
Seckenhausen. Die TSG Seckenhausen-Fahrenhorst ist seine erste richtige Trainerstation. Richtig, weil die Arbeit an der Seitenlinie Iman Bi-Ria natürlich nicht fremd war. Dafür stand er selbst zu lange auf dem Platz, hat während seiner Laufbahn etliche Trainer und ihre Ideen selbst erlebt. Darüber hinaus hat der 36-Jährige interimsweise bereits den Bremen-Ligisten BSC Hastedt gecoacht und auch als Sportlicher Leiter am Spielfeldrand gewirkt. Und auch als Spieler der TSG schnupperte er bereits in den Trainerjob hinein. Zu den Seckenhausern gelotst hat ihn Andre Schmitz. Der ist noch heute beim Verein und hat als Sportlicher Leiter eine neue Rolle gefunden. Nun steht fest: Beide werden auch in der kommenden Saison zusammenarbeiten. Sie haben bei den Seckenhausern ebenso für die Spielzeit 2021/22 zugesagt wie Co-Trainer Serkan Savran.
Die sportliche Führung rund um die erste Herrenmannschaft der Seckenhauser bleibt also geschlossen im Sattel. Für Hauke Janssen, den Fußballspartenleiter der TSG, ist das eine überragende Nachricht. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir den Weg, den wir begonnen haben, gemeinsam weitergehen“, sagt er. Als er zu Beginn des Jahres 2019 zum Spartenleiter aufstieg, brachte er Schmitz als Trainer mit. Der ehemalige Regionalligaspieler, der sich als Trainer und Sportlicher Leiter bereits beim TB Uphusen und beim Rotenburger SV einen Namen gemacht hatte, konnte den Abstieg der TSG in die Kreisliga nicht mehr verhindern, startete dann aber einen Neuaufbau. In dessen Zuge stieß im Sommer 2019 Bi-Ria zu den Seckenhausern und trug mit seinen Toren dazu bei, dass der Klub sofort in die Bezirksliga zurückkehrte. Jetzt stehen beide auf der Kommandobrücke und verantworten den Erfolg der laufenden Saison, in der der Aufsteiger an die Spitze gestürmt ist.
Schmitz und Bi-Ria haben Seckenhausen sportlich vorangebracht. „Ich glaube, man nimmt die TSG ganz anders wahr. Diejenigen, die uns in der Kreisliga vielleicht noch belächelt haben, haben jetzt größten Respekt vor unserer Arbeit. Sie wissen, dass hier attraktiver und erfolgreicher Fußball gespielt wird“, sieht Schmitz eine positive Entwicklung, die vor knapp zwei Jahren in Anfang nahm „und Schritt für Schritt vorangeht“, wie der Sportliche Leiter nicht ohne Stolz hinzufügt.
Er, Bi-Ria und der im Verlauf der Saison zum Trainerteam gestoßene Savran haben eins gemeinsam: Sie sind ehrgeizig, haben als Aktive stets versucht, so hoch wie möglich zu spielen, und sich dabei nicht nur auf ihr Talent, sondern auf harte Arbeit verlassen. Diese Einstellung haben sie mit nach Seckenhausen gebracht. Zu einem Dorfverein, der von Beginn an bereit war, sich nicht nur sportlich weiterzuentwickeln, wie Bi-Ria feststellt. „Hier ist in den letzten Jahren einiges entstanden. Der gesamten Verein ist auf einem guten Weg, wenn ich mir ansehe, was die TSG alles auf die Beine gestellt hat.“ Damit meint er unter anderem den Kunstrasenplatz in Brinkum: Dessen Umzäunung ist mittlerweile voller Werbebanner von Sponsoren, der Klub hat darüber hinaus einen weiteren Container aufgebaut, um die Rahmenbedingungen vor Ort weiter zu verbessern. „Ich bin absolut zufrieden. Wir haben gute Bedingungen, auch was die Trainingsausstattung und -möglichkeiten angeht“, freut sich der Coach.
