
Ein Bild zeigt einen durchgerosteten und verformten Behälter. An einem anderen klebt eine dicke Salzkruste.
Die BGE – beziehungsweise der vorherige Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz – hat diese Kammer bislang siebenmal angebohrt. Eine achte Bohrung läuft zurzeit. Die Verantwortlichen wollen sich so über den Zustand der Kammer und der darin lagernden Fässer mit radioaktiven Abfällen informieren.
Die Probebohrungen hatten bereits 2012 begonnen. Zunächst kamen die Arbeiten kaum voran. Insbesondere eine Bitumenschicht in der Mitte der rund 20 Meter dicken Verschlussmauer bereitete dem Bohrteam Probleme: Das zähflüssige Erdpech drohte den Bohrkopf zu verschmieren und hochempfindliche Geräte zu verkleben. Eine spätere Bohrung verfehlte den angepeilten Hohlraum an der Kammerdecke. Alte Aufzeichnungen erwiesen sich als falsch, zudem hatte sich das Salzgestein verschoben.
Das ganze Bergwerk gilt als instabil und droht mit Wasser vollzulaufen. Bereits jetzt fließen täglich etwa zwölf Kubikmeter Lauge in die Asse. Rund 126 000 Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Atommüll wurden zwischen 1967 und 1978 in das aufgegebene Salzbergwerk Asse II gebracht, knapp 4400 Fässer davon liegen in der Einlagerungskammer 7.
Vor wenigen Wochen gelang es der BGE erstmals, eine Kamera durch ein Bohrloch einzuführen und einige Bereiche zu filmen. „Die Decke der Einlagerungskammer weist einen hohen Schädigungsgrad auf“, heißt es in einem Bericht der bundeseigenen Gesellschaft. Es seien Risse und „aufgelockerte Bereiche“ nachgewiesen worden. Zudem sei eine Zwischendecke durch den Gebirgsdruck „gestaucht“. Die Aufnahmen zeigten zudem, dass Behälter „ungeordnet gelagert“ wurden.
Außer der Kamera schoben die Techniker auch Sonden durch die Bohrlöcher. Diese maßen eine Konzentration des radioaktiven Gases Radon von rund 45 000 Becquerel pro Kubikmeter, Krypton-85 wurde mit einer Aktivität von rund 70 000 Becquerel pro Kubikmeter gemessen. Die Einheit Becquerel gibt die Anzahl radioaktiver Zerfälle in einer Sekunde an. Auch Wasserstoff spürten die Sonden auf, die Mengen lagen den Angaben zufolge aber um mehr als das Zehnfache unterhalb der Explosionsgrenze.
Alle diese Werte habe die BGE für Ein-lagerungskammern in der Asse erwartet, heißt es nun. Sie stellten die angepeilte Rückholung der Abfälle nicht infrage. Auch die beschädigten Fässer und die Risse stünden dem Vorhaben nicht entgegen. Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte nach einem Vergleich verschiedener Optionen für eine Schließung der Asse bekannt gegeben, dass der Atommüll nach Möglichkeit geborgen werden soll. Wann das passiert, und ob die weltweit noch nirgends erprobte Räumung eines unterirdischen Atomlagers tatsächlich machbar ist, das steht jedoch noch nicht fest.Eine Kammer mit radioaktiven Abfällen könnte allerdings schon vorzeitig geräumt werden. „Solche Überlegungen werden verfolgt“, sagt eine BGE-Sprechein. Weil diese Kammer in 725 Metern Tiefe heute schon befahren werden könne, sei ein Zugang wesentlich schneller möglich als bei den anderen, mit dicken Mauern verschlossenen Hohlräumen.
Die BGE prüft derzeit auch, ob erste Gebinde mit radioaktiven Abfällen über den bestehenden Schacht 2 an die Oberfläche geholt werden könnten. Bislang war der Bau eines zusätzlichen Schachtes stets als eine Voraussetzung für die Räumung der Asse genannt worden. Dem Betreiber zufolge ist für eine vorgezogene Rückholung allerdings ein annahmebereites Zwischenlager erforderlich.