
Einen ganz wichtigen Schritt auf der Karriereleiter hat das 17 Jahre alte Nachwuchstalent des RV Osterholz-Scharmbeck vor Kurzem vollzogen: Lucy Schott verbringt bis auf wenige Ausnahmen ihre Wochenenden an der weltbekannten Ruderakademie in Ratzeburg - einer der Talentschmieden im Rudersport schlechthin. Dort gibt es eine ganze Menge aufzuholen, ihre gleichaltrigen Konkurrentinnen haben zumeist erheblich früher mit dem Rudern im Leistungsbereich angefangen.
Schuld am späten Einstieg ins Rudern ist übrigens der Fußball. Fünf Jahre spielte Lucy Schott beim 1. FC Osterholz-Scharmbeck. Mit beachtlichem Erfolg, zumeist im Sturm. An ein Spiel konnte sie sich noch besonders gut erinnern. Es ging gegen Scharmbeckstotel, Lucy Schott war zu spät dran, dann hatte sie auch noch ihre Schienbeinschoner vergessen. Sie durfte trotzdem spielen und traf auch gleich mehrfach ins Schwarze. Ihren Wechsel vom Fußball zum Rudern begründete Lucy Schott wie folgt: "Ich wollte einfach mal was Neues ausprobieren. Und da ich ohnehin eine Wasserratte bin, bin ich beim Rudern gelandet. Rudern ist gut für den ganzen Körper, da kann man sich so richtig auspowern."
Ihr Ratzeburger Trainer Marc Swienty hält große Stücke auf das Talent aus dem Landkreis Osterholz (siehe nebenstehendes Interview). Swienty bringt eine Menge internationale Erfahrung sowohl aus seiner aktiven Laufbahn als auch als Trainer mit. Davon profitiert nicht nur Lucy Schott an den Wochenenden auf dem Ruderinternat in Ratzeburg, der RV Osterholz-Scharmbeck zieht ebenfalls seinen Nutzen daraus. Der engagierte RV OSCH-Trainer Andreas Lindenberg begleitet seinen Schützling an mehreren Wochenenden nach Ratzeburg, dort bekommt er Know-how auf höchstem Level vermittelt, das er wiederum bei den Trainingseinheiten auf der Hamme in seinen Verein einbringt.
Lucy Schott ist 17 Jahre alt. Während ihre Freundinnen und Freunde an den Wochenenden um die Häuser ziehen, ticken die Uhren für den Ruder-Teenager ganz anders. Freitag nach der Schule geht es mit dem Zug nach Ratzeburg, dort steht nachmittags das erste Training auf dem Programm. Am Sonnabend wird zwei- oder dreimal trainiert. Am Sonntagvormittag ein weiteres Mal, dann geht es mit dem Zug zurück in die Kreisstadt. Die Entbehrungen sind riesig, doch Lucy Schott hat sich schnell mit diesem Rhythmus arrangiert: "Ich bin dort ja auch nicht allein. Wir sitzen abends zusammen, schieben mal eine DVD rein, wir haben dort auch unseren Spaß", sagte Lucy Schott und fügte an: "Und außerdem bin ich nicht jedes Wochenende in Ratzeburg." Komplettiert wird die Ruderwoche übrigens mit Einheiten auf der Hamme am Montag, Dienstag und Mittwoch. Nur donnerstags ist trainingsfrei, da hat Lucy Schott um 18.30 Uhr Schulschluss.
Wenn Lucy Schott in Ratzeburg weilt, dann muss sie zwangsläufig auf die chinesischen Maultaschen verzichten, die ihre Mutter so lecker zubereitet. Jingmei Schott stammt aus China, Vater Michael Schott ist Deutscher. Lucy Schott fühlt sich eher zur deutschen Kultur hingezogen. Nur wenn es darum geht, was mittags auf den Tisch kommt, da hat Fernost um Längen die Nase vorn: Im Hause Schott wird chinesisch gekocht und dann selbstverständlich auch mit Stäbchen gegessen. Gesprochen wird aber zumeist deutsch, auch wenn sich die Mutter nach Kräften müht, ihre drei Töchter Lina (18), Lucy (17) und Emily (8) zweisprachig aufwachsen zu lassen. "Verstehen kann ich alles auf Chinesisch, ich antworte aber meistens auf Deutsch. Es gibt aber auch Tage, da sprechen wir nur chinesisch zu Hause", berichtete Lucy Schott.
Die angehende Abiturientin spricht immer wieder davon, dass der Spaßfaktor eine ganz große Rolle spielt: "Natürlich ist es cool, wenn man Rennen gewinnt. Aber noch wichtiger ist, dass mir Rudern Spaß macht." Bislang bekommt die 17-Jährige den gewiss nicht leichten Spagat zwischen einem extrem hohen Zeitaufwand und trotzdem viel Spaß am Rudern zu haben scheinbar spielend leicht hin. Michael Schott macht sich daher keine Sorgen, dass der Rudersport für seine Tochter zur Last werden könnte: "Vor allem ist wichtig, dass es ihr Spaß bereitet. Und wenn sie sich quälen muss, dann wird sie stark genug sein, für sich die richtige Entscheidung zu treffen."
Nach vielen schweißtreibenden Winterwochen im Kraftraum, im Schwimmbad, auf der Laufstrecke oder auf dem Ergometer steht das richtungsweisende Jahr 2011 an. Zunächst mit einer Langstreckenregatta Ende Februar im belgischen Brügge, später mit dem Höhepunkt, den Deutschen Meisterschaften im Juni in Brandenburg. Dann wird sich zeigen, ob es zum Sprung in die deutsche Spitze reicht. Ob der Schliff gepasst hat, ob sich der Rohdiamant in ein funkelndes Juwel verwandelt.
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