
Brinkum. Sollte er zufrieden sein? Sollte er sich ärgern? So recht wusste Mike Gabel seine Gefühlswelt nicht einzuordnen nach dem 3:3 (1:2)-Remis gegen den SC Borgfeld. Nach einer schwächeren ersten und einer deutlich stärkeren zweiten Hälfte ging das Unentschieden für den Brinkumer SV in der Fußball-Bremen-Liga durchaus in Ordnung gegen einen guten Gast. Doch es gab die Momente, in denen das Spiel auf Brinkumer Seite hätte kippen können.
Einer dieser Momente in der 67. Minute: Hassan Sleiman und Saimir Dikollari stürmten ohne Gegenspieler auf das Borgfelder Tor zu, ehe Schiedsrichter Claude Kenfacks Pfiff die Partie unterbrach. Er hatte ein Foul der Gäste gesehen und entschied auf Freistoß für die Gastgeber – allerdings rund 30 Meter vor dem Tor entfernt. Dass seinem Team dieser Vorteil weggepfiffen wurde, brachte Gabel auf die Palme: Wütend warf er seinen Stuhl um, war nicht mehr einzukriegen. „Zeig mir gelb, aber dann zeig dir aber auch gelb“, rief er Kenfack entgegen. Der zückte dann nicht nur Gelb, sondern auch noch Gelb-Rot hinterher. „Ich bin lange nicht mehr so ausgerastet. Das tut mir auch echt leid. Deshalb habe ich mich direkt entschuldigt“, zeigte sich der Coach nach Spielschluss reumütig, erklärte seinen Ärger aber auch: „Die Situation ist direkt nach dem 2:2. Wenn wir da innerhalb von drei Minuten das zweite Tor machen, dann gewinnen wir“, fühlte er sich um zwei Punkte und damit um den neunten Sieg in Serie gebracht. All den Ärger hätte der eingewechselte Marcel Dörgeloh in der letzten Aktion des Spiels verfliegen lassen können, doch er nahm die Hereingabe Nicolai Gräplers direkt und verfehlte das Tor. Möglicherweise wäre noch Zeit für eine Annahme gewesen, er hätte aber auch für den ebenfalls freien Dikollari durchgehen lassen können (90.+4). Gabels Hadern kam also nicht von ungefähr.
Doch er durfte eben auch stolz sein. „Wie die Mannschaft in der zweiten Hälfte alles gegeben hat, das war eine tolle Reaktion auf den ersten Durchgang.“ Der war schwach gewesen, die Führung der Gäste durch die Treffer von Alexander Lohs (20.) und Kasim Uslu (23.) war verdient. Das Duo hatte das Tor Kevin Artmanns (7.) gekontert. Ansonsten gelang Brinkum fast nichts. Borgfeld erspielte sich auch nicht viele Möglichkeiten, kontrollierte aber das Geschehen gegen Gastgeber, die im Zentrum keinen Zugriff bekamen. Die kurzfristigen Ausfälle von Kerem Sahan und Dennis Krefta hätten seiner Elf zugesetzt, glaubte Gabel.
Erst mit der Umstellung auf ein 4-1-4-1-System fand Brinkum nach der Pause wesentlich besser in die Partie. Mit Artmann als Sechser gewann das zuvor fehlerhafte Spiel mehr Struktur. Der Routinier strahlte eine enorme Sicherheit und war an allen drei Treffern der Gastgeber beteiligt. Das Tor zum 2:2 durch Esin Demirkapis Kopfball bereitete er mit seiner Ecke vor (65.), den 3:3-Endstand markierte er selbst (86.). „Wir waren drückend überlegen, haben Borgfeld 45 Minuten lang eingeschnürt“, sah Gabel eine klare Steigerung seiner Mannschaft, die auch ohne ihren Coach an der Seitenlinie unentwegt nach vorn spielte. „Wenn man das mit den ersten Wochen vergleicht, ist es schon ein deutlicher Unterschied, wie wir auch am Ende noch marschieren können“, freute sich Gabel, der hinter der Bande zuvor noch das 2:3 durch Uslus zweiten Treffer gesehen hatte (76.). Es war einer von zwei Kontern der Borgfelder, die sich durch ihren riesigen Einsatz den Punkt verdienten. Auch der zweite schnelle Gegenstoß hätte beinahe zum Erfolg geführt, doch Leon Kahrs lupfte auf die Latte (84.).
Stattdessen gab es die Brinkumer Antwort, die Gabel gar nicht hoch genug einschätzen konnte. „Viele Mannschaften wären nach dem 2:3 auseinander gebrochen. Aber so sind die Jungs nicht“, lobte er die Moral seiner Elf. Und dann ist da ja auch noch die Serie, die weitergeht. „Zehn Ligaspiele ungeschlagen. Das ist nicht so schlecht“, gab sich Gabel dann doch versöhnlich. Auch wenn er lieber den achten Sieg in Serie gefeiert hätte.
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