
Keime im Fassbier, Giftstoffe im Kräutertee, Weichmacher in Badelatschen: Was die Prüfer der amtlichen Veterinär- und Lebensmittelüberwachung bei ihren Tests fanden, lässt Verbraucher aufhorchen.
Direkte Gefahr droht aber in der Regel nicht. Trotz einiger Auffälligkeiten bei der Kon-trolle von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen hat es 2015 in Niedersachsen keine Fälle gegeben, die eine öffentliche Warnung erforderten. Diese Bilanz zog Agrarminister Christian Meyer (Grüne) am Freitag bei der Vorstellung des Verbraucherschutzberichtes in Hannover.
Im vergangenen Jahr nahmen die Prüfer rund 64 400 Kontrollen in 43 500 Betrieben vor. Von den insgesamt 28 700 Proben, die sie dabei unter die Lupe nahmen, wurden 16 Prozent beanstandet. „Meist handelte es sich dabei um Kennzeichnungsmängel. Die sind ärgerlich, aber nicht gefährlich“, sagte Hubert Meyer, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages.
Beim Bier beispielsweise sei „trotz jahrhundertealten Reinheitsgebots längst nicht alles Gold, was glänzt“, heißt es in dem Bericht. Demnach enthält jedes zehnte gezapfte Bier in Niedersachsen unerwünschte Keime. Von 120 Proben Fassbier, die im vergangenen Jahr untersucht wurden, wiesen zwölf auffällige Keimgehalte auf. Die Biersorte spielte dabei keine Rolle.
Mangelnde Hygiene
„Im Fass ist das Bier in Ordnung“, sagte Minister Meyer. Meist sei die unsachgemäße Reinigung und Desinfektion der Schankanlage der Grund dafür, dass die Keime sich im Bier ausbreiten. „Im allerschlimmsten Fall droht eine Durchfallerkrankung“, sagte der Präsident des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves), Eberhardt Haunhorst.
Unter anderem hat das Laves auch 36 Paar Flipflops, Badelatschen und Gartenschuhe aus Gummi oder Kunststoff untersucht, darunter auch Modelle für Kinder. In fünf untersuchten Proben konnten krebserregende Weichmacher (Phthalate) nachgewiesen werden, teils mit einer Konzentration von 40 Prozent. „Das ist bedenklich“, sagt der Minister. „Wir brauchen deshalb bessere Sanktionsmöglichkeiten.“ Es seien „strengere und klarere Regelungen zu bedenklichen Stoffen, die auch für Waren aus Drittländern umgesetzt werden können“, notwendig.
Was die Gummischuhe betrifft, rät Christian Meyer zu besonderer Sorgfalt beim Kauf. „Wenn ein Flipflop komisch riecht, ist das schon ein Hinweis. Häufig ist das bei billigen Produkten aus China der Fall.“ Der Minister appelliert an die Hersteller, „insbesondere die sogenannten Phthalate, die die Fruchtbarkeit schädigen können, durch Alternativstoffe wie Weichmacher auf Zitronensäurebasis zu ersetzen“.
Milchtankstellen an Bauernhöfen
Weiterer Gegenstand des Verbraucherschutzberichts sind sogenannte Milchtankstellen, an denen Bauernhöfe immer häufiger Rohmilch anbieten. Bei der Untersuchung dieser Milch wurden in bis zu vier Prozent der Proben krankmachende Bakterien nachgewiesen. Der Verbraucherschutzbericht rät dazu, diese Milch immer abzukochen. „Um einen noch breiteren Überblick über das Vorkommen von krankmachenden Erregern zu bekommen wird im Jahr 2016 bei einem deutschlandweiten Programm Rohmilch aus Rohmilchautomaten untersucht.“
Zu den untersuchten Lebensmitteln zählen auch Kräutertees. Bei der Ernte mit Maschinen werden häufig außer den Tee-pflanzen auch Unkräuter miterfasst und anschließend mitverwertet. Manche von diesen Unkräutern enthalten Pyrrolizidinalkaloide (PA), deren Aufnahme in großen Mengen zu Leberfunktionsstörungen führen kann, erläutert der Bericht.
Die meisten der vom Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig untersuchten Kräutertees waren unbedenklich. Vergleichsweise hohe PA-Werte fanden sich in Pfefferminz- und Säuglingstees. „Wir warnen aber nicht grundsätzlich vor Kräutertees“, sagte Meyer. Empfohlen wird, die Kräuterteesorten öfter zu wechseln.
Miesmuscheln verheißen Genuss
Insgesamt 78 Proben abgepackter Fleisch- und Wurstwaren wurden untersucht. In 18 Fällen waren Haltbarkeitsangaben von Kassler im Stück, Aspikerzeugnissen in Scheiben, Brühwurstaufschnitt und Grillwürsten irreführend. Die Tester stellten erhöhte Keimzahlen fest und bemängelten schleimig-weißlichen Belag und einen säuerlichen Geruch.
Miesmuscheln aus dem Wattenmeer, deren Fangsaison am Montag beginnt, verheißen hingegen ungetrübten Genuss: Im vergangenen Jahr zeigten Überprüfungen in den fünf niedersächsischen Erzeugungsgebieten, dass weder Toxin produzierendes Plankton im Meerwasser (61 Proben) noch erhöhte Schwermetallwerte in den Muscheln (78 Proben) festzustellen waren. Die Muscheln untersucht das Institut für Fische und Fischereierzeugnisse beim Laves in Cuxhaven.