
Heiligenfelde. Es hatte etwas von einem Ausflug in die – zugegebenermaßen nicht allzu ferne – Vergangenheit: Lars Diedrichs und Roman Obst bildeten die rechte Seite beim Bezirksliga-Auswärtsspiel des SV Heiligenfelde beim SC Twistringen. Eigentlich so wie immer, sind beide doch beim SVH seit Jahren nicht mehr wegzudenken. Doch zuletzt hatte es diese Konstellation eben nicht gegeben. Weil Obst aufgrund einiger Ausfälle oft innen verteidigte, und weil Diedrichs eine Zeit lang nur vom Seitenrand aus verfolgen konnte, was auf dem Feld passierte, nachdem er sich beim Württemberg-Cup in Ristedt im Juli das rechte Schlüsselbein gebrochen hatte. Doch mittlerweile ist der 32-Jährige zurück – und wichtig wie eh und je.
Es war schon alles verloren, als er das Feld betrat: Ausgerechnet bei der höchsten Heiligenfelder Saisonniederlage, dem 0:4 gegen Drakenburg, feierte Diedrichs Ende September sein Comeback. Fünf Minuten durfte er ran. Es war ein kurzes Wieder-Reinschnuppern in die Bezirksliga, mehr nicht. Trotzdem waren es wichtige und schöne Minuten für den Flügelspieler. Denn nach dem 12. Juli, als er in Ristedt mit Sudweyhes Gianluca Causo zusammenrasselte und daraufhin die bittere Diagnose Schlüsselbeinbruch erhielt, war er sich nicht sicher gewesen, in diesem Jahr überhaupt noch ein Punktspiel zu bestreiten. „Der Bruch war relativ kompliziert“, erzählt Diedrichs. Mehrfach war das Schlüsselbein gebrochen. Die Folgen des Abends trägt er noch immer: Eine Metallplatte und mehrere Schrauben, „elf sind es, glaube ich“, wie er sagt, werden ihn noch fast zwei Jahre lang begleiten, ehe sie wieder entfernt werden können. „Gott sei Dank beeinträchtigt mich das nicht“, kann Dieds, wie er genannt wird, wieder richtig und vor allem ohne Furcht in die Zweikämpfe gehen. Der Körper spielt mit. Das ist wichtig für ihn, denn unbedingter Einsatz und Wille gehören zu seinem Spiel dazu.
Aus dem Fünf-Minuten-Comeback sind seit dem Drakenburg-Spiel wieder 90-Minuten-Einsätze geworden. Gegen Twistringen spielte Diedrichs zum dritten Mal in Folge durch. Zum vierten Mal in Folge durfte er von Beginn an ran. „Das liegt mir einfach mehr. Ich bin eher der Startelfspieler. Es ist etwas ganz anderes, wenn man eingewechselt wird. Daran kann ich mich nur schwer gewöhnen“, gibt er zu. Diedrichs, der seinen Arm nach der Verletzung sechs Wochen lang nicht über 90 Grad heben durfte, sich aber immerhin mit Jogging fit halten konnte, läuft am besten von Beginn an heiß. Von der Hand zu weisen ist das nicht: Hatte er als Einwechselspieler bei seinen 35 Minuten in Lemförde (1:3) noch einen schlechten Tag erwischt, betrieb er sechs Tage später gegen Steimbke bei seiner Rückkehr in die Startelf wieder Werbung in eigener Sache und steuerte zum 4:0-Sieg seinen ersten Saisontreffer bei. „Seitdem“, sagt er, „geht es bergauf.“ Bei 100 Prozent ist Diedrichs, der ausgerechnet beim Derby in Okel ohne Einsatz blieb, noch nicht, aber er nähert sich an. Das zeigte er gegen Twistringen, als er gemeinsam mit Obst für das 1:0 sorgte und kurz darauf selbst traf, als er mit Tempo in die Tiefe startete und frei vor Keeper Jannik Blome cool vollstreckte. „Mit Roman passt es einfach. Wir sind ein eingespieltes Team. Ich agiere ja eher offensiver, aber ich weiß auch, dass Roman in meinem Rücken alles abräumt, weil er total zweikampfstark ist“, ergänzen sich beide laut Diedrichs perfekt.
Einen Gedanken ans Aufhören hat der in der IT tätige Offensivmann, der zweistellig treffen will in dieser Spielzeit, während seiner Verletzung nicht verschwendet. „So lange ich der Mannschaft noch etwas geben kann, will ich auch noch spielen. Ich habe immer noch Bock auf Fußball“, sagt er. Gute Stimmung verbreitet er als Frohnatur ohnehin, doch auch sportlich ist er weiterhin eine Bereicherung. Dabei trainiert der 32-Jährige in der Regel nur einmal pro Woche. Als zweifacher Vater – Jaron ist drei Jahre jung, Robin kam im Sommer zur Welt – braucht Diedrichs eben auch Zeit für die Familie. „Bei nur einer Einheit ist es ein bisschen schwieriger, wieder Kondition aufzubauen“, weiß er und verspricht: „In der Rückrunde wird es wieder besser werden.“ Dann will er wieder voll im Soll sein und seinem Team helfen, weiterhin in der Bezirksliga-Spitzengruppe zu bleiben.
Allzu weit in die Zukunft blickt Diedrichs jedoch nicht. Erst einmal will er bis zur Winterpause so viel punkten wie möglich. Am Wochenende erwartet er mit dem SVH den TSV Bassum. Ein besonderes Spiel für ihn, nicht nur weil er sich beim TSV vor 14 Jahren seinen ersten Schlüsselbeinbruch – damals auf der linken Seite – zuzog, sondern vor allem weil er aus der Lindenstadt kommt, dort wohnt und lange Zeit für den TSV gespielt hat. Zu seinen ehemaligen Weggefährten hat er noch viel Kontakt, mit dem zentralen Mittelfeldspieler Michael Wiehle arbeitet er sogar zusammen. Jubeln würde Diedrichs bei einem Treffer trotzdem. „Man hat sich ja bewusst für seinen Verein entschieden“, unterstreicht er, wie wohl er sich in Heiligenfelde fühlt. Und wenn ihm Obst in bester Tradition den Rücken freihält, dürften die Chancen auf einen eigenen Treffer steigen.
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