
Die junge Frau, die an einem Auto festgebunden durch Hameln geschleift wurde, will das Tatfahrzeug, eine VW Limousine, für einen guten Zweck verkaufen. Mit der Aktion soll möglichst viel Geld für den Bau eines Waisenhauses im nordsyrischen Kobane gesammelt werden, sagte die 29-Jährige. Kader K.s Ex-Mann, der bei dem Gewaltexzess den Wagen steuerte, war wegen versuchten Mordes zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zudem legte das Landgericht Hannover fest, dass er der Frau ein Schmerzensgeld zahlen und sein Auto überlassen muss.
Während Kader K. von dem Geld noch nichts sah, wurde das Auto Anfang des Jahres von der Staatsanwaltschaft freigegeben. Es ist nach Angaben der jungen Frau etwa 12.000 Euro wert. „Das Tatfahrzeug sehe ich nicht als Killer“, sagte die 29-Jährige, die immer noch massiv psychisch und physisch unter den Folgen des Verbrechens leitet. Nur weil das Seil nach gut 200 Meter riss, überlebte sie mit lebensgefährlichen Verletzungen. Kader K. betonte:„Ich möchte das Auto nicht zerstören, ich möchte damit etwas Gutes tun.“
Der Traum der Kurdin ist es, 80.000 Euro für den Bau des Waisenhauses zusammenzubekommen. Auch Spenden unabhängig von der Autoversteigerung seien willkommen. Ihr kleiner Sohn sei in gewisser Weise auch ein Waisenkind, sagte die junge Frau. Er sei von seinem eigenen Vater schwer traumatisiert worden. Der damals fast dreijährige Junge saß während des Gewaltexzesses im November 2016 auf der Rückbank des Wagens und hörte die Schmerzensschreie der Mutter.
Der 39 Jahre alte Kurde hatte seine Ex-Partnerin zunächst mit einem Messer und einer Axt attackiert. Danach band er der Schwerstverletzten ein Seil um den Hals, das er an der Anhängerkupplung befestigte und raste los. Der Wagen solle ohne Anhängerkupplung versteigert werden, sagte Kader K.s Rechtsanwalt. Roman von Alvensleben begründet die Einscheidung: „Die Anhängerkupplung ist Symbol der Tat.“
Kader K. hat wie durch ein Wunder überlebt. Jetzt möchte sie anderen Frauen Mut machen, die Opfer von Gewalt wurden und erzählt offen von ihrem Schicksal. „Ich unterstützte sie dabei“, sagte von Alvensleben. „Sie möchte Gesicht zeigen gegen Gewalt.“ Für Opfer gebe es immer noch zu wenig Unterstützung, etwa in der Auseinandersetzung mit Behörden, kritisierte der Jurist. Der Täter hatte angekündigt, sein Haus zu verkaufen, um das Schmerzensgeld zu zahlen, doch bisher geschah nichts. „Jetzt wurde die Zwangsversteigerung des Hauses angeordnet“, berichtete der Rechtsanwalt.