
Holger Krückemeier: Durch das Leben im Exil und Homeoffice seit dem 17. März hat natürlich mein Fitnesszustand einigermaßen gelitten. Ab und an gehe ich mal aufs Laufband, das war es dann auch schon. Zum Tischtennis ist mittlerweile fast schon eine Distanz entstanden, denn die Halle ist schließlich weiterhin auf nicht absehbare Zeit gesperrt. So spiele ich höchstens mal in den eigenen vier Wänden mit meinem elfjährigen Sohn.
Wie sehen Sie die derzeitigen Lockerungen?Persönlich sind meine wirtschaftlichen Bedenken größer als die gesundheitlichen. Bundesweit sprechen die Zahlen dafür, jetzt weitere Schritte zu gehen. Ich habe großes Verständnis dafür, dass man seitens der Regierung ein Worst-Case-Szenario vermeiden wollte. Auf der anderen Seite ist es aber aus meiner Sicht beispielsweise Leuten im Umfeld von VW schwer zu erklären, warum bei 53 Corona-Fällen im Großraum Wolfsburg die Bänder stillstehen müssen. Außerdem wünsche ich mir einheitliche und transparente Regelungen der Bundesländer. Das Virus ist ja 800 Meter weiter kein anderes.
Was haben Sie während des Lockdowns am meisten vermisst, und welche Dinge aus dieser Zeit möchten Sie in Ihrem normalen Alltag gerne beibehalten?Als Familie gehen wir sehr gerne mal essen, das Treffen mit Freunden und die Kontakte beim Sport fehlten mir auch. In meinem Beruf als Vertriebsleiter für einen Energiedienstleister lege ich Wert darauf, den Kontakt zu meinen Geschäftspartnern zu pflegen. Das hat am Telefon schon eine andere Qualität. Wenn wir uns gegenübersitzen, können wir deutlich zielorientierter zusammenarbeiten. Die letzten Wochen waren durchaus eine schöne und intensive Zeit mit der Familie. Vielleicht muss ich durch die Online-Medien berufsbedingt zukünftig auch nicht mehr 7000 Kilometer monatlich mit dem Auto unterwegs sein, sondern nur noch 4000. Die entstehenden Freiräume ließen sich bestimmt effektiver nutzen.
Wie sehr schränkt Sie Corona in Ihrem Leben noch ein?Den Mundschutz finde ich hilfreich und werde mich dem nicht verschließen. Aber das ständige Tragen ist für mich schon schwer zu verarbeiten und löst ein beklemmendes Gefühl in mir aus. Übrigens verstehe ich nicht, warum die Verkäuferin im Supermarkt keinen benutzt. Im Außendienst muss ich nachvollziehbarerweise auch noch Geduld aufbringen, da viele Partner noch gar nicht wieder richtig arbeiten und deren Handlungsfähigkeit bislang nicht wiederhergestellt ist. Beim Tourismus mache ich mir auch so meine Gedanken, vor allem wie das Ausland damit umgeht. Es wäre schon wichtig, mal rauszukommen, aber unseren über Ostern geplanten Djerba-Urlaub können wir wohl frühestens 2021 nachholen.
Das Gespräch führte Frank Mühlmann.Heute von:
Holger Krückemeier, 51 Jahre alt, Tischtennis-Urgestein der TuSG Ritterhude
Der Trainingsbetrieb ist vereinzelt gestartet. In unserer Serie „Der neue Alltag“ lassen wir Sportlerinnen und Sportler aus unserem Verbreitungsgebiet über die nun eingeführten Lockerungen berichten.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Wo ist da bitte der Unterschied zu allen anderen Handwerkern? Auch ...