
Herr Weil, ist Bremen mit der neuen rot-grün-roten Regierung noch ein guter Nachbar für Niedersachsen?
Weil: Aber ja. Wir haben bisher immer mit Bremen in enger, vertrauensvoller Zusammenarbeit eine gute Nachbarschaft gepflegt. Und ich bin sicher, dies wird sich auch in der neuen Konstellation fortsetzen.
Aber der Bremer Koalitionsvertrag sieht durchaus Einschränkungen für den motorisierten Individualverkehr vor. Macht dies nicht das Hin-und-her-Kommen zwischen beiden Ländern schwieriger?Wir sind ein gemeinsamer Lebensraum. Wenn es Diskussionsbedarf gibt, dann steht die niedersächsische Landesregierung gerne für Gespräche zur Verfügung. Wir gehen aber schon davon aus, dass gemeinsame Verabredungen über wichtige Vorhaben für unseren Raum auch weiter zu realisieren sein werden. Wir sind zwei selbstbewusste Bundesländer, die aber wissen, dass sie zusammenarbeiten müssen. Es geht um die Menschen, denen am Ende eigentlich nicht so wichtig ist, wo das eine Land aufhört und das andere beginnt.
Gilt die von Ihnen beschworene vertrauensvolle Zusammenarbeit auch für die Weser-Vertiefung? Bremen verabschiedet sich ja von den bisherigen Plänen.Da haben wir als Niedersachsen eine klare Haltung, die erfreulicherweise auch vom Bund getragen wird. Wir glauben, dass ein Ausbau der Weser zwingend notwendig ist –und zwar auch und gerade im Interesse von Bremen selbst. Sollte es dort neuen Gesprächsbedarf geben, sind wir dazu gern bereit. Für uns steht dieser Ausbau allerdings nicht zur Disposition.
Das neue Bremer Bündnis aus SPD, Grünen und Linken stellt in den westdeutschen Bundesländern eine Premiere dar. Ist ein solches Modell aus Ihrer Sicht auch für Niedersachsen denkbar?Diese Frage stellt sich nicht. Wir haben derzeit in Niedersachsen eine gut arbeitende rot-schwarze Regierung. Zuvor hat die SPD das Land gemeinsam mit den Grünen erfolgreich regiert. Die Partei Die Linke spielt anders als in Bremen politisch in Niedersachsen kaum eine Rolle.
Und wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt?Das ist reine Spekulation. Zunächst entscheiden immer erst einmal die Wählerinnen und Wähler, danach sind die gewählten Parteien gefragt, Koalitionen zu bilden. Die nächste Landtagswahl in Niedersachsen liegt noch in weiter Ferne, bis dahin wird die SPD-geführte Landesregierung intensiv für die Menschen in Niedersachsen arbeiten und das Land weiter voran bringen.
Welches Verhältnis haben Sie zum designierten neuen Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte?Ich kenne Andreas Bovenschulte lange und gut. Ich habe mit Carsten Sieling gerne und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Dies wird auch mit Andreas Bovenschulte ganz sicher der Fall sein. Er ist wirklich durch und durch ein gelernter Kommunaler, der sich für seine Stadt massiv engagieren wird. Da hat Bremen einen guten Griff getan.
Das Interview führte Peter Mlodoch.
Stephan Weil (60) ist seit Februar 2013 Ministerpräsident in Niedersachsen, zunächst in einer rot-grünen Koalition, ab November 2017 in einem Bündnis mit der CDU. Er ist Volljurist und hat als Staatsanwalt und Richter gearbeitet. Weil hat einen erwachsenen Sohn.