
Der Prozess gegen Niels Högel ist vorbei, aber die Aufklärung der Mordserie geht weiter. Vor dem Landgericht Oldenburg steht nun ein Verfahren gegen vier ehemalige Mitarbeiter des Klinikums Delmenhorst an. Angeklagt sind zwei Oberärzte, ein Leiter der Intensivstation und eine seiner Stellvertreterinnen. Alle waren während Högels Zeit am Klinikum in Verantwortung. Der Vorwurf lautet Totschlag durch Unterlassen.
In dem Verfahren wird auch Högel eine Rolle spielen. Er soll als Zeuge aussagen, deshalb musste die Kammer das Urteil im Prozess gegen ihn abwarten. Ob auch in diesem Fall wieder in der Weser-Ems-Halle verhandelt wird, steht noch nicht fest. Auch wann der Prozess gegen das Delmenhorster Personal stattfindet, ist unklar. Es gilt als möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, dass er noch in diesem Jahr beginnt. Das hängt auch davon ab, ob gegen das Urteil im Högel-Verfahren Revision eingelegt wird.
Die Ermittlungen gegen mehrere Mitarbeiter des Klinikums Oldenburg sollten bereits im Frühjahr abgeschlossen sein. Sie ziehen sich aber noch immer hin. Einige Aussagen im Verfahren gegen Högel haben neue Erkenntnisse über Verantwortliche ans Licht gebracht, die im Fokus der Beamten stehen. Deswegen wird nun nachermittelt. Es gilt als gesichert, dass die Untersuchungen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Aktuell beschäftigt die Behörden auch das Aussageverhalten einiger ehemaliger Kollegen und Vorgesetzte von Högel. Viele Mitarbeiter des Klinikums Oldenburg wurden von einem Anwalt in die Weser-Ems-Halle begleitet und zeigten große Erinnerungslücken. Der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann zweifelte dieses Verhalten an und vereidigte mehrere Zeugen. Nun ermitteln die Beamten wegen Meineids in acht und Falschaussage in zwei Fällen.
Für die Untersuchungen hat die Polizei die Soko „Kardio 2“ ins Leben gerufen. Der Name lehnt sich an die Ermittlergruppe an, deren dreijährige Arbeit zur Anklage wegen hundertfachen Mordes gegen Högel geführt hat. Die Aufgabe der Beamten dürfte vor allem in einem Abgleich mit früheren Aussagen der Zeugen liegen, die sie gegenüber der Polizei gemacht haben.
Besonders viel verspricht man sich bei der Staatsanwaltschaft nicht von diesen Ermittlungen. Die Zeugen waren juristisch gut vorbereitet. Es wird nicht einfach, ihnen nachzuweisen, dass sie ihre Erinnerungslücken gespielt haben.
Normalerweise würde man sich ja regelmäßig mit anderen Eltern und Kindern treffen. Sei es in ...