
Dezember 2016 waren auf den 46-jährigen Albaner die tödlichen Schüsse abgefeuert worden.
Ein 23-Jähriger Landsmann muss sich seit Anfang November vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Verden verantworten. Vor der Polizei hat er eingeräumt, am 9. Januar 2017 das Motorrad gesteuert zu haben, von dem aus mitten in Vissel-hövede auf den 46-Jährigen geschossen worden war. Der Angeklagte hatte einen 24-jährigen Verwandten der eigentlichen Tat bezichtigt. Dieser war jedoch im Dezember vom Vorwurf des heimtückischen Mordes freigesprochen worden.
Das Opfer, ein albanischer Bundespolizist, war im März 2013 in der Hauptstadt Tirana wegen vorsätzlicher Tötung zu fast sieben Jahren Gefängnis verurteilt und im Januar 2016 vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Die Familie des Getöteten soll Blut-rache nach den uralten Regeln des „Kanun“ geschworen und „drei Leben“ zur Wiederherstellung der Familienehre gefordert haben. Im Februar waren der 46-Jährige und seine zweite Ehefrau nach Deutschland geflohen, wo sich bereits Familienangehörige befanden. Der Asylantrag des Paares wurde im Juni abgelehnt, den Eheleuten drohte die Abschiebung.
Dagegen hatte der Mann geklagt – mit Erfolg. Der zuständige Richter am Verwaltungsgericht Braunschweig sagte am Mittwoch vor dem Landgericht: „Ich habe ihm geglaubt. Was er in der Anhörung schilderte, hat mich überzeugt.“ Der in Asylfragen sehr erfahrene Richter betonte, Angst vor angeblicher Blutrache werde von albanischen Flüchtlingen in Verfahren häufig vorgebracht. Dies sei „manchmal nicht glaubhaft und nachvollziehbar“. Bei dem 46-jährigen Albaner sei dies allerdings anders gewesen: „Er war einer der wenigen, dem wir den Schutzstatus zugesprochen haben.“ Die Nachricht vom Tode des Mannes habe ihn sehr erschüttert.
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