
Es muss nicht immer die große Bühne sein. Nicht das imposante Stadion und auch nicht die lautstarke Kulisse. Manchmal reicht eine kleine Sporthalle, ein einfaches Punktspiel in der Badminton-Verbandsklasse und ein klein wenig Lokalrivalität aus, um bleibende Erinnerungen zu schaffen. So geschehen am Sonntag, 16. November 2008. Als Deike Monsees an diesem Tag den Court in der Wallhöfener Kirsten-Boie-Grundschule betrat, da war es nicht nur ihren 34. Geburtstag, den sie im Anschluss an das Punktspiel gegen den ASV Ihlpohl feiern wollte.
Mit einem Erfolg gegen den langjährigen Rivalen aus dem Landkreis wollte das TSV-Team den entscheidenden Schritt Richtung Landesliga machen. Und vor allem wollte Deike Monsees mit Partner Finn Lucyga einen Sieg im prestigeträchtigen Mixed einfahren. Mal wieder. Denn meistens hatte das Wallhöfener Duo in diesen Duellen die Nase vorn. Wie auch die Wallhöfener Mannschaft meist am Ende eines Punktspiels ganz vorne lag. „Diese Duelle waren oft knapp und immer umkämpft“, erinnert sich Deike Monsees an die Derbys. Ganz egal, wer gegen wen gespielt hat: „Da war immer richtig was los auf dem Feld.“
Die besondere Konstellation vor jenem Punktspiel im November 2008 machte das damalige Duell noch etwas spezieller. Der TSV Wallhöfen war Tabellenführer, die Ihlpohler erster Verfolger. Die drei Doppel wurden als erstes gespielt, und die Wallhöfener Doppelstärke kam auch diesmal zum Tragen. Sowohl die beiden Herren- als auch das Damendoppel ging an die Hausherren. „So war es oft“, berichtet Deike Monsees und ergänzt: „Ihlpohl war stark in den Herreneinzel, wir haben meist im Dameneinzel vorne gelegen.“ Deshalb war es mit dem Mixed-Doppel oft so eine enge Sache: „Meist stand das Spiel zu diesem Zeitpunkt noch auf der Kippe“, so Monsees.
Ob es an jenem Sonnabend vor über zwölf Jahren auch so war, weiß Deike Monsees nicht mehr so ganz genau. „Ich glaube, wir waren schon so gut wie durch“, sagt sie. Alle anderen Details sind bei der mittlerweile 46-Jährigen aber noch sehr bewusst vorhanden. „Alle vier, die damals auf dem Feld standen, wissen noch ganz genau, wo in der Halle wir gespielt haben und wie sich dieses Match entwickelt hat“, berichtet Monsees. Mit der Konkurrenz im Badminton war das schon immer etwas anders als beispielsweise beim Fußball. Die Szene war deutlich kleiner, die Freundschaften über die Vereine hinweg deshalb viel ausgeprägter als bei anderen Sportarten.
Deike Monsees war selbst nach der Jugendzeit zunächst für zwei Spielzeiten nach Ihlpohl gewechselt, weil sie dort höher spielen konnte. Erst als die entsprechenden Startplätze in der ersten Wallhöfener Mannschaft frei waren, ging sie zurück zu ihrem Heimatverein. Deshalb waren ihr die Beiden auf der anderen Seite des Netzes auch bestens bekannt. Arndt Petersen und Tanja Brandt. Besonders für Letztere war die Formation Monsees/Lucyga so etwas wie ein Angstgegner. Davon war an jenem Sonnabend aber zunächst kaum etwas zu spüren. Mit 21:14 setzte sich das ASV-Duo im ersten Durchgang durch.
„Das war natürlich heftig“, erinnert sich Deike Monsees. „Finn und ich waren ziemlich sauer auf uns und fest entschlossen, das Blatt noch zu wenden.“ Es wurde emotionaler, intensiver, hitziger. „Jeder Punkt wurde entsprechend gefeiert, manchmal auch definitiv lauter, als man es vielleicht in einem 'normalen' Spiel getan hätte“, berichtet Monsees schmunzelnd. Das Wallhöfener Duo setzte sich im zweiten Durchgang mit 21:18 durch und erzwang so den Entscheidungssatz. Und dort wurde es dann endgültig dramatisch.
