
Bad Zwischenahn. Lange Zeit verstand man unter einem Baumhaus einen Holzkasten, den Papa im Garten für die Kinder in den Ahorn gezimmert hatte. Vor einigen Jahren eröffneten dann erste Baumhaus-Hotels für eine Übernachtung der besonderen - meist aber nicht der bequemen - Art. Und nun gibt es die ersten Baumhaus-Suiten: In einem Bad Zwischenahner Wäldchen hat das Resort Baumgeflüster eröffnet.
Die vier Baumhaus-Suiten hat Insa Otteken auf der kleinen Lichtung eines Wäldchens bauen lassen, das sich auf dem weitläufigen Hof ihrer Eltern befindet. "Dann mal hereinspaziert", sagt Inhaberin Otteken und zieht sich die Schuhe aus. Damit das später auch ihre Gäste tun, überlegt sie, gemütliche Pantoffeln zu kaufen und neben die Tür zu stellen. Selbst wenn Otteken dabei sehr teure Puschen auswählt, würde die Investitionssumme für das "Resort Baumgeflüster" nur ganz leicht steigen: Die vier Baumhaus-Suiten haben rund eine halbe Million Euro gekostet. "Aber es hat sich gelohnt", findet Otteken und startet eine kleine Führung.
Sie beginnt im Wohn- und Esszimmer. Dort gibt es zwei Sofas, einen Teppich, einen Tisch, vier Stühle sowie eine Küchenzeile mit Herd, Spüle und Geschirr. Rechts davon führt ein kleiner Gang zum Bad mit Toilette, Waschtisch und Dusche sowie zum Schlafzimmer mit Doppelbett und großen Fenstern. Die ermöglichen den Blick auf ein kleines Vogelhäuschen am benachbarten Baum, in winzigen Buchstaben steht "Baumgeflüster" auf dem Häuschen geschrieben.
Zwei Zimmer, Küche, Bad - das macht die Appartements noch nicht zu Baumhaus-Suiten. Aber die Matratzen. "Die gibt es sonst nur in Fünf-Sterne-Hotels", sagt Otteken. Oder die Bettwäsche aus ägyptischer Baumwolle. Oder die Designer-Lampen. Oder die Schiefer-Bäder mit handgefertigten Waschbecken und Fußbodenheizung. "Diese Wertigkeit ist für ein Baumhaus-Hotel einzigartig", sagt Otteken, die für das Interieur mit dem Bremer Designer Helmut Diez zusammengearbeitet hat.
So viel Luxus hatte die Zwischenahnerin anfangs gar nicht im Sinn, zudem hatte sie sich die Baumhäuser deutlich kleiner vorgestellt. Doch nach den ersten Kostenvoranschlägen habe sie festgestellt, dass sich das Projekt nur rechne, wenn das Resort ganzjährig geöffnet ist. Dusche und Toilette vor der Tür - wie bei anderen Baumhaus-Hotels - waren somit ausgeschlossen. "Wer duscht schon bei Minusgraden draußen?" So wurde ein Bad in die Baupläne aufgenommen. "Wenn es ein Bad gibt, könnten wir ja auch gleich eine Küchenzeile einbauen", lautete die nächste Überlegung. Und eine Heizung müsste auch her. "Tja, und plötzlich hatten wir 39-Quadratmeter-Appartements." Bauwerke dieser Größe kann kein Baum tragen. Deswegen wurden die Baumhäuser auf Stelzen mehrere Meter hoch zwischen die Äste gestellt.
Gezeichnet und umgesetzt wurden die Pläne vom Bremer Architekten Andreas Wenning, der weltweit mehr als 60 Baumhäuser gebaut hat. Ein Projekt mit gewerblicher Nutzung von gleich vier Häusern war allerdings auch für ihn eine Premiere. Für das Resort Baumgeflüster hat Wenning Lärchenholz aus Österreich verwendet, das in einem Spezialverfahren ohne Kleber und Folien verbaut wurde. Zertifikate belegen laut Wenning, dass es Stunden dauert, ehe das Holz brennen würde. Darüber hinaus sei es stoßfest und dämme vorzüglich. "Einmal kurz durchheizen genügt, danach bleibt es in den Räumen warm", bestätigt Otteken. Positiver Nebeneffekt: Statt trockener Heizungsluft atme man den Duft von unbehandeltem Lärchenholz.
Und wo steht der in Hotelsuiten obligatorische Flatscreen? "Gibt es bei uns nicht", sagt Insa Otteken. Sie hat bewusst auf einen Fernseher verzichtet. Zwar will das Resort Baumgeflüster den Gästen Komfort bieten, doch andererseits sei die friedliche Waldlichtung der perfekte Ort für Entschleunigung, Ruhe, Einkehr und um ein paar Tage im Einklang mit der Natur zu leben. Das könne man eben besser genießen ohne Krisen und Krieg in den 20-Uhr-Nachrichten, sagt Otteken.
Massagen für Gäste
Allerdings ist sie auch Realistin: "Wenn sich neun von zehn Gästen über den fehlenden Fernseher beschweren, rüsten wir nach." Entsprechende Anschlüsse seien verlegt, Handyempfang und WLAN gebe es ebenfalls. Damit die Gäste den Fernseher nicht vermissen und den Laptop in der Tasche lassen, soll das Resort Baumgeflüster kontinuierlich wachsen. Fußballtore und ein Beachvolleyballfeld sind in Planung, auch Tischtennis, Billard oder Keramikseminare denkbar. Ferner könnten die Gäste sich von Masseuren verwöhnen lassen, einen Kosmetiker oder Yoga-Trainer bestellen. Insa Otteken sieht die Bilder bereits vor ihrem geistigen Auge. "Bewohner aller vier Suiten machen um 9 Uhr bei Vogelgezwitscher und den ersten Sonnenstrahlen unter uralten Eichen Yoga und frühstücken später gemeinsam am Picknickplatz leckeres Landschwarzbrot und selbstgemachte Marmelade, die ich ihnen vorbeigebracht habe", sagt sie.
Eine Baumhaus-Suite im Resort Baumgeflüster bietet Platz für bis zu vier Gäste. Wer die Häuser zwischen Ästen in Augenschein nehmen möchte, hat dazu an regelmäßigen Besichtigungstagen Gelegenheit, ein Anruf bei Insa Otteken genügt: Telefon 04403/620272. Weitere Informationen im Internet unter www.baumgefluester.de.