
„Die Polizei geht davon aus, dass Katrin Konert tot ist“, sagte der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Steffen Grimme, am Freitag in Lüchow.
Mit einer neuen Ermittlungsgruppe und der Unterstützung von Profilern des Landeskriminalamtes (LKA) in Hannover wollen die Polizeibeamten nun endlich das mutmaßliche Gewaltverbrechen aufklären. „Die Angehörigen wissen nicht, wo sie trauern können“, sagte Grimme.
Am Tag des Verschwindens, dem 1. Januar 2001, gab es Blitzeis. Das letzte Lebenszeichen der Jugendlichen war eine SMS an ihre Schwester. Möglicherweise stieg sie, weil kein Bus fuhr, zu einem Fremden ins Auto, um nach Hause – ins 13 Kilometer entfernte Groß-Gaddau – zu kommen. „Die bisherigen Ermittlungen haben sich sehr stark im persönlichen Umfeld von Katrin bewegt“, sagte der Chef der Kriminalpolizei.
Bereits 2003 war ein Bekannter der Schülerin wegen Totschlagverdachts vernommen worden, ihm konnte damals jedoch nichts nachgewiesen werden. 2017 wurde eine mysteriöse Kreidenachricht an das Bushaltehäuschen in Bergen geschrieben. Den gesamten Text veröffentlichte die Polizei zunächst nicht. „Es gibt fast täglich neue Hinweise“, sagte Annegret Dau-Rödel, Leiterin der neuen Ermittlungsgruppe, für die acht Beamte zusammengezogen wurden. Am Dienstag wollen sie für fünf Wochen eine mobile Wache in Bergen aufbauen und dort unter anderem Flugblätter verteilen. Die Belohnung für entscheidende Hinweisgeber wurde von 5000 auf 10 000 Euro aufgestockt.
„Wir stehen an einem Punkt, wo wir alles auf Null stellen“, sagte Carsten Schütte, Leiter der Abteilung Operative Fallanalyse beim LKA. Die mehr als 630 Spuren seit Katrins Verschwinden sollen mit Hilfe der Profiler aus Hannover neu gelesen werden.
Außerdem wird erstmals in diesem Fall das anonyme Online-Hinweissystem BKMS eingesetzt. Absender seien nicht identifizierbar, der Inhalt der Meldungen werde durch Sicherheitstechnik geschützt, betonten die Fahnder. Ihnen geht es auch um alltägliche Beobachtungen, etwa welche Menschen sich rund um den Jahreswechsel in der Gegend aufgehalten haben. Das BKMS-System wurde in Niedersachsen zunächst in Korruptionsverfahren eingesetzt, seit 2014 bisher auch bei fünf Tötungsdelikten. Der NDR hat aus dem Fall Katrin Konert darüber hinaus eine sechsteilige True-Crime-Serie gemacht, die von Dienstag an sowohl im Radio als auch als Podcast zu hören sein wird. Mit der Reihe „Täter unbekannt“ will der Sender bei der Aufklärung mysteriöser Vermisstenfälle in Norddeutschland helfen.
Für die Familie von Katrin
Konert sei es schrecklich, dass ihr Kind immer noch nicht gefunden wurde, sagte die neue Ermittlungschefin Dau-Rödel. „Ich werde da so lange dran arbeiten, bis der Fall geklärt wird“, versprach sie. Das Landeskriminalamt Niedersachsen hatte vor Kurzem nach dem Vorbild anderer Bundesländer ein Konzept erstellt, um ungeklärte Tötungsdelikte beziehungsweise Vermisstenfälle wieder aufzugreifen. Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover wurde dafür eine Liste von insgesamt 268 Altfällen, sogenannte „Cold Cases“, erstellt.