Wer den ersten Matchball hatte, daran kann sich die Wallhöfenerin nicht mehr erinnern. Wie auch? Es kamen ja so viele, dass man irgendwann den Überblick verlieren musste. Und so ging es hin und her. Matchball Wallhöfen, abgewehrt, Matchball Ihlpohl, abgewehrt. Kein Team schaffte es, den nötigen Zweipunktevorsprung zu erzielen. Und dann kam der Moment, den Deike Monsees in ihrer langen Badminton-Laufbahn nur dieses eine Mal erlebt hat. Es stand 29:29 – und dann entscheidet im Badminton der 30. Punkt über Sieg oder Niederlage. Endgültig.
Alle, die in der Halle waren und gerade nicht selbst auf irgendeinem Court stehen mussten, hatten sich längst um das Mixed-Feld herum versammelt. „Gerade bei den Derbys waren damals durchaus einige Zuschauer in der Halle“, erinnert sich Deike Monsees. So hatte dieser Thriller am Ende doch noch eine passende Kulisse. Und die sah, wie der sogenannte Sudden-Death-Punkt an das Ihlpohler Mixed ging.
Die Trauer bei Finn Lucyga und Deike Monsees hielt sich aber in Grenzen. Denn auch wenn sie dieses legendäre Duell zu gerne gewonnen hätten – das gesamte Punktspiel entschieden die Wallhöfener dennoch mit 5:3 für sich. Und so gab es am Ende für so ziemlich alle in der Halle einen guten Grund, mit Deike Monsees auf ihren Geburtstag anzustoßen. Kleiner Nachtrag: Am Ende der Saison stieg der TSV Wallhöfen tatsächlich in die Landesliga auf.
Deike Monsees (46)
kam als Tochter des Wallhöfener Badminton-Gründerpaars Marliese und Otto Lütjen zwangsläufig mit der Rückschlagsportart in Kontakt. Als Kind versuchte sich Monsees zwar auch mal im Fußball, doch spätestens als auch ihre beste Freundin, Tanja Assmus, ihre Begeisterung für den Badmintonsport fand, war der Weg vorgezeichnet. Mit Assmus feierte Monsees auch einen ihrer größten Erfolge überhaupt. Auf der deutschen Meisterschaft der Altersklasse O40 im nordrheinwestfälischen Solingen konnte das Wallhöfener Doppel sensationell ihr Erstrundenduell in drei Sätzen gewinnen. Das eigentlich Kuriose daran: Monsees riss zu Beginn des Matches eine Seite, ein Ersatzschläger war nicht vorhanden. Die logische Konsequenz wäre eine Disqualifikation gewesen, denn bei Deutschen Titelkämpfen ist ein Ersatzschläger zwingend vorgeschrieben. Doch eine Gegnerin half aus und überließ Deike Monsees ihren Ersatzschläger - mit dem Resultat, dass die medizinische Fachangestellte das Duell tatsächlich mit fremden Schläger gewann. Deike Monsees ist mit Jürgen Monsees verheiratet, der ebenfalls beim TSV den Schläger schwingt. Der gemeinsame Sohn Tebbe Monsees gehört zu den größten Badminton-Talenten der Region. „Der zeigt uns jetzt mal, wie es richtig geht“, sagt Deike Monsees schmunzelnd.
Sonnabend, 16. November 2008
Punktspiel der Badminton-Verbandsklasse:
TSV Wallhöfen – ASV Ihlpohl 5:3
Zappe/Saade - Bergolte/R.Petersen 21:11, 21:12
Lütjen/Lucyga - Kleinert/A.Petersen 19:21, 24:22, 21:13
Assmus/Monsees - Zinke/Brandt 21:19, 21:14
Monsees/Lucyga - Brandt/A.Petersen 14:21,21:18, 29:30
Tanja Assmus - Kirsten Zinke 21:14, 21:15
Florian Zappe - Ralf Kleinert 21:9, 21:16
Heiko Saade - Reiner Petersen 21:8, 17:21, 20:22
Niko Lütjen - Mathias Bergolte 21:14, 18:21, 9:21
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