
Angesichts des anhaltenden Kita-Streiks können Eltern in Braunschweig ab Montag in Eigenregie die Betreuung in den Kindertagesstätten der Stadt organisieren. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi stellt damit erstmals eine Stadt in Deutschland Eltern Kindertagesstätten für die Betreuung zur Verfügung. „Das hat eine neue Qualität“, sagte der Sprecher der Gewerkschaft, Ulf Birch, am Sonntag.
„Dass Eltern in Streikzeiten die Betreuung übernehmen, gab es schon häufiger. Allerdings nicht in den bestreikten Kindertagesstätten.“ Zunächst sollen die Räume von zwei Kindergärten zur Verfügung gestellt werden. Es müssten aber zuvor alle Haftungsfragen mit den Eltern geklärt werden, erklärte die Stadt. „Es geht um bessere Rahmenbedingungen für die Eltern, mit dieser für viele bereits existenziellen Situation in Selbstorganisation umzugehen“, sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD).
Das Angebot sei zeitlich begrenzt und solle einer professionellen Betreuung nicht gleichkommen. „Unser Wunschziel ist, dass schon Montag die erste Kita geöffnet wird“, sagte die Vorsitzende des Stadtelternrat der Kitas, Sandra Gehrlein, der „Braunschweiger Zeitung“. Die Gewerkschaft Verdi reagierte überrascht auf das Vorgehen. „Wenn die Not in Braunschweig so groß ist, so ist es völlig unverständlich, dass die Stadt nicht mit uns über die Einrichtung von Notgruppen spricht“, sagte Verdi-Bezirksgeschäftsführer Sebastian Wertmüller.
Die Tarifverhandlungen in dem festgefahrenen Konflikt sollen am Montag fortgesetzt werden. Ein Ende des Streiks ist dennoch nicht in Sicht. Die Gewerkschaften fordern eine höhere Eingruppierung der bundesweit rund 240 000 Erzieherinnen und Sozialarbeiter.