
Doch inzwischen ist der gelernte Offensivmann nicht mehr ganz so häufig vor dem gegnerischen Tor zu sehen. Eher tummelt er sich im Mittelfeld herum, bedient seine Kollegen. Ja, sogar zwischen den Pfosten ist Volkmann zuweilen anzutreffen. Seinen Torriecher nutzt er dann nicht zum Treffen, sondern zum Vereiteln von Chancen. Es ist zweifelsohne ein ungewöhnlicher Werdegang, den er in den vergangenen zwei Jahren gegangen ist. Zumal er selbst nie eine Torhüterausbildung genossen hat. „In der Jugend stand ich freizeitmäßig mal im Kasten oder bei Torschussübungen im Training“, sagt Volkmann. Erlernt habe er das Handwerk nie. „Die Fähigkeiten haben sich langsam entwickelt.“
Zwischen die Pfosten kam Rico Volkmann mehr aus der Not als aus Lust. Mit vier etatmäßigen Torhütern in die Vorbereitung gestartet, zogen sich inzwischen drei aus beruflichen und privaten Gründen zurück: Marco Greimann stehe vorerst auf Standby, Patrick Heusmann und Andreas Rabe hätten sich der Reserve angeschlossen, erzählt Volkmann. So bleibt nur noch Dennis Maibach übrig. „Dennis ist ein junger Torhüter, wir wollen ihn langsam aufbauen“, erzählt Volkmann. Er solle seine Entwicklung in Ruhe machen, ohne Druck seitens des Vereins zu spüren. Als Alternative im Kasten hat sich deshalb nun Volkmann zur Verfügung gestellt – eine andere sei vor Saisonbeginn nicht mehr gefunden worden. „Es ist so abgesprochen, dass das die Lösung für ein Jahr ist. Ich sehe mich auf dem Feld“, sagt der Offensivmann. Nun werde von Spiel zu Spiel entschieden, wer die Rolle des Schlussmanns übernimmt. „Wichtig ist, dass Dennis Spielpraxis bekommt“, findet Rico Volkmann. Da er durch seinen Schichtdienst in der JVA ohnehin nicht jedes Spiel Zeit habe und aktuell durch die vielen verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle mehr als Feldspieler aushelfen muss, sieht er das als gegeben an.
Eine ähnlich torreiche Saison wie vor zwei Jahren scheint Rico Volkmann auch nicht mehr zu erwarten. „Damals waren wir der absolute Underdog, niemand hatte uns auf dem Zettel“, meint er. Inzwischen ist der TSV Okel aber kein unbeschriebenes Blatt mehr, die anderen Mannschaften stellen sich auf den Konkurrenten ein.
Mittlerweile habe er mehr Verteidiger an seinen Füßen, was die Torgefahr schmälert – Trainer Uwe Vogel wollte sich auch nicht nur auf einen Torjäger stützen. „Im Mittelfeld habe ich jetzt mehr Freiheiten und bin variabler. Das kommt unserem Spiel zugute“, hebt Volkmann den positiven Aspekt der Umstellung hervor. Außerdem könne er immer noch als Überraschung in den Sturm gestellt werden.
Aber kann es auf Dauer der Anspruch eines so starken Offensivmannes sein, in der Kreisliga zu kicken? „Ich würde gerne mal noch höher spielen wollen“, sagt Rico Volkmann ohne Umschweife, ergänzt aber: „Am liebsten mit Okel.“ Nach der starken Aufstiegssaison habe er sogar Angebote bekommen, in der Landesliga weiterzuspielen. „Durch meine Schichtarbeit kann ich aber nur jede zweite Woche trainieren. Aufwand und Niveau sind höher und ich müsste gucken, ob ich meine Einsätze bekomme“, begründet Volkmann seine Entscheidung, weiter bei seinem – wie er sagt – Heimatverein zu bleiben. Dabei ist der Okeler erst spät zum TSV gestoßen. Seine Anfänge machte Volkmann beim MTV Riede, absolvierte die D- und C-Jugend bei Werder Bremen, gastierte für die B-Jugend beim TSV Bassum und schloss sich erst danach den Okeler Fußballern an.
Aber Okel und die Bezirksliga – das scheint aktuell wenig realistisch. Schließlich trennte sich der TSV von Ex-Trainer Frank Köhler, eben weil dieser zu ambitioniert gewesen sei. „Mittelfristig“, betont Rico Volkmann, könne man die nächst höhere Spielklasse anpeilen. „Grundsätzlich sehe ich das Potenzial, aber wir müssen uns noch weiterentwickeln“, meint der 24-Jährige, der starken Absteiger und Konkurrenz in der Liga bewusst. Die Mannschaft sei schließlich noch jung, allein jetzt kamen fünf Spieler aus der A-Jugend nach. „Wir müssten eine perfekte Saison spielen“, weiß er. Bezirksliga, das wäre für ihn dann auch schon das Höchste der Gefühle, „und ein kleiner Traum für das Dorf.“
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