Das Porträt Mit dem Rad zur Arbeit

Das Verdener Landgericht hat einen neuen Vizepräsidenten. Mit Stefan Koch übernimmt ein Jurist das Amt, der bereits mehrere Jahre in Verden tätig war.
07.11.2018, 10:17 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Von Angelika Siepmann

Verden. Einige Gemälde eines Bremer Künstlers stehen noch auf dem Boden und warten darauf, an den Wänden platziert zu werden. Ansonsten hat sich Stefan Koch in seinem neuen Büro schon recht häuslich eingerichtet. Es ist noch keine drei Jahre her, da hat er sein angestammtes Domizil auf anderer Ebene des Hauses geräumt. Nun ist der 57-Jährige zurück im Landgericht (LG) Verden – als Vizepräsident.

Seit Dienstag ist Stefan Koch offiziell in Amt und Würden. Sein Vorgänger bis Herbst 2017, der heutige Präsident des Landgerichts Gerhard Otto, hat ihm die Ernennungsurkunde überreicht, und nun beginnt für den gebürtigen Nord-Bremer das nächste Verdener Berufskapitel. Es ist für den treuen Hansestadt-Bürger auch diesmal nicht mit einem Wechsel des Wohnorts verbunden; genauso wenig wie Anfang 2016, als Koch nach langjähriger LG-Tätigkeit Direktor des Amtsgerichts Osterholz-Scharmbeck wurde.

Der routinierte Pendler hält an der Gepflogenheit fest, die doch stattliche Distanz zwischen Findorffer Zuhause und Verdener Arbeitsplatz so oft wie möglich nicht motorisiert, sondern radelnderweise zu bewältigen. Das Rennrad ist immer parat und besonders für die Rückfahrten gedacht: „Das ist so eine Art tote Zeit und ideal, um sie mit Sport zu kombinieren“, erklärt Koch, der auch passionierter Langstreckenläufer ist.

Fit ist der neue Vize des Landgerichts also allemal, wenn er jetzt seine neuen Aufgaben angeht. Und wie stets sieht er darin eine Herausforderung, denn Veränderung, so sagt er, sei ihm immer schon lieber als Stillstand gewesen. Nach Abitur und Zivildienst hat Stefan Koch in Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaften studiert. Das Referendariat leistete der Bremen-Norder in der Heimatstadt ab, um sodann einen Abstecher nach Oldenburg zu machen: Der junge Jurist arbeitete als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Familienrecht.

Weitere Stationen waren ab 1992: Assessor im riesigen Landgerichtsbezirk Verden, (Straf-) Richter am Landgericht Lüneburg, Kurzeinsatz beim Amtsgericht Hannover während der Expo (2000) und wieder nach Verden, wo er sowohl im Straf- als auch im Zivilrecht tätig war. In seine Zeit als Mitglied der hiesigen Schwurgerichtskammer fiel ein Verfahren, das bei ihm besonders haften geblieben ist: der Prozess gegen den Mann aus Thedinghausen, der im August 2001 den Direktor des hiesigen Arbeitsamtes, Klaus Herzberg, vor dessen Wohnhaus erstochen hatte; ein Verbrechen, das bundesweit für Aufsehen sorgte.

Weit weniger tragisch, aber auch für etliche überregionale Schlagzeilen gut, war ein Fall von 2009, der dem Musikfreund Koch auch noch in der Erinnerung quasi in den Ohren klingt. Eine direkte Anwohnerin des Verdener Doms hatte – vergeblich – versucht, eine zeitliche Einschränkung des sie störenden Orgelspiels zu erwirken. Stefan Koch hatte sich als Vorsitzender Richter der 7. Zivilkammer mit dem tönenden Thema zu befassen. Dieser Kammer, vorwiegend zuständig in rechtlichen Haftungsangelegenheiten bei Anwälten, Notaren und Steuerberatern, stand er von 2004 bis zu seinem Abgang zum Amtsgericht Osterholz-Scharmbeck vor.

Auch dort hat er sich unter anderem einem Bereich gewidmet, der ihm am Herzen liegt: der Mediation. Als Güterichter bei der alternativen Konfliktlösung in Gerichtsverfahren gehörte Koch zu den Pionieren am Landgericht, das die vertrauliche und nicht öffentliche Mediation in Zivilrechtsstreitigkeiten seit 2004 anbietet und in Niedersachsen eine Vorreiterrolle einnahm. Von 2008 bis 2010 hat er an der Europa-Universität Vladrina in Frankfurt/Oder den Masterstudiengang Mediation absolviert. Seither bildet er auch selbst Mediatoren aus.

Neben Verwaltungsaufgaben, vorwiegend Notaraufsicht, erwartet Koch die Arbeit als Vorsitzender der 1. Zivilkammer, einer Spezialkammer, die sich häufig mit Fragen des Tierhaftungs- und Tierhaltungsrechts zu beschäftigen hat. In Verden geht es viel um Pferde – ­hier auch. Stefan Koch wird aber auch künftig nur aufs Stahlross steigen. Und nach der Tour auch mal einem weiteren Hobby frönen: Koch kocht gern.

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+! Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Einwilligung und Werberichtlinie

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten dazu genutzt werden, regelmäßig per E-Mail redaktionelle Inhalte des WESER-KURIER seitens der Chefredaktion zu erhalten. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich kann diese Einwilligung jederzeit formlos mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, z.B. per E-Mail an widerruf@weser-kurier.de.
Weitere Informationen nach Art. 13 finden Sie unter https://www.weser-kurier.de/datenschutz

Schließen

Das Beste mit WK+