
Stuhr/Bremen. Zumindest auf dem Papier konnte sich Lasse Pixberg kaum beschweren. Zahlreiche neue persönliche Bestleistungen und elf Einträge in der Bestenliste des Niedersächsischen Leichtathletikverbands und fünf auf Bundesebene sprechen für sich. Im Zehnkampf findet sich der 18-Jährige aus Stuhr mit 6678 Punkten unter den besten Zehn Deutschlands wieder, auch wenn er die Deutsche Meisterschaft wegen einer Blessur abbrechen musste.
Dennoch gibt sich der jüngst zu Werder Bremen gewechselte Pixberg verhalten, wenn er über diese Statistiken spricht. „Ich habe nicht das Gefühl, dass das alles war“, sagt er und fügt an: „Da ist noch viel mehr Potenzial, das ich nicht ausschöpfe.“ Vor allem die zahlreichen Bestmarken will der Mehrkämpfer nicht zu hoch hängen, immerhin stammten einige davon noch aus längerer Vergangenheit.
Zur Erinnerung: Die zwei Jahre zuvor waren bei ihm vor allem von Verletzungen geprägt. Muskelfaserriss, Sehnenansatzreizung, Meniskusschaden mit anschließender Operation – seit Anfang 2018 schien das Talent des LC Hansa Stuhr vom Pech verfolgt. Doch er kämpfte sich zurück, blieb im Vorjahr zum Start in die Sommersaison endlich verletzungsfrei. „Die Bestleistungen waren überfällig“, bilanziert Pixberg deshalb nüchtern. Gerade in den Jugendjahren überbieten die Leichtathletik-Talente mit der körperlichen Entwicklung in der Regel Jahr für Jahr ihre Rekorde.
Ähnlich wertete das auch Pixbergs ehemaliger Trainer Berthold Buchwald. „Lasse hat sich vereinzelt verbessert, aber das war kein richtiger Durchbruch“, sagt er. Zumal wegen der Pandemie die Saisonvorbereitung deutlich erschwert war. „Zehnkampf braucht viel Technik-Training“, weiß Pixberg. Mit dem Wechsel zu Werder Bremen erhoffe er sich, das angesprochene Potenzial nun voll entfalten zu können. „Ich habe noch viel in der Technik zu tun, aber ich entwickle mich weiter“, schlussfolgert er nach den ersten Übungseinheiten. Daran feile er noch mit dem Trainerteam. Es sei jedoch gar nicht so einfach, sich lange angewandte Automatismen abzugewöhnen, um neue Techniken zu lernen.
Mit dem Wechsel zu den Grün-Weißen ist Pixberg derweil nicht den Empfehlungen seiner früheren Mentoren gefolgt. Die schlugen vor, sich dem Landeskader in Hannover anzuschließen und während des Abitur-Jahres weiterhin in Moordeich zu trainieren. „Wenn er ganz oben ankommen will, müsste er zum Beispiel nach Leverkusen gehen“, merkt Buchwald an. Hinzu komme, dass Werder über keine eigene Zehnkampfabteilung verfügt. „Man muss auch mal was probieren“, zeigt Buchwald durchaus Verständnis für den Abgang seines Talents. Pixberg sei selbstbewusst und verfolge eigene Ideen: „Aber wenn man an die deutsche Spitze will, muss man das sorgfältig planen.“
Diesen Plan hat Pixberg nun offenbar bei Werder unter den Fittichen von Sprung- und Mehrkampf-Trainer Roman Fricke geschmiedet. In seiner Gruppe absolviert er die meisten Übungsstunden, für den Stabhochsprung macht er bei Leszek Kass mit und für den Diskuswurf hat er sich einen externen Coach gesucht. Dass der niedersächsische Landeskader für ihn keine Option war, begründet Pixberg mit der weiten Anfahrt. „Ich hätte sonst nach Hannover ziehen müssen, möchte aber die Schule in Stuhr zu Ende machen“, sagt der 18-Jährige. Dem LC Hansa werde er auch weiterhin verbunden bleiben und etwa bei Wettkämpfen mithelfen. „Es war eine schöne Zeit. Die Trainer waren sehr engagiert und haben sich viel gekümmert“, sagt Pixberg lobend.
In der Hansestadt absolviert der Zehnkämpfer derzeit vier Trainingseinheiten pro Woche, hinzu kommen zwei Tage mit Übungen zuhause. „Das ist ein hoher Zeitaufwand und häufig echt heftig, aber es lohnt sich“, schildert er seine ersten Eindrücke. Auf seine Ziele in diesem Jahr, dem ersten im Werder-Trikot, angesprochen, will er sich derweil noch nicht genau festlegen. Die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft müsse jedoch drin sein. Entscheidend sei, ob er die neuen Techniken bis zum Saisonbeginn festigen könne.
Klar ist jedoch, dass Lasse Pixberg dem Zehnkampf weiterhin treu bleiben möchte. „Das erfüllt mich“, begründet er. Er könne sich deshalb nicht vorstellen, sich auf eine Disziplin zu reduzieren. „Ich mag die Vielseitigkeit, und zwei Tage Wettkampf ist immer etwas Besonderes. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, sich da durchzuquälen“, schwärmt er.
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