
Und stehen auch bei den Verbrauchern im Nordwesten hoch im Kurs, zur Freude der niedersächsischen Erzeuger.
Ein Schwergewicht unter den Erzeugern ist die Gartenbauzentrale Papenburg (GBZ). Die Genossenschaft beliefert von ihrer Logistikzentrale aus die Großgastronomie und den Lebensmitteleinzelhandel. In den 44 Mitgliedsbetrieben werden derzeit 80 verschiedene Kräutersorten gezogen. „Im letzten Jahr ist die Zahl der verkauften Kräutertöpfe auf circa 90 Millionen Töpfe gestiegen“, sagt die Sprecherin Marianne Niedermeier. Zuvor waren es etwa 85 Millionen. „Zu unseren Verkaufsschlagern zählen Basilikum, Petersilie und Schnittlauch.“
Die Kräutervorlieben in der Stadt und auf dem Land variieren. „In den Großstädten sind die Menschen oft experimentierfreudiger und wir liefern eine breitere Sortimentsvielfalt als in den ländlicheren Regionen“, sagt Niedermeier. Gut 40 Prozent des Sortiments sind Bio-Kräuter. „Unsere Küchenkräuter werden bei optimalen Temperaturen, Licht und Bewässerung in Gewächshäusern angebaut“, so die Sprecherin.
„Man sollte als Konsument wissen, was man da bekommt. Das ist kein nachhaltiger Gartenbau“, sagt hingegen der Kräuterhändler Herbert Vinken. Die günstige Ware sei „dicht gesät und schnell gezogen. Alles, was im Niedrigpreisbereich ist, geht gar nicht anders.“ Angesichts der hohen Margen für Handel und Zwischenhändler könnten die Erzeuger nicht viel Arbeit reinstecken. Für sie blieben 60 bis 70 Cent. Vinken betreibt in Dötlingen (Kreis Oldenburg) seit 1995 „Herb‘s Bioland-Gärtnerei“ mitsamt Pflanzenversand. Seine Produkte verkauft er auf Pflanzenmärkten, ab Hof oder online. „Wir können kein Basilikum für 1,99 Euro verkaufen, bei uns kostet es drei Euro“, sagt Vinken. Pro Jahr zieht er rund 120 000 Kräuter-Töpfe. Die Pflanzen werden im Gewächshaus angezogen und kommen dann ins Freie. Die Gärtnerei kultiviert Hunderte Kräuter-Sorten. „Uns geht es um gärtnerische und biologische Vielfalt“, sagt Vinken. Seine Gärtnerei ist Tummelplatz für Wildbienen, Nachtfalter und Schmetterlinge.
„So eine Fülle im Blick zu haben ist schon eine Herausforderung“, sagt Vinken. Denn die Bedürfnisse der ein-, zwei- oder mehrjährigen Kräuter variieren. Manche mögen es schattig, andere sonnig. Die einen brauchen fetten, die anderen mageren Boden. „Man muss die Standorte beachten. Thymian beispielsweise braucht magere Erde und eher wenig Wasser.“ Die Käufer bekommen Infos an die Hand, damit die Kräuter bei ihnen gut weiterwachsen können.
Manche Kräuter liegen laut Herb‘s im Trend. So wie Jiaogulan, auch „Kraut der 100-Jährigen“ oder „Unsterblichkeitskraut“ genannt. Die aus China stammende Heilpflanze gilt als Radikalenfänger und wird auch in der Krebstherapie eingesetzt.
Die Heilwirkung von Kräutern steht auch bei der Qualifizierung zur „Kräuterexpertin“ auf dem Lehrplan. Seit 2006 bietet die Landwirtschaftskammer Niedersachsen die aus einem Grund- und zwei Aufbaukursen bestehende Fortbildung an. „Inzwischen haben über 400 Frauen aus dem ländlichen Raum an dieser Seminarreihe teilgenommen“, sagt Anke Kreis von der Landwirtschaftskammer. „Das Interesse an Küchen- und Wildkräutern nimmt von Jahr zu Jahr zu.“ Viele Absolventinnen erschließen sich neue Einnahmequellen.