
Bei einer der größten Evakuierungen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg sind in Hannover drei Fliegerbomben entschärft worden. Rund 50.000 Menschen konnten am Sonntagabend in ihre Häuser zurückkehren.
Die Entschärfung des dritten Blindgängers war für die Experten allerdings kompliziert. „Zwei der Bomben konnten wir problemlos entschärfen, die dritte macht gerade etwas Probleme“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr noch am Nachmittag.
Der letzte Blindgänger ließ sich nicht manuell entschärfen. Gegen 17.45 Uhr konnten die Experten die Bombe dann mithilfe eines Wasserschneidgeräts unschädlich machen. Die Zünder der drei Blindgänger wurden kontrolliert gesprengt.
Wasserstrahlschneider kommen zum Einsatz, wenn der Zünder des Blindgängers beschädigt ist und nicht mehr herausgedreht werden kann: Ein harter Strahl aus Wasser und Quarzsand schneidet den Zünder frei, ohne den Sprengkörper übermäßig zu erhitzen oder zu erschüttern. Lässt sich die Bombe mit dem Wasserstrahlschneider nicht entschärfen, bleibt oft nur noch die kontrollierte Sprengung.
Insgesamt wurden auf dem Baugelände in Hannover drei Fliegerbomben gefunden, davon zwei britische Fünf-Zentner-Bombenund eine Zehn-Zentner-Bombe. Zunächst war man von fünf Sprengsätzen ausgegangen. Bei der Untersuchung entpuppten sich zwei der fünf vermuteten Blindgänger aber als Metallschrott.
Wegen der Teilentwarnung konnte am Nachmittag der Hauptbahnhof in Hannover doch vom Regional- und Fernverkehr genutzt werden. Nach Angaben der Bahn und der Stadt Hannover wurde die Bahnstrecke freigegeben, sodass der Hauptbahnhof wieder normal angefahren werden konnte.
Für die Kampfmittelexperten war der Einsatz nicht alltäglich: „Wenn ich mehrere Blindgänger nacheinander entschärfen muss, ist das schon eine große körperliche und psychische Belastung“, sagte Thomas Bleicher, Chef der Kampfmittelbeseitigung Niedersachsen.
Statt sich in den Notunterkünften aufzuhalten machten viele Hannoveraner lieber Ausflüge. Zahlreiche Betroffene nutzten das von der Stadt angebotene Freizeitprogramm und besuchten Museen, Kinos oder den Zoo zu günstigen Konditionen oder komplett umsonst. Eine größere Evakuierungsaktion als die in Hannover gab es in der Nachkriegszeit bisher nur in Augsburg: Im Dezember 2016 waren dort rund 54.000 Menschen von einer Bombenentschärfung betroffen.