
Lilienthal. Bis sie wirklich realisieren, was sie da am Wochenende erreicht haben, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Und so manch ein Akteur des TV Lilienthal musste sich auch am Tag nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte noch kneifen, um sicherzustellen, dass er nicht träumt. Doch es ist tatsächlich passiert: Die „Wölfe“ haben am Sonntag den Deutschen Floorball-Pokal gewonnen und somit den ersten Titel in acht bewegten Bundesligajahren eingefahren.
Dass dies ausgerechnet in der Saison gelingt, an deren Ende sich die Lilienthaler aus der höchsten Spielklasse abmelden werden, könnte auch aus dem Drehbuch eines Hollywoodfilms stammen. „Das ist wirklich wie im Märchen und auch jetzt noch schwer zu glauben. Es ist fast absurd, dass wir genau in der jetzigen Situation, wo uns keiner mehr auf dem Zettel hatte, endlich unseren ersten Titel holen. Solche Geschichten schreibt dann wohl wirklich nur der Sport“, zeigte sich Teammanager Daniel von der Heyde auch am Montag noch ungläubig über das, was da am Wochenende in Leipzig passiert ist.
Denn nach unzähligen Anläufen, drei Vizemeisterschaften in Serie und zwei Halbfinal-Niederlagen im Pokal, traten die „Wölfe“ nun mit einer Entschlossenheit auf, die letztlich zum verdienten Triumph führte. Schon beim 5:4-Halbfinalsieg gegen den Angstgegner aus Weißenfels war zu spüren, dass diese Mannschaft mit dem ganz großen Knall abtreten will. „Wir wussten, das ist unsere letzte Chance. Das war natürlich eine große Zusatzmotivation. Auch wenn die Saison sehr holprig verlaufen ist, sind wir über die letzten Wochen als Mannschaft immer enger zusammengerückt und haben gerade an diesem Wochenende einen unglaublichen Teamspirit entwickelt“, beschreibt Teamkapitän Dennis Heike den starken Zusammenhalt im Team.
Bemerkbar machte sich dieser neue Geist schon einige Tage vor dem historischen Pokalerfolg. Beim Abschlusstraining am Mittwoch spornte Janos Bröker, der in seiner Karriere bisher fünfmal im Halbfinale gescheitert war, seine Teamkollegen derart an, dass die Energie förmlich zum Greifen war. Als dann zunächst der turmhohe Favorit am Sonnabend tatsächlich in der Verlängerung geschlagen worden war, übermannten selbst den routinierten Heike die Gefühle. „Da kamen schon besondere Emotionen hoch und es standen einem die Tränen in den Augen. Es war aber auch einfach zu spüren, dass da an diesem Wochenende noch mehr drin ist“, so der 28-jährige Spielführer.
Genau das sollte sich keine 24 Stunden nach dem Kraftakt bewahrheiten: Auch im Finale zeigte die Mannschaft von Trainer Jesse Backman eine überragende Mannschaftsleistung und siegte gegen die Red Devils Wernigerode hochverdient mit 8:5 – Heike durfte den Pokal in die Luft stemmen, und noch lange nach der Siegerehrung hallten die Lilienthaler Jubelgesänge durch die Katakomben der Halle. „Das ist natürlich ein toller Abschluss, besser kann man sich wohl nicht von der Bühne verabschieden. Für mich, der von Anfang an dabei war, ist es einfach unglaublich. Vor allem ist dieser Titel die Belohnung für die ganzen Jahre, in denen Spieler, Helfer, Fans und der ganze Verein immer alles gegeben haben. Es ist einfach krass, sensationell und wie im Traum“, rang Heike, der zum Saisonende den Schläger an den Nagel hängen wird, auch am Tag nach dem Cupgewinn noch um die passenden Superlative.
So lange wie sein Kapitän ist Headcoach Jesse Backman zwar bei Weitem nicht dabei, dennoch hat auch der stets ehrgeizige Finne einen großen Anteil am Lilienthaler Husarenstück: „Jesse ist dafür ganz wichtig gewesen. Auch als es anfangs nicht so lief, ist er nie von seiner Spielphilosophie abgerückt und hat sie den Jungs eingetrichtert. Das hat sich gerade an diesem Wochenende ausgezahlt“, lobt Daniel von der Heyde den akribischen Trainer. In all die grenzenlose Freude mischte sich aber auch ein Hauch Wehmut: „Dieser Erfolg macht es natürlich noch härter, dass diese Ära bald endet. Aber wir haben ja noch die Play-offs“, erklärt von der Heyde.
In der Tat beginnt schon am kommenden Wochenende das Rennen um den nächsten Titel, auch hier wollen die selbstbewussten Lilienthaler ein Wörtchen mitreden: „Wir haben jetzt gesehen, was wir erreichen können, wenn wir Gas geben“, so Heike.
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