
Grünen-Politikerin Almut Kottwitz, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, hat den entsprechenden Bescheid an den Leiter des Wolfcenters, Frank Faß, überreicht. Landesmittel sind für den Bau der Auffangstation nicht geflossen, Faß hat alles aus eigener Tasche bezahlt, nach eigenen Angaben rund 20 000 Euro in die neue Anlage investiert. Die Kosten für die Behandlung der Tiere würden jedoch vom Land übernommen, bekräftigte die Staatssekretärin.
Die Wolfs-Auffangstation besteht aus sechs zu einem Hexagon angeordneten Containern, ist Kamera überwacht, mit einem Unterwühlschutz im Erdreich sowie einem riesigen Dach-Gitter versehen. „Verletzte oder kranke Wölfe können in der Einrichtung kurzzeitig gepflegt und anschließend wieder in die Freiheit entlassen werden. Wir erfüllen damit die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes“, betonte Almut Kottwitz. Die rehabilitierten Tiere seien zur Wiederauswilderung vorgesehen und sollten sich während ihres Aufenthaltes in Dörverden nicht an den Menschen gewöhnen, erläuterte Faß, da sie sonst in der freien Wildbahn nicht mehr von ihrem Rudel aufgenommen würden.
Dem 2015 gegründeten Wolfsbüro des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) zufolge lebten Mitte vergangenen Jahres bereits wieder 60 Wölfe in Niedersachsen. Die Tiere sind überwiegend aus Westpolen und Ostdeutschland in das Land eingewandert. „Der Wolf ist ein hochsensibles Thema“, erklärte Almut Kottwitz bei ihrem Besuch in Dörverden. In der Tat bereitet der Isegrim vor allen Dingen Nutztierhaltern zunehmend Probleme. Gerade in jüngster Zeit beklagen sie vermehrt Tierrisse. „Wer fordert, Wölfe zu erschießen, ruft zu einer Straftat auf“, stellte die Staatssekretärin klar. Beim Wolf handelt es sich um ein nach europäischem Recht strengstens geschütztes Tier. Die vor zwei Jahren vom Niedersächsischen Umweltministerium erlassene „Richtlinie Wolf“ sieht beispielsweise Ausgleichszahlungen bei Nutztierrissen sowie finanzielle Förderungen bei der Beschaffung von wolfsabweisenden Herdenschutzzäunen und ausgebildeten Herdenschutzhunden vor.
Im April 2010 haben Frank und Christina Faß auf dem Gelände des früheren Bundeswehrstandortes Dörverden-Barme das erste Wolfcenter Deutschlands eröffnet. Seitdem hat es sich weit über die Grenzen der Gemeinde Dörverden hinaus zu einem Touristen-Magneten entwickelt. Elf zum Teil von Hand aufgezogene Europäische Grauwölfe und Hudson-Bay-Wölfe leben heute im Wolfcenter Dörverden, daneben auch Wolfhunde. Von den beiden Baumhaushotels aus lässt sich das Geschehen in den Gehegen sogar nachts beobachten.
Ab 2017 will der Leiter des Dörverdener Wolfcenters darüber hinaus auch verletzte oder kranke Tiere aus anderen Bundesländern in seiner nun offiziell vom Land Niedersachsen anerkannten Wolfs-Auffangstation aufnehmen. „Ich will damit einen nationalen Beitrag leisten“, versicherte Faß.
Neben dem Wolfcenter Dörverden und dem Wildpark Lüneburger Heide gibt es in Niedersachsen noch 19 weitere Auffangstationen für verletzte oder kranke Wildtiere. Darunter befindet sich unter anderem auch die Seehund-Aufzuchtstation in Norddeich. „Sie haben alle gemeinsam, dass sie in hohem Maße von ehrenamtlichem Engagement getragen werden“, dankte Staatssekretärin Almut Kottwitz den freiwilligen Helfern.