
Lilienthal. Durch ihre überragenden Leistungen haben die Floorballer des TV Lilienthal diesen Tag so lange wie möglich herausgezögert, an diesem Sonnabend ist es aber doch so weit. Wenn die „Wölfe“ ab 16 Uhr den MFBC Leipzig zum ersten Spiel der Finalserie um die Deutsche Meisterschaft empfangen, dann geht es dabei nicht nur um den wichtigsten Floorball-Titel des Landes. Mit dem letzten Heimspiel auf unbestimmte Zeit in der Schoofmoorhalle endet auch eine langjährige Erfolgsgeschichte in der höchsten deutschen Spielklasse.
In die riesige Vorfreude auf das sportliche Spektakel mischt sich dementsprechend auch eine gehörige Portion Wehmut. „Das wird ein ganz besonderes Spiel. Und natürlich wird es nach der letzten Sirene sehr emotional und auch melancholisch. Immerhin endet da für alle Beteiligten ein wichtiger Abschnitt ihres Lebens, der uns alle verbunden hat und uns so viel Freude geschenkt hat. Es ist so viel passiert in all der Zeit. Jeder wird die ganzen Jahre noch mal Revue passieren lassen und noch mal seine ganz persönlichen Momente herauskramen“, zeigt sich Teammanager Daniel von der Heyde schon vor dem ersten Bully sentimental.
Für solche Gefühle hat Lilienthals Headcoach Jesse Backman derweil keine Zeit. Statt des Endes sieht er in der Finalserie gegen Leipzig erst den Anfang der so sensationell verlaufenen Spielzeit. „Jetzt startet die Saison richtig. Wir freuen uns auf das Endspiel und sind total fokussiert“, sagt der finnische Übungsleiter. Dennoch glaubt auch er, dass die Partie für seine Akteure einen besonderen Charakter haben wird. „Wir haben nicht viel über die äußeren Bedingungen gesprochen, aber natürlich können einige Erinnerungen bei den Jungs hochkommen. Aber wir müssen daraus einen Vorteil ziehen und diesen nutzen“, hofft Backman auf eine gewisse Zusatzmotivation. Motiviert dürften die Lilienthaler aber ohnehin bis in die Haarspitzen sein, schließlich wollen sie nach drei Finalpleiten in Folge endlich den Meistertitel in die Schoofmoorhalle holen. Dafür wäre ein Auftaktsieg in der Best-of-3-Serie äußerst wichtig. Diese Aufgabe wird aber auch für die Überflieger vom TVL mehr als knifflig. Denn auch wenn die „Wölfe“ in den vergangenen Wochen von Sieg zu Sieg eilten, nach bärenstarken Leistungen die Pokalsensation schafften und den langjährigen Angstgegner Weißenfels auch im Playoff-Halbfinale auf beeindruckende Weise rauskegelten – Favorit sind sie deshalb noch lange nicht.
Dafür spielt der Kontrahent aus Leipzig zu stark und stellte nach der regulären Saison sowohl die beste Sturmreihe (175 Treffer) als auch die stärkste Defensive (83 Gegentore). Auch die Lilienthaler bekamen dabei gleich zweimal die hohe Qualität der Sachsen zu spüren, die souverän in das Endspiel marschierten: Mit 6:15 und 5:10 gingen die beiden Duelle ziemlich deutlich verloren. Und auch wenn die Erfolge gegen Weißenfels, bei denen die Defensive und das Konterspiel nahezu perfekt funktionierten, Mut machen, bleiben sie in Lilienthal demütig. „Wir sind im Finale klarer Außenseiter. Leipzig war in meinen Augen das beste Team der bisherigen Saison und ich habe sie schon nach unserem Duell am ersten Spieltag als Finalteilnehmer vorausgesagt. Sie sind in allen Mannschaftsteilen sehr gut aufgestellt und haben uns in beiden Ligaspielen auseinandergenommen“, weiß Jesse Backman um die Stärken des MFBC. Verstecken will sich sein Team aber nicht. „Wir stehen auch nicht zu Unrecht da. Es ist das beste Finale, das man sich wünschen könnte. Jetzt wollen wir einfach spielen und es genießen“, freut sich Backman.
Freuen darf er sich dabei auch auf eine Atmosphäre, die selbst für die ohnehin überragenden Lilienthaler Verhältnisse nochmals neue Maßstäbe setzen könnte. Neben den zahlreichen lautstarken Fans werden dabei auch Vertreter aus der Politik, ehemalige Trainer und langjährige Wegbegleiter das Team anfeuern. „Es ist schön, dass bei diesem ganz besonderen Spiel viele Mitstreiter aus den ganzen Jahren noch mal dabei sein werden“, strahlt Daniel von der Heyde. Auf einen freuen sie sich dabei ganz besonders: Mark-Oliver Bothe, langjähriger Spieler und in der vergangenen Saison sogar Spielertrainer, kehrt mit seinem neuen Verein an die alte Wirkungsstätte zurück. „Das passt natürlich auch und ist eine ganz tolle Geschichte. Dass er nach all den Jahren jetzt im Finale dabei ist, wenn auch als Gegner. Es erscheint alles wie gemalt, jetzt fehlt nur noch, dass wir tatsächlich den Titel holen“, unkt von der Heyde. Den ersten Schritt dafür wollen sie an diesem Sonnabend gehen.
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