Allzu lang musste er deshalb nicht darüber nachdenken, ob er bleibt oder doch geht. Und auch der Verein zögerte nicht, die Zusammenarbeit fortzusetzen. „Ich glaube, dass Iman, Andre und Serkan wissen, was sie an uns haben“, verweist Janssen darauf, dass die Sparte den Ideen und Veränderungen, die der Führungsstab der ersten Mannschaft anschiebt, offen gegenüber steht. Die Strukturen sollen mit dem sportlichen Erfolg Schritt halten. Das spürt auch Schmitz: „Der Verein versucht uns alles zu ermöglichen. Es geht immer weiter voran, ohne utopische Ziele. Wir sind noch nicht am Ende.“
Davon ist auch Bi-Ria überzeugt. Sonst hätte er nicht zugesagt. Denn von dem Ehrgeiz, der ihn als Spieler ausgezeichnet hat, hat er als Trainer keinen Deut verloren. „Ich bin sehr ambitioniert, aber der Verein ist das auch. Die TSG hat viel vor. Ich möchte ein Teil davon sein und helfen, die Ziele zu erreichen.“
Die Spieler seien ebenfalls Feuer und Flamme, auch sie wollen weitermachen. „Es ist schon eine Hausnummer, wenn quasi alle im ersten Gespräch zusagen. Das zeigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagt Bi-Ria. Mittlerweile habe Seckenhausen jede Menge zu bieten, betont Schmitz. Es gebe einen Physiotherapeuten, einen Torwarttrainer, einheitliche Kleidung, im Sommer fuhr das Team sogar ins Trainingslager. „Das sind alles Dinge, die positiv sind“, erklärt er. Wichtig sei, sich auch in Zukunft selbst treu zu bleiben. „Wir wollen nicht einfach wahllos Spieler von außerhalb holen, die sich nur wegen der Liga mit der TSG identifizieren. Sie müssen Lust haben, mit uns unseren Weg zu gehen. Wir können nicht Geld punkten, sondern müssen das mit anderen Dingen tun.“ Sprich: Seckenhausen soll ein Dorfverein bleiben – wenn auch ein ambitionierter.
Dafür ist das Führungspersonal entscheidend. Schmitz und Bi-Ria haben es geschafft, auch höherklassig erfahrene Akteure für Seckenhausen zu gewinnen. Und sie haben weitere Visionen. Im Bereich Sponsoring etwa wollen sie den Klub noch besser aufstellen. Schmitz denkt zudem über Bullis beziehungsweise Kleinbusse für Auswärtsfahrten nach. Die Kosten dafür wolle er nicht dem Gesamtverein aufbürden, sondern durch Sponsorengelder decken. Auch ein Unterstand für Zuschauer am Kunstrasenplatz spielt in seinen Gedanken eine Rolle. Auch da gelte aber: nichts überstürzen.
Sportlich wäre nach der Meisterschaft in der Kreisliga und der Tabellenführung in der Bezirksliga doch die Landesliga der nächste Schritt. Oder? „In meinen Gedanken spielt die Landesliga schon eine Rolle“, gibt Bi-Ria zu. Dennoch bleibt auch er bodenständig: „Wir planen für die Bezirksliga.“ Was nicht bedeutet, dass die TSG die Aufstiegsmöglichkeit ausschlagen würde, wenn sie bestünde. Dennoch betont Bi-Ria: „Die Landesliga ist momentan zweitrangig.“
Ihm komme es vor allem auf die Perspektive an. Und die stimme in Seckenhausen dank eines guten Umfelds und einer guten Mannschaft. „Ich habe Spaß daran, mit den Jungs zu arbeiten und die jungen Spieler zu entwickeln. Ich bin der TSG dankbar, dass ich hier, direkt vor der Haustür, den Schritt zum Trainer machen durfte“, sagt der 36-Jährige. Seine Wertschätzung dem Verein gegenüber ist groß. Allerdings ahnt auch Schmitz, der sich in seiner Rolle als Sportlicher Leiter sehr wohlfühlt und genügend Zeit für die Familie und den Beruf hat, mit Blick auf den verheißungsvollen Start von Bi-Rias Karriere an der Seitenlinie: „Imans Weg als Trainer ist in Seckenhausen noch nicht vorbei.“ Mindestens in den kommenden rund eineinhalb Jahren werden sie aber Seite an Seite für die TSG aktiv sein. Und womöglich sogar noch länger: „Ich habe nichts dagegen, hier noch zwei, drei Jahre zu arbeiten“, sagt Bi-Ria. Worte, die Janssen gern hört. Denn er ist wie Schmitz von dem Trainer überzeugt: „Wir können froh sein über jedes Jahr, das wir ihn länger an den Verein binden können.“
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.