
Mit dreidimensionalen Vermessungen aus der Luft können die Archäologen neue Erkenntnisse gewinnen, die allein durch Grabungen nicht möglich wären. Der Einsatz solcher Messmethoden stelle einen Quantensprung in der Erfassung archäologischer Relikte in den Wäldern dar, sagte Kreisarchäologe Klaus Grote. Vom Hubschrauber aus wird mittels eines Laserscanners die Oberfläche abgetastet, wobei Baumkronen und Bodenoberfläche getrennt erfasst werden. Aus diesen Daten können die Forscher dann ein genaues dreidimensionales Geländemodell erstellen.
Auf diese Weise konnten sie auch vom Römerlager Hedemünden, das sich auf einem bewaldeten Bergrücken oberhalb der Werra befindet, die Befestigungsanlagen, Tore und weitere Details dokumentieren. Insgesamt sei das mehrteilige Lager in Hedemünden in strategisch optimaler Lage am Knotenpunkt vom Schifffahrtsweg der Werra-Weser-Linie und dem Nord-Süd-Überlandweg von Hessen nach Südniedersachsen angelegt worden, sagte Grote. Obwohl am Südrand des Lagers das Gelände inzwischen durch eine Eisenbahnstrecke und eine Bundesstraße verändert wurde, lässt sich anhand der Messungen erkennen, dass die Befestigung des sogenannten Lagers II auch die ehemalige Werrafurt eingeschlossen haben muss.
Auch bei den Grabungen machten die Archäologen weitere spektakuläre Funde. Unter anderem fanden sie im vergangenen Jahr unter einem Befestigungswall eine eiserne Pionieraxt, vermutlich ein rituelles Bauopfer. Damit seien in Hedemünden bereits sechs solcher Äxte gefunden worden, sagte Grote. In Kalkriese habe man dagegen bislang nur zwei entdeckt. Aus einer ehemaligen Grube unter einem Lagergebäude bargen die Archäologen außerdem das Fragment einer kleinen Pferdefigur, ferner fanden sie mehrere Münzen sowie Zeltheringe und drei eiserne Lanzenspitzen. Insbesondere die Münzfunde belegen, dass das Lager aus der Zeit der früheren Offensiven des Feldherrn Drusus zwischen
11 und 9 vor Christus stammt.