
Eduard Scharf hat vor einigen Wochen eine neue Welt betreten, genauer gesagt: eine neue Fußballwelt. Dabei war seine alte gar nicht einmal so weit entfernt. Denn der Name Eduard Scharf war über viele Jahre eng verknüpft mit dem SV Atlas Delmenhorst. Nun aber ist der 34-Jährige der neue Trainer beim TuS Sudweyhe II in der Kreisliga Diepholz. Dort hat er eine Aufgabe übernommen, die auf den ersten Blick vor allem undankbar erscheint – und die Scharf doch mit viel Euphorie angeht.
Was will er eigentlich erreichen? Diese Frage drängt sich geradezu auf, wenn man Scharfs Engagement bei der TuS-Reserve betrachtet. Er ist bei einem Team, das in naher Zukunft wohl kaum aufsteigen darf, denn die erste Herrenmannschaft der Grün-Weißen spielt in der Bezirksliga. Negativ ausgedrückt: Sie blockiert die Zweite, die nicht aufsteigen darf, weil zwei Teams eines Vereins in der Bezirksliga nicht erlaubt sind. Sonst wäre der TuS bereits mit zwei Herrenmannschaften dort vertreten: Arne Janßen und Henrik Schmitz, die mittlerweile ausgeschiedenen Trainer, haben Sudweyhe II in der vergangenen Serie zur Vizemeisterschaft geführt, also ganz nah dran an das Optimum, nicht an die natürliche Grenze ihrer Mannschaft, sondern an die von den Statuten gesetzte. Scharf beginnt quasi bei einem gefühlten Bezirksligisten. Es stellt sich erneut die Frage: Was kann und will er überhaupt erreichen? Scharf bleibt dem Duktus eines Zweite-Herren-Trainers treu: „Das Ziel ist es, Perspektivspieler zu entwickeln und an die erste Mannschaft heranzuführen.“ Doch das ist nicht alles. Er will einiges bewegen.
Wobei Scharf auch klar ist, dass er sich in einem speziellen Umfeld bewegt: „Ich habe es noch nie erlebt, dass eine erste und eine zweite Mannschaft leistungstechnisch so eng beieinander sind.“ Problemlos könnten einige seiner Spieler in der Bezirksliga-Elf mitmischen. Ganz speziell ist auch das Team, das Scharf vorgefunden hat. „In ganz vielen Pässen sind noch Kinderfotos. Das heißt hier spielen fast alle schon seit vielen Jahren beim Verein. Diese Treue ist für mich etwas ganz Besonderes“, hat er den Zusammenhalt und den Teamspirit bereits aufgesaugt. Dass zum Wesen der Zweiten auch gehört, dass die Trainingsbeteiligung vor allem im Winter nicht immer auf höchstem Level ist, daran muss sich Scharf noch gewöhnen. „Ich kenne es nicht, dass in der Vorbereitung viele Spieler im Urlaub sind. Für mich stand Fußball immer an erster Stelle.“ Beim TuS, zu dem Scharf über Jugendkoordinator Lutz Schröder, dessen Arbeitskollege er ist, gekommen ist, geht es manchmal etwas lockerer zu. Das weiß der 34-Jährige auch von den Treffen mit seinen Vorgängern Janßen und Schmidt.“ Die beiden haben sich öfter mit mir getroffen, mir vieles erklärt und mir gezeigt, was im Verein los ist. Arne hat sich auch um Testspielgegner für die Vorbereitung gekümmert. Das ist wirklich nicht selbstverständlich“, hat er mit ihnen ein ausgezeichnetes Verhältnis. Die Eingewöhnung haben ihm auch Kapitän Fabian Tinzmann und Torhüter Kevin Rajes leicht gemacht: „Es ist beispiellos, was die beiden abliefern und wie sie sich engagieren.“
Vorgefunden hat Scharf eine absolut intakte Truppe, der er nun ein neues System einverleiben will. Eines, das zum Team passt. „Ich sehe unsere Stärke klar in der Offensive“, sagt der Trainer, der seine Truppe als fußballerisch und technisch sehr stark kennengelernt hat. Mit unter anderem Jonas und Hannes Lüdeke, Daniel Koch oder auch Eike Dziuba hat er jede Menge Offensivpower. Das will er nun auf den Platz bringen. Gezeigt hat der TuS etwas vom kraftvollen, auf Druck, Druck und nochmals Druck ausgelegten Fußball zum Beispiel beim 10:1-Sieg in der ersten Kreispokalrunde beim TSV Okel II. Kein anderes Team traf zweistellig. „Wir sind auf einem guten Weg. Ich habe nicht gedacht, dass die Mannschaft alles so schnell und so gut umsetzen wird“, ist Scharf, der unter anderem mit Videoanalysen neuen Schwung gebracht hat, mit seiner Elf bislang zufrieden. Seine Handschrift ist deutlicher zu erkennen, als er es selbst erwartet hatte. Zeigen muss es das Team nun aber auch in der Liga. Und auch wenn der TuS wohl nicht aufsteigen darf, will Scharf, der mit seiner Elf einiges bewegen. „Wir peilen das obere Drittel an“, sagt er. Spiele um die sogenannte goldene Ananas sind nichts für ihn.
Und wie sehr kennt er sich bereits im Fußballkreis aus? Da ist Scharf, der in Thedinghausen lebt, ehrlich: „Ich habe vier, fünf Mannschaften gesehen, aber sonst ist die Region komplett Neuland für mich.“ Ein paar Dinge haben ihm Spieler und Verantwortliche beim TuS aber bereits eingebläut: „Mir wurde zum Beispiel nahe gelegt, gegen Weyhe-Lahausen zu gewinnen“, sagt er und schmunzelt. Keine Frage: Ein Erfolg gegen den Nachbarn würde ihm auf der Stelle noch mehr Sympathien einbringen.
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da hat sich tatsächlich ein Fehler in den Teaser geschlichen. Wir haben ihn jetzt aber dank Ihres Hinweises korrigiert. Es ...