
Landkreis Osterholz. Elf Spielerinnen? Nur elf? „Grauenvoll“, seufzt Ute Curland. Für ihr Traumteam hätte die 50-Jährige am liebsten mehr Spielerinnen aufgestellt. In den knapp 35 Jahren, die sich mittlerweile angesammelt haben, hat sie schließlich viele kommen und viele wieder gehen gesehen. Dass es überhaupt so viele Jahre werden würden, war nicht unbedingt abzusehen. „Geh’ da doch mal hin“, hieß es, als Ute Curland mit 15 Jahren zum Training der Damen des VfR Seebergen/Rautendorf geschickt wurde. Von da an war es um sie geschehen. Spielerin und Spielertrainerin in Seebergen, Trainerin beim TSV St. Jürgen und TSV Worphausen, dazu ihre Tätigkeit als Staffelleiterin im Kreisverband Osterholz – der Fußball hat Ute Curland nie losgelassen. Und am Ende hat sie es auch geschafft, ihr Traumteam aufzustellen. Curland greift dabei ausschließlich auf ehemalige Weggefährten aus Seebergen zurück.
Tor
Elke Lindner: Elke kam, wie einige andere auch, durch eine Spielerin aus der Mannschaft zu uns. Sie hatte vorher noch nie in einer „richtigen Mannschaft“ gespielt. Ihr Ehrgeiz war groß, und durch regelmäßiges Training hat sie sich schnell von Spiel zu Spiel gesteigert. Ihre Reflexe auf der Linie waren stark. Sie war zudem ein sehr bodenständiger, ruhiger und wichtiger Typ für die Mannschaft.
Abwehr
Silke Berndt: Unser „Bruno“, so wurde sie wegen Bruno Pezzey genannt, kam aus Schwanewede zu uns und war sofort unsere Säule als Libero. Sie strahlte immer eine unheimliche Ruhe aus, obwohl sie innerlich total aufgeregt war. Sie hatte ein super Stellungsspiel und eine gute Übersicht, von hinten raus das Spiel aufzubauen. Sie legte großen Wert auf Kameradschaft und fehlte bei keiner Feier.
Birgit Pingel: In den Anfangszeiten musste man sie noch zum Spiel aus dem Bett holen. Sonntags 11 Uhr war nicht gerade ihre Zeit. Stand sie dann aber auf dem Platz, hat sie immer eine Top-Leistung abgeliefert. Vor allem war sie in den Zweikämpfen kompromisslos. Wie sie das gemacht hat, weiß ich bis heute nicht. Mit den Jahren wurde auch sie etwas ruhiger, zuverlässig ist sie die ganze Zeit geblieben. Mit ihr habe ich auch viele lustige Jahre in Seebergen gehabt. Die dritte Halbzeit war immer die Beste mit ihr.
Martina Meyerdierks (Kranz): Hat, bevor sie zu uns kam, auch noch nie in einer Mannschaft um Punkte gekämpft. Sie war zwar kein Fußballwunderkind, aber läuferisch hat sie alles bis zum Umfallen gegeben. So manch eine Gegenspielerin hat sich bestimmt über sie geärgert , weil sie irgendwie immer ihre Füße dazwischen hatte. Absolute Partymaus, immer gut gelaunt und für jeden Spaß zu haben.
Sabrina Otten: Ist mit ihren 13 Jahren ebenso wie ihre Schwester sehr jung ins Team gekommen. Sie war am Anfang noch etwas ruhig und zurückhaltend, was sich im Laufe der Zeit geändert hat. Zuverlässig im Training sowie im Spiel. Lernte schnell, wie und wohin der Wind wehte, und wurde mit den Jahren immer besser. Man konnte sie aus der Abwehr nicht mehr wegdenken. Eine selbstbewusste Spielerin.
Mittelfeld
Arna Kristensdøttir: 1995 bekam Klaus Sahli einen Anruf von einer Isländerin, die in Grasberg wohnte. Sie hat für ein Jahr ein Au-pair-Mädchen aufgenommen, und dieses Mädchen möchte gerne Fußball spielen. Klaus gab mir den Auftrag, dass ich mich doch bitte darum kümmern sollte. Kurzerhand wurde ein Treffen mit Arna organisiert. Für eine Spielerin aus Island eine Spielberechtigung zu bekommen, bedarf doch eine Engelsgeduld. Das war noch richtiger Papierkrieg, weil so eine Geschichte damals noch über den DFB lief. Dann stand sie endlich auf dem Platz und schlug ein wie eine Bombe. Als wäre sie schon immer da gewesen, unfassbar! Kämpferisch und läuferisch gab sie immer alles, sie war seit dem Tag nicht mehr wegzudenken. Und sie war von Anfang an voll integriert. Das Jahr mit ihr ging viel zu schnell zu Ende und es war ein trauriger Tag für uns alle, als sie wieder nach Hause flog. Das letzte Mal war sie zum Abschiedsspiel von Andrea Stelljes (heute Michaelis) als Überraschungsgast dabei. Heute lebt sie mit Ihrer eigenen Familie in Dänemark.
