
Er hat sich für eine Aufgabe entschieden, die schwieriger kaum sein könnte. Friedhelm Famulla hat vor zwei Wochen das abgeschlagene Schlusslicht der Fußball-Bezirksliga Hannover, den SV Mörsen-Scharrendorf, übernommen. Ein Aufsteiger, der bis dahin punktlos durch die neue Liga getaumelt war. Der Abstand zu den Nichtsabstiegsrängen war bereits beträchtlich, die sportliche Perspektive deshalb vage. Doch der Übungsleiter sah die Rahmenbedingungen und die gefielen ihm. Mittlerweile hat er einige Male mit dem Kader trainiert und zwei Pflichtspiele bestritten. Zeit für eine erste, kleine Bestandsaufnahme.
Die dringlichste Frage, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängt, ist die nach der Bezirksliga-Tauglichkeit der Mörsener. Der 59-jährige Famulla muss es wissen, er verfügt über reichlich Erfahrung, hat schon bei diversen Vereinen gearbeitet, zuletzt beim Bremen-Ligisten Habenhauser FV. Auch in Mörsen war er früher schon einmal tätig gewesen. Er kennt das Umfeld also aus eigener Erfahrung. Und er beantwortet die Frage mit einem eindeutigen: „Ja“. Ja, die Mannschaft könne grundsätzlich in der Bezirksliga mithalten, davon sei er überzeugt. Er nennt einige konstante Größen, Simon Beuke etwa, oder auch Bartosz Drozdowski, Mirsad Stublla, Frank Sander, „ein erstklassiger Manndecker“, Torwart Mark Schröder oder die erfahrenen Torsten Tremmel und Kapitän Thomas Neelsen. Sie hätten definitiv das Format für den Bezirksbereich. Das müssen sie allerdings auch, denn Alternativen sind in Mörsen rar, der Kader erlaubt im Prinzip keinerlei Ausfälle, schon gar nicht die etablierter Kräfte. Friedhelm Famulla weiß um diesen Umstand. „Wenn alle da sind, verfügen wir über einen 16-Mann-Kader“, sagt er.
Das ist schon nicht besonders viel. Aber es stehen nicht einmal alle Akteure bereit, und das ist die eigentliche Krux. Drozdowski, der auch unter Famulla eine Art spielenden Co-Trainer gibt, fällt mit einer Kopfverletzung rund vier Wochen aus. Thorsten Schewe hat’s auch erwischt, sein Nasenbeinbruch erfordert eine mindestens dreiwöchige Auszeit. Und Kai Röseler fällt ja schon längere Zeit aus. Das ist bitter, „denn dadurch stehen mir nur noch 13 Spieler zur Verfügung“, berichtet Famulla von einem personellen Dilemma. Viel zu wenig für den Liga-Alltag. „Zum Glück werden wir kräftig von unseren Zweiten Herren unterstützt“, aber damit ist einzig garantiert, dass der Kader an den Spieltagen aufgefüllt wird. Nicht mehr, nicht weniger.
Erste Eindrücke sind positiv
Und dennoch: Die ersten Eindrücke Famullas sind positiv. Die Reaktion der Mannschaft gefiel ihm. Kaum war er im Amt, feierte Mörsen den ersten Saisonsieg – ein 3:0 beim gleichfalls abstiegsbedrohten TuS Drakenburg. Es war ein überlebenswichtiger Erfolg, schließlich beträgt der Abstand auf den Relegationsrang 13 immer noch satte zwölf Punkte – eine wahnsinnig hohe Hypothek. Doch Leistung und Einstellung sagten dem neuen Trainer zu. Und es ging auch gut weiter. „In Hoya waren wir eine halbe Stunde lang die bessere Mannschaft“, so Famulla. Es stand 0:0 – dann brach der Schiedsrichter die Partie wegen Nebels ab. Eine Entscheidung, die Famulla nicht so recht nachvollziehen konnte, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Die folgende 0:2-Heimniederlage gegen die SG Diepholz sei dann vor allem eines gewesen: unnötig. „Da waren wir eine Halbzeit lang deutlich besser als der Gegner“, so der Coach. Nur der Lohn blieb aus. So kommt der 59-Jährige zu einem Urteil, das angesichts der prekären Tabellensituation überraschen mag: „Ich habe bislang noch keine Mannschaft gesehen, die deutlich stärker ist als wir.“
Okay, Spitzenreiter Steimbke stünde zurecht einen Tick über allen anderen Teams, aber der Rest liege vom Niveau her doch relativ eng beieinander. Auch wenn die nackten Zahlen etwas anderes sagen. Diese Konstellation beinhalte Chancen und Risiken gleichermaßen. „Rechnerisch ist es noch möglich, den Anschluss ans Tabellenmittelfeld herzustellen“, so Famulla. Andererseits dürfe man sich dann kaum noch Ausrutscher erlauben. Eine Siegesserie müsse her, beginnend mit der kommenden Begegnung beim TSV Bassum (siehe auch Text unten). „Wir müssen einfach gewinnen, egal gegen wen“, betont Famulla. Allen Problemen zum Trotz.
Asche auf unser Haupt: Bei der Auswertung des vergangenen Tippspiels ist uns ein böser Fauxpas unterlaufen. Nicht Redakteur Dennis Schott gewann das Duell gegen den Stuhrer Trainer Christian Meyer, es war genau umgekehrt. Statt 4:3 lautete das Resultat 4:5. Allerdings liegt die Sportredaktion immer noch recht deutlich mit 9:5 in Führung – was Mörsens neuer Coach Friedhelm Famulla jedoch ändern kann.
SC Uchte – TV Stuhr 1:2 1:3
SC Twistringen – TV Neuenkirchen 2:2 2:1
TSV Bassum – SV Mörsen-Scharrendorf 0:1 2:1
SG Diepholz – FC Sulingen 1:0 3:1
TuS Drakenburg – SV BE Steimbke 1:2 0:4
TuS Sudweyhe – SC Marklohe 4:0 4:1
SG Hoya – Landesberger SV 1:1 2:2
BSV Rehden U23 – SV Heiligenfelde 1:2 1:3
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Ich habe eben darüber nachgedacht, ob er oder Kohfeldt als der schlechteste ...