
Nicht dass sie die Trikots jetzt mit Wörtern wie Aufsteiger oder Meister Kreisliga B beflocken lassen würden. So vermessen ist niemand beim SCB II. „Nein, es ist einfach eine Wertschätzung der Jungs“, sagt deren Trainer Lutz Repschläger, „und sie ist gut fürs Teambuilding.“
Dabei hätte die Borgfelder Zweite allen Grund, ihre Position als ungeschlagener Klassenprimus darzustellen. Mit 43 Punkten aus 15 Punktspielen bei 82:12 Toren (5,5 eigene im Durchschnitt) rocken sie die Liga wie kein anderer. Zehn Zähler Vorsprung haben sie schon auf Verfolger SG Findorff II. Da könnte die Kreisliga A im Frühjahr durchaus schon in Sichtweite kommen. Und ja, leistungsorientierter Fußball ist das Ziel unter dem neuen Coach, der auch sagt: „Ein bis zwei Klassen höher wollen wir schon spielen.“
Hintergrund dabei: Die Zweite soll besser als bisher die Schnittstelle bilden zwischen den Jugendteams und den ersten Landesliga-Herren, die zumindest mittelfristig die Bremen-Liga angepeilt haben. Sozusagen eine Perspektiv-Station. Mit dem neuen Trainer hat auch eine neue Spiel- und Umgangsmentalität Einzug gehalten. „Bis vergangenen Sommer haben sie in der Zweiten eher Rumpelfußball gespielt“, sagt Repschläger, der diese Feststellung vom letztjährigen Tabellensechsten gar nicht böse meint.
Es ist die ihm eigene direkte und offene Art, die er auch anderen zugesteht: „Es gibt viel Mitsprache bei uns. Wir sind raus aus der hierarchischen Grundordnung.“ Repschlägers Credo: Fördern und fordern. Der 45-Jährige merkte schnell, dass in dem 25-köpfigen Kader auch Qualität steckt. „Aber Fußball muss erarbeitet werden“, betont er und erwartet, dass jeder Gas gibt; denn: „Wir haben etwas aufzuholen.“
Besonders das Wir spielt bei ihm eine Rolle: Nur die Mannschaft sei der Star, nicht Einzelkönner. Obwohl sie in Borgfeld mit Leon Kahrs auch den herausragenden Torjäger haben, der mit 24 Treffern die Goalgetter-Liste anführt. Dass Kahrs seine Qualitäten derart ausspielen kann, liege aber auch am System: „Leon wird meist super freigespielt.“ Der Trainer weiß aber auch, dass sein Top-Stürmer genau in die Position läuft, in die der Ball kommt.
Es sind diese Automatismen, die das Borgfelder Erfolgsgeheimnis ausmachen, oder wie Repschläger es ausdrückt: „Die Harmonie zwischen den Mannschaftsteilen – das ist die hohe Kunst des Fußballs.“ Grundvoraussetzung dabei: Kreativität. Die Spieler müssten immer Lösungen finden für unterschiedliche Situationen. Genau dafür motiviere er seine Jungs. Körperliche Fitness setzt er ohnehin voraus: „Keine andere Mannschaft der Liga kann 90 Minuten unser Tempo mitgehen.“
In der Grundordnung 4-3-3 spielend, setzt der SCB II seinen Gegner schon früh unter Druck. Und variabel muss das Spiel sein – mal eng, mal breiter angelegt, meist über die Außen kommend. „Dafür muss man die Sinne schärfen.“ Wenn es dann gelingt, die Bälle hinter die gegnerische Abwehr zu bekommen, sei der Torerfolg fast schon programmiert.
Zu Repschlägers Philosophie gehört auch, dass die einzelnen Positionen personell nicht zementiert sind. Das beginnt zwischen den Pfosten mit den Torleuten Marvin Dieck (20, ehemals Handball-Torwart) und dem Senior David Kawan, die wechselnd spielen. Davor gibt es sieben bis acht Kandidaten für Defensivaufgaben. Im Mittelfeld sieht der Trainer – übrigens ein Ur-Bremer, der einst bei Rot-Weiß 96 in Kattenturm auf einem Schlackeplatz mit dem Kicken begann – keinen Bedarf für einen Spielmacher oder Taktgeber: „Entscheidungen und Ideen sind Teamsache.“ Wenn das gut gelingt, kommt das einer Empfehlung für die erste Elf gleich. „Ich stelle konsequent auf“, unterstreicht Repschläger, der gleichwohl offen für Änderungen ist: „Ich lasse mich überzeugen.“ Da wundert es auch nicht, dass es gleich zwei gleichberechtigte Mannschaftsführer gibt: Lukas Langkrär (20) und Malte Witt (29). Das mit den zwei unterschiedlich alten Ansprechpartnern habe sich bewährt.
Repschläger, der früher auch in Fischerhude, Uphusen und Oyten spielte (teils als Spielertrainer) und zuletzt den FC Roland coachte, stellt aber auch an sich selbst hohe Ansprüche, will sich ebenfalls weiterentwickeln. Im kommenden Jahr möchte er die DFB-Elite-Jugendlizenz (früher B-Lizenz) erwerben. Womit wir auch schon mitten in den nahen Zukunftsplänen wären. Werden Repschläger und sein Co-Trainer Jörg Dickmanns das junge Team (Durchschnittsalter: 22 Jahre) weiter formen und zu Erfolgen führen? „Es sieht ganz danach aus“, sagt Repschläger. Da wundert es nicht, dass der gelernte Bürokaufmann inzwischen eine eigene Agentur betreibt und mit Bubble Soccer angesagte neue Funsport-Events anbietet. Spaß und Erfolg gehören eben immer zusammen. Nicht nur bei der Borgfelder Zweiten.
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