
Sechs Jahre Haft wegen versuchten Mordes und Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat fordert die Anklage, die Verteidigung plädierte am Freitag auf ein mildes Urteil ausschließlich wegen gefährlicher Körperverletzung.
Wie hart das Urteil des Oberlandesgerichts Celle gegen die Deutsch-Marokkanerin ausfällt, hängt unter anderem davon ab, ob ihr der Vorsatz zum Töten und der Anschluss an die Terrororganisation Daesch nachgewiesen werden kann. Der von den Fahndern ausgewertete Chatverkehr der Gymnasiastin ergab zumindest, dass sie offenbar mit Daesch-Strippenziehern in Kontakt stand und eine Gewalttat in Deutschland das Thema war. Auch der Umstand, dass sie wenige Wochen vor der Attacke Ende Februar 2016 – nach ihrer Rückkehr von einer gescheiterten Reise nach Syrien – von der Polizei am Flughafen Hannover in Empfang genommen wurde, schreckte sie nicht ab.
Andererseits geriet Safia S. schon sehr früh unter islamistischen Einfluss, die aus Marokko stammende Mutter erzog ihre Kinder nach Darstellung des Vaters streng religiös. Auf Youtube ist Safia S. bereits 2008 mit dem Salafistenprediger Pierre Vogel beim Rezitieren des Korans zu sehen, als „Unsere kleine Schwester im Islam“ präsentiert der Extremist die damals Siebenjährige. War die Schülerin womöglich auch Opfer einer langen Gehirnwäsche? Um die geistige und sittliche Reife der Angeklagten zu beurteilten, nahm auch eine Jugendpsychiaterin an dem Prozess teil. Ihre Befunde wurden, da das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, nicht bekannt.
Was trieb Safia S. konkret in die Radikalisierung? Der Vater beschrieb seine Tochter in einem Interview als „liebes Mädchen“ und als gute Schülerin. „Ich hätte ihr das nie zugetraut. Das muss irgendwo ein Aufruf aus dem Internet sein, da bin ich mir sicher. Ich weiß nicht, was sie ihr versprochen haben.“
Wie bei den Waldbränden in der Lüneburger Heide 1975.