
Zeven. Die Sache mit der 40 hat er tatsächlich noch geschafft. Oberliga spielen bis er die vierte Null hat – das hatte Björn Müller viele Jahre lang als sein großes Ziel ausgegeben. Am 18. Mai 2019 war es dann soweit. 30. Spieltag in der Oberliga Niedersachsen. Ein letztes Mal lief Müller für seinen Stammverein Heeslinger SC auf, in einer Liga, in die es die allermeisten Fußballer nie schaffen. Björn Müller hat fast zwei Jahrzehnte auf diesem Niveau gespielt. Sechs Jahre davon auch beim VSK Osterholz-Scharmbeck.
Es waren die glanzvollen Jahre unter Trainer Günter Hermann. Im Sommer 2005 wechselte Müller in die Kreisstadt und wurde mit den Grün-Weißen gleich im ersten Jahr Meister der Niedersachsenliga, stieg somit in die damals viertklassige Oberliga auf. „Eine fantastische Zeit“, erinnert sich Müller zurück an ein Team erstklassiger Kicker. Danny Fütterer, Dennis Votava, Dennis Meyer, Peer Jaekel oder Lucas Buchwald, um nur einige Namen zu nennen. „Wir hatten wirklich viel Spaß. Und obwohl einige Spieler von außerhalb kamen, haben wir sehr viel gemeinsam unternommen“, berichtet Müller. Torfkahnfahrten, Kohltouren, Abschlussfahrten – alles wurde mitgenommen. 30. Geburtstage natürlich auch.
„Als Manuel Weinrich 30 wurde, haben wir am Samstagabend eine Riesenparty gefeiert“, erinnert sich Björn Müller. Am nächsten Tag stand aber das Spiel um Platz drei bei der Bornreiher Sportwoche auf dem Programm – und das auch noch ausgerechnet gegen den Erzrivalen aus dem Teufelsmoor. Und wie Müller auch heute noch weiß: „Gegen Bornreihe gibt es keine Freundschaftsspiele.“ Deshalb schickte Trainer Günter Hermann entgegen der Absprache doch Manuel Weinrich ins Rennen. Und der steuerte zum sagenhaften 9:1-Sieg der VSK-Kicker gleich mal vier Treffer bei. „Nach dem Spiel hat Günter gesagt, Manuel darf ruhig jedes Wochenende 30 werden“, erinnert sich Björn Müller lachend und fügt hinzu: „Wir durften bei jeder Feier richtig Gas geben, aber am Sonntag um 11 Uhr war Training. Und da waren dann auch alle, egal wie dick der Schädel war.“
Mit Dennis Votava und Sven Meinecke sowie mit Manuel Weinrich hatte Müller noch einige Zeit Kontakt. Mittlerweile gibt es aber kaum noch Verbindungen in die Kreisstadt. Es sind ja auch schon zehn Jahre vergangen seit diesen glorreichen VSK-Tagen, zudem wohnt Müller in Zeven. Aber die Erinnerungen an diese Zeit sind immer noch präsent. Auch in der jetzigen Oberliga würde Müller dem Team von damals eine gute Rolle zutrauen. „Wir wären bestimmt oben mit dabei“, sagt er. Er sei damals immer richtig gerne nach Osterholz-Scharmbeck gefahren. Besonders das Torwarttraining mit Edgar „Eddi“ Meier habe ihn richtig vorangebracht. Insgesamt, so findet Müller, habe sich das Niveau in der Oberliga zum Positiven entwickelt. „Die Athletik und das Tempo sind heute höher als damals.“ Zudem könne man die jungen Spieler, die aus den Nachwuchsleistungszentren kommen, oft sofort einsetzen. „Früher brauchten die 18-Jährigen noch ein oder zwei Jahre“, weiß Müller.
Dafür sei es deutlich schwieriger, ein gemeinsames Wir-Gefühl aufzubauen. „Es ist schon anders geworden in der Kabine und vor allem auch nach den Spielen. Da hat man einfach viel mehr mit Medien zu tun“, sagt Müller, der das gar nicht zwangsläufig negativ sehen will. „In Heeslingen haben wir aktuell 18 Spieler mit Heeslinger Vergangenheit im Kader, da entsteht dann auch ein echtes Mannschaftsgefühl.“ Und genau das sei dann eben heutzutage entscheidend, wenn man ganz oben angreifen will.
Aktuell arbeitet Björn Müller, mittlerweile 42 Jahre alt, beim Heeslinger SC als Torwarttrainer. Wenn Not am Mann ist, trainiert er auch selbst immer noch mit. Mit seinem Arbeitskollegen und guten Freund Björn Mickelat hält sich Müller in der Corona-Pause mit Läufen fit. Mickelat ist mit 40 Jahren selbst noch Stammspieler bei Oberligist Rotenburger SV. Björn Müller ist mittlerweile als Spieler für die Ü32 der SG Steddorf/Heeslingen gemeldet. „Aber gespielt habe ich da noch kein einziges Mal“, gibt er lachend zu Protokoll. Stattdessen half er einmal bei der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga aus, als die Not am Torwart hatte.
„Die Landesliga würde ich mir durchaus noch zutrauen“, sagt der zweifache Vater. „Aber irgendwann muss man da auch nicht mehr den 20-Jährigen den Platz wegnehmen.“ Mit anderen Worten: Interessierte Landesligisten können sich den Anruf sparen. Stattdessen strebt Müller, der als Abteilungsleiter in einer Spedition arbeitet, zeitnah die Trainerlizenz an, denn irgendwann kann er sich auch einen Posten als Chefcoach gut vorstellen. Und überhaupt hat er ja eigentlich alle seine Ziele erreicht. 1997 wechselte er aus der Jugend des damaligen TuS Heeslingen zum Rotenburger SV, spielte dort genau wie bei seinen folgenden Stationen TSV Neuenkirchen und SC Weyhe in der Niedersachen- oder Oberliga. Von 2005 bis 2011 folgten sechs Jahre beim VSK Osterholz-Scharmbeck, ehe es zurück nach Heeslingen ging.
Dort schloss sich an jenem 18. Mai 2019 schließlich der Kreis. Am letzten Spieltag der Oberliga-Spielzeit 18/19 musste HSC-Stammkeeper Arne Exner im Auswärtsspiel bei Atlas Delmenhorst kurzfristig verletzt passen, also schlug ein letztes Mal die Stunde des damals 40-jährigen Björn Müller. „Als mich Atlas-Kapitän Nick Köster vor dem Spiel gesehen hat, konnte der das kaum glauben. Ich hab ihm dann nur gesagt: Mach dir mal keine Sorgen, ich spiele heute zu Null.“ Am Ende fuhren die Heeslinger mit einem 1:0-Sieg nach Hause. Ein gewisser Björn Müller hatte den Dreier mit starken Paraden festgehalten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.