
Soll Helgoland im Winter täglich angefahren werden? Kurz vor der Unterzeichnung eines Vertrags für ein neues Schiff sorgt diese Diskussion für Wirbel. Einige erhoffen sich deutliche Impulse für den Tourismus, doch laut Gemeinde gibt es noch zu wenig Gäste im Winter.
Helgoland. Vor der Unterzeichnung eines neuen Vertrags zur Fährverbindung nach Helgoland werden Forderungen nach täglichen Fahrten zu Deutschlands einziger Hochseeinsel auch im Winter laut.
Ein neues Schiff mit höchsten Umweltstandards soll im Mai 2015 in Betrieb gehen, den Zuschlag für den Vertrag hatte die Cuxhavener Reederei Cassen Eils erhalten. Doch einige Unternehmer auf der Insel sind enttäuscht, dass bei der Unterzeichnung am heutigen Donnerstag keine tägliche Anbindung in der kalten Jahreszeit vertraglich sichergestellt werden soll. Sie sind überzeugt, dass ein solches Angebot die Insel attraktiver macht und mehr Gäste anlockt. Nach Ansicht von Helgolands Bürgermeister Jörg Singer ist es zu früh für eine tägliche Verbindung, weil das derzeitige Schiff zwischen Cuxhaven und der Insel im Winter zu wenig ausgelastet ist.
Der Helgoländer Großhändler Jens Hamel hingegen ist überzeugt, dass eine tägliche Anbindung für den Handel und die Hotellerie wichtig ist, damit mehr Gäste kommen. Er meint, man könne einen Winter lang den Versuch starten und sehen, was dabei herauskommt.
Der Hotelier Detlev Rickmers, dessen Hotels auf der Insel einen Marktanteil von 35 Prozent haben, sagte, in den vergangenen Jahrzehnten sei es für die Hoteliers nur schwer möglich gewesen, ein Ganzjahres-Geschäft aufzubauen. Grund: Helgoland ist von November bis März nur viermal wöchentlich per Schiff zu erreichen. Mit der Ansiedlung der Offshore-Unternehmen biete sich nun die große Chance, auch für den Tourismus einen entscheidenden Fortschritt zu erreichen und eine ganzjährige tägliche Anbindung an das Festland zu schaffen.
"Das gehört für mein Verständnis zur Grundversorgung", betonte Rickmers. Die Gemeinde setze sich dafür nicht stark genug ein. Ohne eine tägliche Verbindung in der kalten Jahreszeit sehe er wirtschaftlich keine andere Möglichkeit, als sein Wintergeschäft runterzufahren. "Wir befürchten den Rückgang der Wintergeschäfte auf das Niveau und die Leere der 1990er- Jahre."
"Noch Luft nach oben"
Von Anfang November 2012 bis zum 24. März 2013 zählte Helgoland rund 18300 ankommende Fahrgäste, ein Jahr zuvor waren es in diesem Zeitraum nur 15500. "Wir haben uns die Zahlen natürlich angeguckt, da ist noch Luft nach oben", sagte Bürgermeister Singer. Das bisherige Schiff, das 799 Plätze hat, sei im Winter nicht ausgelastet gewesen.
Der moderne, sturmtaugliche Schiffsneubau werde zukunftsweisend und verlässlicher. Künftig müssten viel weniger Fahrten wegen des Wetters ausfallen. Mit 1000 Plätzen biete das neue Schiff auch mehr Kapazität. Von kleineren Betrieben auf Helgoland hat Singer nach eigenen Angaben eher die Rückmeldung bekommen, dass die Verlässlichkeit des Schiffes an erster Stelle stehe, die Zahl der Verbindungen aber in Ordnung sei. Singer will nicht ausschließen, dass der Fahrplan künftig ausgeweitet wird. "Aber dazu bedarf es weiterer Impulse durch alle Inselakteure."
Der Geschäftsführer der Cuxhavener Reederei Cassen Eils, Peter Eesmann, sagte, der Fahrplan könne im Winter nur erweitert werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Eesmann: "Dann sehe ich da überhaupt kein Problem. Aber man kann nicht nur die Verantwortung auf die Reederei umwälzen, sondern dann müssen wirklich alle Leistungsträger an dem Thema arbeiten."