
"Der Aufbruch macht euphorisch", sagt Heide Wilts erfreut an Bord des knallrot gestrichenen Neubaus. Um sie herum stapeln sich Kisten und Kästchen, die noch verstaut werden müssen. In eine Küchenablage haben sich Flaschen mit Motoröl verirrt. Auf dem Vorschiff sind Helfer mit Schweißarbeiten beschäftigt, im Maschinenraum laufen letzte Einstellarbeiten an dem schweren Motor mit 126 PS.
"Der Schmerz nach dem Verlust des alten Schiffes war so groß, das ließ sich nur mit diesem neuen Schiffsprojekt bewältigen", beschreibt die ehemalige Oberärztin die Zeit nach dem Taifun-Schock. Die 14 Meter große "Freydis II", eine der berühmtesten deutschen Fahrtenjachten, lag damals nach Erdbeben und Tsunami zerschmettert auf Felsen vor Japans Küste, unweit des havarierten Kernkraftwerks Fukushima.
"Das Schiff sah hilflos wie ein ölverschmierter Vogel aus", so empfand Heide Wilts den Anblick des Bootes, mit dem sie seit 1979 fast 250 000 Seemeilen zurückgelegt hatten. Dem Ehepaar war zwar selbst nichts passiert, aber die Ungewissheit über das Schicksal von guten Freunden in der zerstörten Region belastete. Derzeit laufen Versuche, geborgene Teile des Wracks wieder zusammenzusetzen und in einem Tsunami-Gedenkpark auszustellen.
Seit 43 Jahren streifen die Eheleute Wilts von Pol zu Pol, von der Ostsee bis zur Südsee. "Wir sind keine richtigen Aussteiger, aber haben das Hobby fast zum Beruf gemacht", sagt der gelernte Kaufmann Erich Wilts. Unterwegs fotografiert er, sie schreibt Tagebücher. Daraus entstehen später Bücher, die in Seglerkreisen hoch geschätzt sind. "Gestrandet in der weißen Hölle" berichtet etwa von einer Strandung und der abenteuerlichen Überwinterung in der Antarktis.
Wenn endlich alles verstaut ist und auch der letzte Suchscheinwerfer und Antennenfuß eingebaut sind, soll es morgen losgehen. Emsabwärts Richtung Borkum, Ärmelkanal und bretonische Atlantikküste heißen die ersten Ziele, danach geht es Richtung Karibik. Unterwegs steigen Freunde und zahlende Mitsegler ein und begleiten das Paar auf den Etappen.
"Jeder muss tolerant sein und sich zurücknehmen können. Leute mit Humor sind hochwillkommen, das macht locker", beschreibt Heide Wilts gefragte Qualitäten von Mitseglern. Störend findet sie Alkohol und Handys an Bord: "Bier und Wein fördern nur scheinbar die Kommunikation, Handygespräche mit der Firma irritieren: Wir leben doch hier schließlich auf unserer eigenen kleinen Welt."
Die Wilts planen zunächst für ein Jahr mit Kurs Neuseeland und Australien. Zwischenbesuche in Deutschland sind vorgesehen, danach ist wieder alles offen. "Es gibt noch viele Ziele, die uns reizen."
es betrifft auch strömungsgeschwindigkeiten, wassertemperaturen in unterschiedlichen tiefen, dichte von ...