischer, das hat ja schon ein bisschen was vom tragischen Helden. Erst dieses Traumtor zum 2:3 und dann der verschuldete Foulelfmeter.
Kevin Fischer: Ja, das ist bitter.
Wie war das vor dem 2:3 – hatten Sie gesehen, dass Lilienthals Torwart Konstantin Gaber etwas weit vor dem Tor steht?
Nein, absolut nicht. Bei den Lichtverhältnissen konnte man ja ohnehin kaum etwas erkennen. Ich habe einfach mal draufgehalten ohne lange zu überlegen. Es war ein absoluter Sonntagsschuss.
Was war in der ersten Halbzeit los?
Wir waren überhaupt nicht wach im Kopf, ich weiß auch nicht, was da los war.
Wie laut wurde es dann in der Kabine?
Ich habe den Trainer schon lauter erlebt. Aber er hat die richtigen Worte gefunden.
Schildern Sie die Szene vor dem Elfer ...
... den wollte Sören Pols unbedingt haben. Er macht das clever. Aber wenn der Schiri nicht pfeift, sagt auch keiner was.
Herr Meierdierks, so ein Resultat nach dieser ersten Halbzeit. Kann man das in Worte fassen.
Tom Meierdierks: Wir müssen es halt spannend machen, das kennen wir ja schon. Aber Buschhausen kam auch sehr gut in die zweite Halbzeit rein und hat noch mal viel Druck gemacht ...
... dann fällt der Anschlusstreffer in der 53. Minute...
Genau, das 1:3 fällt relativ schnell. Und dann wird es eben wieder eng. Es war auf jeden Fall ein würdiges Spitzenspiel.
Wie viele Steine sind Ihnen vom Herzen gefallen, als Nils Koehle den Elfmeter verwandelt hat.
Unzählbar viele. Das hat Sören aber natürlich auch gut gemacht in der Szene davor.
Es sah erst so aus, als ob Hassan Jaber den Strafstoß ausführen wollte?
Das stimmt. Hassan schießt ja auch schon mal die Elfmeter bei uns. Aber in der Szene hat der Trainer dann gefordert, dass Nils diesen Strafstoß schießen soll. Zum Glück hat er getroffen.
(td)
Zur Person
Kevin Fischer (31) ist der Routinier beim SV Buschhausen. Im Spitzenspiel war der Mann aus der Viererkette der älteste Akteur beim Gastgeber. Fischer kam bisher in 13 von 14 Punktspielen zum Einsatz.
Zur Person
Tom Meierdierks (18) kommt aus der Lilienthaler Jugend und ist im zentralen Mittelfeld neben Mannschaftsführer Arne Schlüter gesetzt. Trotz seines jungen Alters ist er bereits stellvertretender Kapitän.
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