Andrea Stelljes (Michaelis): Andrea hätte am liebsten schon mit zwölf Jahren bei uns gespielt. Das Fußballspielen hat sie bis dahin in Dannenberg mit den Jungs erlernt, wollte dann aber gerne mit ihrer Schwester Ulrike in einer Frauenmannschaft weiterspielen. Als es endlich mit 13 Jahren so weit war, gab es kein Halten mehr. In der Saison 1992/93 wurden wir Kreisliga-Meister, da schoss sie 24 Tore! Zudem waren wir damals durch ihren Vater Heini Michaelis als Mannschaft der Woche auf der letzten Seite im Donnerstags-Kicker. Andrea lebte für König Fußball, war technisch sehr versiert, hatte ein super Auge, ihre Flanken waren perfekt. Sie konnte im richtigen Moment die nötige Ruhe ins Spiel bringen. Andrea wurde zum Leader der Mannschaft. So eine Spielerin wünscht sich jeder Trainer. Auch heute noch, nach der aktiven Zeit, kann Sie es nicht lassen. Momentan ist Sie Betreuerin der Bundesliga-Frauenmannschaft des SV Werder Bremen.
Jasmin Otten: Wie Ihre Schwester Sabrina hatte sie nie zuvor etwas mit Fußball und Vereinen zu tun gehabt. Jasmin war jung, hungrig und voller Ehrgeiz. Sofort hat man das nicht gesehen, weil sie sehr ruhig und zurückhaltend war. Als sie aber auftaute, da ... Wo sie die Kraft für ihre „Klebe“ hergenommen hat, weiß ich bis heute nicht bei so einer zierlichen Person. Sie war im rechten Mittelfeld kompromisslos und holte auch schon mal die Grätsche raus. Hätte in der Rückwärtsbewegung noch etwas effizienter arbeiten können. War für alles zu haben.
Janet von Salzen: Eigentlich konnte man Janet überall hinstellen. Sie hat ihre Sache auf jeder Position super gemacht. Sogar im Tor hat sie mal bei einem Elfmeterschießen hervorragende Reflexe gezeigt. Ihre Stärke war aber in meinen Augen das Mittelfeld mit Drang zum Tor. Ihre zahlreichen Torerfolge sollten ihr dann auch Recht geben. Unheimlich schnell, technisch gut und einen sauberen Abschluss zeichneten sie aus. Wir haben so manche Stunde zusammen mit Birgit bei mir oder „Knissel“ verbracht.
Angriff
Simone Thies: Kam als einzige aus einer Mädchenmannschaft zu uns. War im Sturm sowie auch im Mittelfeld zu Hause. Ich hätte mir manchmal am Anfang ihrer Zeit mehr Egoismus von ihr im Abschluss gewünscht. Stellte sich aber immer in den Dienst der Mannschaft. Hatte einen guten Schuss und eine gute Technik. Wie schon ihr Bruder Norman in einem vorigen Zeitungsbericht beschrieben wurde, hatte auch sie den Schalk im Nacken. Ohne geht es aber auch nicht in einer Mannschaft.
Kirsten Meier: Unter uns besser als „Otto“ bekannt, war damals ein seltsames Phänomen auf der linken Seite. Immer wenn sie mit dem Ball in Richtung Elfmeterpunkt unterwegs war, machte sie einen Umweg über die Eckfahne. Den Ablauf kann man sich leider nicht vorstellen, wenn man es nicht live miterlebt hat. Dass dann daraus auch noch ein Torerfolg erzielt wurde, war manchmal kaum zu fassen. Wie alle jungen Mädels war sie jedoch sehr wichtig für das gesamte Team. Sie war immer voll bei der Sache, bis die Arbeit sie leider ausbremste.
Ute Curland (50)
fing mit dem Fußballspielen beim VfR Seebergen/Rautendorf an, dem sie insgesamt 15 Jahre treu blieb, ehe sich die Damen-Mannschaft auflöste. Bereits mit 22 Jahren fungierte sie dabei als Spielertrainerin. Nach dem Aus in Seebergen kickte Curland noch für vier Jahre für den TSV St. Jürgen, ehe sie schwanger wurde. Dem Fußball blieb sie fortan aber weiterhin als Trainerin verbunden. Ganze 13 Jahre coachte sie beim TSV Worphausen. Darüber hinaus war Ute Curland 18 Jahre als Schiedsrichterin aktiv und ist aktuell im NFV-Kreisverband als Staffelleiterin der Alten Herren und der Frauen-Kreisklasse tätig.
Der pfeilschnelle Flügelstürmer oder der treffsichere Angreifer. Der ruhende Pol in der Verteidigung oder der Ideengeber im Mittelfeld. Fast jeder Mannschaftssportler hat in seiner aktiven Zeit viele gute Mitspieler gesehen. In unserer Serie „Mein Traumteam“ bitten wir ehemalige oder noch aktive Sportler und Trainer, die für sie beste Mannschaft von ehemaligen Weggefährten zusammenzustellen.
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